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Wagt Thomas Müller noch einmal etwas Neues?

© Imago/MIS

Thomas Müller ist kein Heiliger: Die Kritik am FC Bayern ist übertrieben

Leistungsprinzip, biologische Uhr – und dass der Trainer der Chef ist, all das gilt auch für lebende Denkmäler. Doch Müller könnte sich für seine Zukunft ein anderes Klub-Idol als Vorbild nehmen.

Richard Friebe
Ein Kommentar von Richard Friebe

Stand:

Eins vorweg: Man muss Thomas Müller eigentlich mögen. Man muss es bedauern, dass er bald nicht mehr da sein wird, wo er die letzten fast 20 Jahre war – dort, wo die Wahrheit liegt: auf dem Platz. Und dort, wo er oft humorvoll, geistreich, intelligent und hintergründig seine Wahrheit ausgesprochen hat: in der Mixed-Zone und bei Pressekonferenzen.

Der Autor dieses Textes dürfte als alter Anhänger eines früher mal recht erfolgreichen Vereins von der Alster eher nicht im Verdacht stehen, den FC Bayern chronisch in Schutz zu nehmen. Aber dass dieser für seinen angeblich respektlosen Umgang mit „Großes dünnes Müller“ nun landauf-landab harsch kritisiert wird, ist schon seltsam.

Thomas Müller hat vor gut einem Monat in einem Interview mit dem Spiegel selbst gesagt, man sei eben in ergebnisoffenen Gesprächen. Und in denen gehe es um „die sportliche Perspektive und das Finanzpaket“.

Nun ist es aber so, dass – Legendenstatus hin oder her – die sportliche Perspektive bei einem Profiverein mit Ambitionen eben von zwei Faktoren abhängt: der Leistung beziehungsweise Leistungsfähigkeit einerseits und den Vorstellungen und dem Konzept des Trainers andererseits. Einem Spieler, der ein Vereins-Denkmal ist wie Müller, kann man vertraglich versprechen, ihn in Bronze zu gießen und auf einen Sockel zu stellen. Ihn aufzustellen, kann man ihm aber nicht versprechen.

Beim Finanzpaket ist es ähnlich. Müller sagte in jenem Interview ja nicht etwa, dass ihm das Geld egal sei, wenn er nur weiter mitmachen darf. Sondern er stellte – gewohnt selbstbewusst – das Finanzielle gleichwertig neben jene sportliche Perspektive. Möglicherweise hat er nicht mehr die knapp 20 Millionen pro Jahr verlangt, die er bisher bekommt. Der Mindestlohn plus Prämien werden es allerdings wohl auch nicht gewesen sein.

Aber vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance für eine Fortsetzung des Müllerns im deutschen Profifußball – nach Vorbild einer anderen Vereinsikone des FC Bayern. Die ist einst im Herbst ihrer Karriere zu jenem Verein an der Alster gegangen.

Die sportliche Perspektive erwies sich für den Herrn, der zum Zeitpunkt seines ersten Einsatzes dort 35 Jahre alt war – also so alt wie Müller heute – rückblickend als sehr gut. Denn er kam auf 28 Bundesliga-Einsätze und es sprang auch noch einmal eine deutsche Meisterschaft heraus – für jenen Franz Beckenbauer beim Hamburger SV.

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