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Erste offene trans Athletin bei Paralympics: „Ich lasse mich von dem Spektakel antreiben“
Die Italienerin Valentina Petrillo ist die erste offene trans Athletin, die bei den Paralympics antritt. Am Montag erreichte die 51-Jährige das Halbfinale über 400 Meter.
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Valentina Petrillo blieb am Montag noch hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Die 51 Jahre alte Italienerin hatte sich vorgenommen, bei ihrem Paralympics-Debüt in Paris die 400 Meter unter 57 Sekunden zu laufen. Im Vorlauf schaffte sie am Vormittag eine Zeit von 58,35 Sekunden und erreichte das Halbfinale.
Die sehbeeinträchtigte Petrillo tritt in der Kategorie T12 an und ist die erste offene trans Athletin, die bei Paralympischen Spielen startet. Mit ihrem Vorlaufergebnis zeigte sich Petrillo zufrieden: „Es ist schwierig, das Eis zu brechen, 58,35 Sekunden ist ein gutes Ergebnis, aber ich werde hier nicht aufhören. Ich lasse mich einfach von diesem außergewöhnlichen Spektakel antreiben.“ Sie trat unter anderem gegen die Kubanerin Omara Durand an, die bei den vergangenen Spielen in Tokio Gold gewann.
Bei der Leichtathletik-WM in Paris im vergangenen Jahr hatte die Läuferin zwei Bronzemedaillen gewonnen und damit einen Startplatz für die Paralympics erhalten. Bereits zu diesem Zeitpunkt und verstärkt in den Wochen vor den Paralympics wurde viel Kritik an Petrillos Teilnahme in der Frauenkategorie geübt. Die Teilnahme von trans Athletinnen gefährde die Frauen-Kategorie, da es biologische Vorteile gebe, heißt es immer wieder. Seit März 2023 gab es eine regelrechte Hasskampagne in den sozialen Medien gegen Petrillo, die unter anderem Morddrohungen beinhaltete.
Petrillo gilt nicht als Favoritin
Seitdem schirmt sich die Italienerin während der Wettkämpfe von der Außenwelt ab. Ein Vorbild für ihre Community möchte sie aber dennoch sein: „Trans Menschen sind oft aus dem Sport ausgeschlossen. Aber ich habe es geschafft. Wenn ich es schaffen kann, kann es jeder schaffen.“ Sie kritisierte im Vorfeld der Spiele das binäre System des Sports, in dem einige Menschen keinen Platz finden würden.
Bei Olympischen Spielen ist die Teilnahme von trans Frauen in der Frauenkategorie komplett ausgeschlossen, wenn sie die männliche Pubertät durchlaufen haben. Bei den Paralympics dürfen trans Frauen in der Leichtathletik starten, wenn sie – wie Valentina Petrillo – einen bestimmten Testosteronwert nicht überschreiten.
Petrillo gilt bei den Paralympics in Paris keineswegs als Favoritin. Ihrer Meinung nach habe sich das Niveau seit den letzten Meisterschaften deutlich gesteigert: „Es wird hart werden, aber dafür bin ich hier, für all die Arbeit, die ich geleistet habe. Ich denke schon seit drei Jahren an Paris.“
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