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Volles Haus im Steffi-Graf-Stadion. Das gab es in diesem Jahr an vier von sieben Hauptfeldturniertagen.

© Moritz Staudte

„Es ist völlig klar, dass wir wachsen wollen“: Wird das Steffi-Graf-Stadion für Tennis wieder erweitert?

Die neuen Veranstalter der Berlin Tennis Open sind zufrieden mit ihrer Turnierpremiere. Und haben große Visionen für die kommenden Jahre.

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Kurz vor dem Finale der Berlin Tennis Open wurde am Sonntagvormittag auf dem kleinen Außenplatz Nummer zwei noch trainiert. Doch nicht etwa die Finalistinnen Marketa Vondrousova oder Wang Xinyu waren dort gegen 10 Uhr zu sehen, sondern Coco Gauff. Die US-Amerikanerin hatte in Berlin bereits am Donnerstag ihr Auftaktmatch verloren, blieb aber noch in Berlin für etwas Sightseeing und ein bisschen Wimbledon-Vorbereitung.

„Das ist das größte Kompliment für unser Turnier, denn normalerweise will man nach einer Niederlage einfach nur weg“, zeigte sich Andrea Petkovic bei der Abschlusspressekonferenz ehrlich überrascht. Die frühere deutsche Weltklassespielerin fungierte als Director of Excitement in Berlin und tatsächlich waren die insgesamt neun Tage auf der Tennisanlage des LTTC Rot-Weiß durchaus aufregend.

An vier von sieben Hauptfeldtagen konnten die Veranstalter „ausverkauft“ vermelden, insgesamt pilgerten etwas mehr als 35.000 Besucherinnen und Besucher zum Tennis an den Hundekehlesee im Grunewald. „Wir haben eine hervorragende Basis gelegt“, sagte Markus Günthardt von der Agentur Perfect Match, die die Veranstaltung in diesem Jahr erstmals durchgeführt hatte.

Es gelte noch einige „Kinderkrankheiten“ auszumerzen, aber Günthardt ist sicher, dass Berlin „alle Zutaten“ hat, um in Zukunft erfolgreich und rentabel zu sein. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Berlin Tennis Open im Jahr 2025 noch ein Minusgeschäft für Perfect Match waren. „Wir haben hier eine große Investition getätigt und hoffen, dass wir im dritten Jahr die schwarze Null schaffen“, sagte Günthardt. Hilfreich wäre dafür zum Beispiel ein Titelsponsor, der bei dieser Austragung fehlte.

Diese Anlage verträgt auch mehr Zuschauer.

Markus Zoecke, Turnierdirektor der Berlin Tennis Open

In jedem Falle hat das Turnier mit den neuen Machern wieder eine Vision. Sogar der Einsatz der ausfahrbaren Tribünen im Steffi-Graf-Stadion ist keine Utopie mehr. Immerhin könnte der Center Court dadurch von aktuell 4200 auf rund 7000 Plätze erweitert werden. „Wir reden über die Mechanik, das muss natürlich überprüft werden. Aber es ist völlig klar, dass wir wachsen wollen“, sagte Turnierdirektor Markus Zoecke.

Es sind dies durchaus überraschende Aussagen, die zeigen, welche Ambitionen man in Berlin wieder hat. Manch einer dürfte das auch als etwas großspurig empfinden, schließlich ist das Turnier ohne deutsche Topstars noch kein Straßenfeger, wie es das früher in den goldenen Zeiten von Steffi Graf einmal war. Aber für Zoecke ist klar: „Diese Anlage verträgt auch mehr Zuschauer.“

Die Plätze für Mitglieder fallen im nächsten Jahr weg

Der eine oder andere Besucher dürfte das in dieser Turnierwoche etwas anders empfunden haben. Die Wege zwischen Center Court und Platz Nummer eins waren häufig verstopft. Sollten künftig bis zu 9500 statt wie aktuell 6500 Menschen auf der Anlage sein, wird es noch enger. Und der VIP-Bereich einschließlich Zugang zum See soll auch künftig so üppig dimensioniert bleiben wie in diesem Jahr.

Ein bisschen mehr Platz für die Allgemeinheit sei aber noch vorhanden, versicherte Zoecke. Standen die Plätze 9, 10 und 11 in diesem Jahr den Mitgliedern auch während des Turniers für Tennis zur Verfügung, wird dies künftig nicht mehr möglich sein. „Die Erweiterung des Public-Bereiches wird im nächsten Jahr dort passieren“, sagte Zoecke.

35.000
Zuschauer kamen in diesem Jahr auf die Anlage des LTTC Rot-Weiß Berlin

Auch die Einlasssituation soll überdacht werden. In den vergangenen Tagen bildete sich vor dem Eingang in der Auerbachstraße eine lange Schlange bis um mehrere Straßenecken. „Das kann so nicht bleiben“, meinte Zoecke. Ob es künftig auch wieder einen Zugang am Gottfried-von-Cramm-Weg geben wird, der in diesem Jahr ausschließlich den VIPs vorbehalten war, werde geprüft.

Dass die Berlin Tennis Open auf dem richtigen Weg sind, davon sind die Macher überzeugt. Andrea Petkovic berichtete davon, wie begeistert die Spielerinnen von den Veränderungen des Turniers gewesen sind. Es sei „ein Level nach oben“ gekommen, so Petkovic, die davon selbst erstaunt war: „Anfangs habe ich noch Nachrichten an Freunde geschickt, dass sie sie doch vorbeikommen sollen. In den letzten Tagen wurde ich dann gefragt und musste den Leuten absagen, weil es keinen Platz mehr gab.“

Ob sich der Erfolg im nächsten Jahr fortsetzen und noch ausbauen lässt? Anders als 2025 wird es dann mit der Fußball-WM wieder eine öffentlich dominierende Großveranstaltung geben. Immerhin finden die Spiele in Nordamerika dann in den Abend- und Nachtstunden deutscher Zeit statt.

Für Tennis beim LTTC Rot-Weiß sollte also noch Zeit für alte und neue Fans bleiben. Davon ist Markus Günthardt überzeugt und geht in seiner Prognose sogar noch weiter: „Das Turnier wird als ein ganz großes Event wahrgenommen werden. Ganz sicher.“

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