zum Hauptinhalt
Dennis Schröder ist zum ersten Mal bei Olympia dabei.

© IMAGO/Tilo Wiedensohler

Erster schwarzer Fahnenträger: Dennis Schröder setzt nicht nur sportlich Zeichen

Dennis Schröder war in Deutschland lange eher unbeliebt, doch er ist gereift und hat sich den Respekt erarbeitet. Die Entscheidung für ihn als Fahnenträger wirkt über den Sport hinaus.

Stand:

Vor ein paar Jahren wäre es an einem Tag wie dem vergangenen Dienstag vor allem um eins gegangen: um Dennis Schröder. Der Basketballer aus Braunschweig, der seit 2013 in der Glitzerwelt NBA lebt, hatte einen starken Drang zur Selbstdarstellung und die Wahl zum Fahnenträger bei den Olympischen Spielen hätte er mit ziemlicher Sicherheit dazu genutzt, aller Welt zu zeigen, was für ein krasser Typ er ist.

Doch Dennis Schröder, mittlerweile 30 Jahre alt, dreifacher Vater und Basketball-Weltmeister, hat sich gewandelt. Am Dienstag klang er fast staatstragend. „Das ist eine riesengroße Ehre für mich, die Fahne tragen zu dürfen. Ich glaube, dass das auf jeden Fall in Deutschland auch ein Statement setzt, das als erster Dunkelhäutiger machen zu dürfen“, sagte er, nachdem der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) Schröder und die zweimalige Judo-Weltmeisterin Anna-Maria Wagner am Dienstag als Fahnenträgerduo bestätigte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

In jungen Jahren war Schröder in Deutschland nicht gerade beliebt. Er war in der Nationalmannschaft zwar der mit Abstand beste Spieler und opferte jeden Sommer viel Zeit, doch mit seiner Art eckte er an. Nach Everybody’s Darling Dirk Nowitzki, Fahnenträger 2008 in Peking, war da plötzlich ein junger Kerl mit einer goldenen Strähne im Haar, der seinen Reichtum öffentlich zur Schau stellte und verbal meist irgendwo zwischen selbstbewusst und arrogant schwankte. Und, man muss es leider auch 2024 noch sagen, der schwarz ist.

Im amerikanisch geprägten Basketball ist die Hautfarbe eigentlich kein großes Thema, doch wie im Fußball lässt sich auch hier beobachten, dass sie in Deutschland gerade im Misserfolgsfall einen Einfluss hat. Als die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2019 krachend scheiterte, konzentrierte sich die Kritik fast nur auf Schröder. Nicht auf Trainer Henrik Rödl, nicht auf die anderen beiden NBA-Profis Daniel Theis und Maxi Kleber. Das hatte viel mit seiner Rolle im Team und seiner selbstbewussten Art zu tun, aber sicher nicht nur.

Der deutsche Basketballer Ariel Hukporti, der künftig ebenfalls in der NBA spielen wird, hat Schröders Bedeutung im Fachmagazin „Big“ vor einigen Monaten eindrücklich beschrieben. „Es ging um mehr, als nur die Trophäe gewonnen zu haben“, sagte er bezogen auf die Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer. „Als Schwarzer in Deutschland fühlt man sich nicht immer als Deutscher. Aber das hat sich durch den WM-Titel geändert, vor allem dank Dennis Schröder als MVP und anderen Spielern mit Migrationshintergrund wie Johannes Thiemann, Maodo Lo oder Isaac Bonga.“

Die erfolgreichen Turniere der vergangenen zwei Jahre, EM-Bronze in Deutschland und WM-Gold in Asien, haben die Wahrnehmung Schröders in der Öffentlichkeit extrem geprägt. Er wird vielleicht nicht allseits bewundert wie Nowitzki, doch den Respekt, den er immer wieder eingefordert hat, bekommt er nun.

Eine umstrittene Persönlichkeit bleibt Dennis Schröder dennoch. Er und Kleber werden nach Schröders öffentlicher Kritik vor der WM wohl keine Freunde mehr, auch in der darauf aufbauenden Kontroverse mit einem bekannten deutschen Basketballjournalisten machte er keine gute Figur. Als Sportler stehen seine Verdienste hingegen außer Frage – die erste Olympiamedaille für den deutschen Basketball wäre nach dem WM-Titel die endgültige Krönung seiner großen Karriere.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })