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Es wird voll – und lange dauern: Die Mitgliederversammlung von Hertha BSC bricht alle Rekorde
An diesem Sonntag wählen die Mitglieder von Hertha BSC ein neues Präsidium. So viele Bewerber gab es in der Geschichte des Vereins noch nie.
Stand:
Es wird voll. So voll wie noch nie vermutlich. Und lange dauern wird es wohl auch. Länger als bei jeder anderen Mitgliedersammlung von Hertha BSC bisher.
Der Rekord liegt bei etwas mehr als siebeneinhalb Stunden, erzielt im Mai 2012, in einer Zeit des Aufruhrs bei Hertha. Die Profimannschaft war gerade aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen, dazu stand die Wahl eines neuen Präsidiums an. Um 2.37 Uhr am frühen Dienstagmorgen endete die Veranstaltung, die am Abend zuvor um 19 Uhr begonnen hatte und bei der Werner Gegenbauer als Präsident im Amt bestätigt wurde.
Die Mitgliederversammlung (MV) im Mai 2012 war nicht nur die längste in Herthas Geschichte; sie war mit rund 3400 Teilnehmern auch die am besten besuchte. Dieser Rekord dürfte an diesem Sonntag ebenfalls fallen, wenn sich Hertha ab elf Uhr im City Cube der Messe Berlin versammelt. 3600 Mitglieder haben sich – unverbindlich – angemeldet. Mit rund 4000 rechnet der Verein.
Der große Andrang bringt einige organisatorische Herausforderungen mit sich, nicht zuletzt weil an diesem Sonntag – unter Tagesordnungspunkt 11 – die Wahl eines neuen Präsidiums ansteht. Das heißt, es gibt zwischen drei und sechs Wahlgängen: in jedem Fall je einen für das Amt des Präsidenten, des Vizepräsidenten sowie für die einfachen Präsidiumsmitglieder (mindestens fünf, maximal sieben).
Je mehr Mitglieder bei der MV anwesend sind, desto länger dauert logischerweise die Auszählung der Stimmen, vor allem bei der Wahl der einfachen Präsidiumsmitglieder, bei denen bis zu sieben Namen pro Stimmzettel angegeben werden können. Insgesamt 50 Helfer, Mitarbeiter der Geschäftsstelle, Schiedsrichter des Vereins und Volunteers, stehen für die Auszählung bereit.
Die spannendste Frage, wer nämlich neuer Präsident des Berliner Fußball-Zweitligisten wird, dürfte noch vergleichsweise schnell beantwortet werden. Erfahrungsgemäß dauert es eine halbe Stunde, bis das Ergebnis feststeht.
Fünf Kandidaten stehen für das Amt zur Wahl, das seit dem Tod von Kay Bernstein im Januar kommissarisch vom vorherigen Vizepräsidenten Fabian Drescher ausgeübt wird. Auch diese Zahl ist ein Rekord. Fünf Bewerber gibt es auch für das Amt des Vizepräsidenten, darunter mit dem bisherigen Präsidiumsmitglied Anne Noske die einzige Frau überhaupt, die bei den Wahlen antritt.
Die Zahl der Kandidaten ist in jüngerer Vergangenheit sprunghaft angestiegen. Im Mai 2012 gab es für die maximal sieben Plätze im einfachen Präsidium gerade mal elf Kandidaten. Vier Jahre später waren es sogar nur neun, im Oktober 2020 wieder elf.
Diesmal treten 19 Kandidaten an, nachdem Fabian Drescher seine Kandidatur als einfaches Präsidiumsmitglied zurückgezogen hat und Peer Mock-Stümer aus privaten Gründen nicht wieder antritt. 19 Kandidaten waren es auch vor einem Jahr, als drei Mitglieder für das Präsidium nachgewählt werden mussten. Damals hatten zwei Kandidaten während der MV ihre Kandidatur zurückgezogen.
Nach zwei Wahlgängen ist Schluss
Jeder Bewerber hat drei Minuten Zeit, sich vorzustellen. Vier Minuten werden den Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten zugestanden, fünf sind es für die Anwärter auf das Präsidentenamt. Das läppert sich, zumal die Mitglieder die Gelegenheit haben, den Bewerbern nach deren Vorstellungsrede Fragen zu stellen.
Gewählt ist, wer die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf sich vereint. Ist das nicht der Fall, gibt es einen zweiten Wahlgang, bei dem alle Bewerber erneut antreten können. In der Regel aber ziehen Kandidaten, die im ersten Durchgang weit abgeschlagen waren, ihre Bewerbung zurück.
Das wäre vor allem bei der Wahl der einfachen Präsidiumsmitglieder hilfreich. Denn je mehr Leute antreten, desto unwahrscheinlicher wird es, dass eine ausreichende Zahl an Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen erhält. Sind es auch nach dem zweiten Wahlgang insgesamt weniger als fünf, müsste Hertha erneut eine Mitgliederversammlung abhalten, bei der „die Wahl der übrigen noch zu wählenden Mitglieder des jeweiligen Organs wiederholt wird“, wie es in der Satzung heißt.
Innerhalb von zwei Wochen müssten die Mitglieder eingeladen werden. Vermutlich würde die MV bereits im Dezember stattfinden, spätestens aber im Januar. Sicher wäre nur: Hertha würde eine zusätzliche Mitgliederversammlung teuer zu stehen kommen. Der Verein kalkuliert für diesen Fall mit Kosten von einer Viertelmillion Euro.
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