
© IMAGO/KBS-Picture/IMAGO/KBS-Picture Kalle Meincke
„Es war mega wichtig für den Kopf“: Hertha BSC feiert gegen den HSV Erfolgserlebnis – ein nachhaltiges?
Hertha BSC beweist gegen den Hamburger SV zwei Gesichter. Diese könnten kaum unterschiedlicher sein. Doch gerade die zweite Halbzeit macht Hoffnungen für den weiteren Saisonverlauf.
Stand:
In der 86. Minute gab es für Christian Fiél kein Halten mehr. Die Bank der Berliner explodierte und mit ihr auch der Trainer von Hertha BSC. Er schrie vor Freude und stürmte die Seitenlinie entlang, alle Emotionen mussten in diesem Moment raus. Soeben hatte Herthas Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny der Mannschaft mit seinem Treffer den 1:1-Ausgleich gegen den Hamburger SV beschert – und Fiél den ersten Glücksmoment als Trainer.
„Da geht es gar nicht um mich, da geht es darum, dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit so viel investiert hat, um dieses Spiel noch zu drehen“, erklärte der 44-Jährige seinen Gefühlsausbruch nach dem Spiel und ergänzte: „Ich bin Spanier, deswegen habe ich auch immer weniger Haare. Dann muss auch mal die Emotion raus und ich freue mich für die Jungs.“
Seine „Jungs“ dürften noch in der ersten Halbzeit besonders stark für eben jenen Haarausfall gesorgt haben. Denn nach einem couragierten Beginn, bei dem die Berliner zunächst zielstrebig auf das HSV-Tor spielten, geriet Hertha in der 11. Minute in Rückstand und stellte daraufhin – wie schon so oft in der Vergangenheit – das Spielen ein. Die Leistung in den ersten 45 Minuten wurde zu einer, bei der sich Fiél schon mal gut und gerne die Haare hätte raufen können.
Hertha zeigt zwei Gesichter
Nicht nur Passivität und Unkonzentriertheit erinnerten an den erfolglosen Liga-Auftakt gegen Paderborn. Auch das Gegentor wies die gleichen Muster auf: Erst ließ sich Linksverteidiger Jeremy Dudziak viel zu einfach überlaufen und dann konnte Hamburgs Ransford Königsdörffer den Ball nach einer Flanke ungehindert in die Maschen köpfen. „Das ist so ein Tor, was mich unfassbar ärgert“, sagte Fiél. „Das sind Dinge, die wir abstellen müssen.“
Das versuchte seine Mannschaft nach der Halbzeitpause. Hertha spielte nun mutiger und zielstrebiger auf das Tor der Gastgeber. Insbesondere die Einwechslung von Deyovaisio Zeefuik zahlte sich aus. Der Niederländer ersetzte in der Pause den sichtlich überforderten Dudziak, riss mit seiner aggressiven Spielweise die Teamkollegen mit und verschaffte mit seinem Tempo noch mehr Variabilität auf den Außenbahnen.
Die Berliner wurden vom Dominierten zum Dominierenden, schnürten den HSV am eigenen Strafraum ein und drückten auf den Ausgleich, der verdient, in der 86. Minute fiel – und für Fiéls Jubelstürme sorgte. „Wir waren in der zweiten Hälfte die dominante Mannschaft, die alles dafür getan hat, das Spiel zu drehen. Genauso stelle ich mir das vor“, lobte Fiél die Leistung seiner Mannschaft.
50 Prozent neuer Hertha-Fußball
Es ist ein Punktgewinn, der am Ende so viel mehr ist. Denn was Hertha in der zweiten Halbzeit zeigte, war das, was die Berliner in Zukunft ausmachen soll. Man spielte kontrollieren Ballbesitzfußball und ließ den Ball durch gutes Positionsspiel und Variabilität durch die Räume laufen.
„Das Wort ‘Geduld‘ gibt es im Fußball nicht, aber das war ein Schritt in die Richtung. Und daran wird weitergearbeitet“, fasste Fiél es zusammen. Der Punktgewinn offenbart Herthas Plan und legt womöglich einen Grundstein für die Arbeit in den kommenden Wochen, die die Mannschaft nun mit einem guten Gefühl und mehr Leichtigkeit angehen kann. Denn letztendlich war der Punktgewinn vor allem ein Mentalitätsgewinn für die Berliner.
Das befand auch Diego Demme, der einmal mehr die Fäden im Mittelfeld in der Hand hatte: „Es war mega wichtig für den Kopf für die nächsten Wochen. Wenn du hier nichts mitnimmst, wäre es ein Horrorstart gewesen.“
Am nächsten Sonntag geht es in der ersten Runde des DFB-Pokals auswärts gegen Hansa Rostock. Die Chancen stehen gut, dass Christian Fiél dort seinen zweiten Glücksmoment feiern kann.
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