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Ex-Bundestrainer Joachim Löw auf Jobsuche: Wenn das Sabbatical zum Dauerzustand wird
Der frühere Bundestrainer gibt an, dass er noch nicht bereit ist für den Ruhestand. Allerdings stellt sich die Frage, wer für den 65-Jährigen überhaupt noch Verwendung hat.

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Es ist ruhig geworden um Joachim Löw. Seit seinem Rückzug als Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft 2021 hat sich der langjährige Bundestrainer und Weltmeistercoach von 2014 hin und wieder mal in verschiedenen Stadien blicken lassen.
So wie auch am Mittwochabend beim DFB-Pokal-Halbfinale zwischen dem VfB Stuttgart und RB Leipzig, bei dem sich sein schwäbischer Ex-Klub mit 3:1 durchgesetzt hat.
Und wenn Löw schon mal in der Nähe ist, wird er natürlich auch vor ein Mikrofon gebeten. Weil eben der Eindruck entstanden ist, dass Löw sich in einer Art Dauer-Sabbatical befindet, was mitunter auch wie eine Frührente wirkt, wurde er darauf angesprochen. „Grundsätzlich habe ich gesagt, dass ich mich jetzt nicht in die Rente verabschieden möchte“, antwortete der 65-Jährige. „Gerade, wenn es noch einmal ein interessantes Angebot und eine gute Perspektive gibt.“
Man kann natürlich nur darüber spekulieren, wie ein solches Angebot aussehen müsste. Klubfußball ist wohl eher nicht so sein Ding. Löw hatte 2004 zuletzt einen Verein trainiert, den FK Austria Wien. Neben der langen Abstinenz würde die wöchentliche Aufregung wohl auch nicht so ganz zu Löw passen.
In Brasilien wird ein neuer Nationaltrainer gesucht
Blieben natürlich noch irgendwelche Nationalmannschaften. Bei den europäischen Topnationen ist er wohl raus, auch wenn Frankreich über einen Nachfolger von Didier Deschamps spekuliert und Thomas Tuchel in große Gefahr gerät, von einem heftigen Boulevard-Orkan umtost zu werden, wenn sich der Stil der Three Lions nicht merklich abhebt von der Art und Weise, wie das Team unter seinem Vorgänger Gareth Southgate aufgetreten ist.
Brasilien ist aktuell auf der Suche, nachdem es mit Dorival Junior nicht funktioniert hat. Aber ausgerechnet den Mann zu verpflichten, unter dessen Aufsicht die 1:7-Niederlage bei der Heim-WM 2014 zustande kam, könnte schlimme Erinnerungen wecken.
Es gibt zahlreiche Trainer, die sich nach einer erfolgreichen Karriere in Deutschland auf fußballerische Abenteuer eingelassen haben. Winfried Schäfer zum Beispiel zog es nach Kamerun und nach Thailand, Gernot Rohr hat bereits in fünf afrikanischen Ländern gewirkt.
In Südkorea hatten sich auch schon mehrere Deutsche ausprobiert. Bis vor kurzem auch Jürgen Klinsmann, der ja bekanntlich Löws Vorgänger beim DFB-Team war. Die Perspektiven bei diesen oder ähnlichen Projekten sind für einen Startrainer a. D. bedingt attraktiv. 2023 soll er ein Angebot aus Saudi-Arabien abgelehnt haben.
Die Frage ist also ernsthaft erlaubt, ob es wirklich ein Angebot gibt, das so ausgestaltet ist, dass sich Löw wieder mit Leidenschaft und einer Vision an die Seitenlinie stellt? Jetzt, wo das DFB-Team unter Julian Nagelsmann wieder zu begeistern und mitzureißen weiß, sind auch die fußballerischen Qualen vergessen, die es in der Schlussphase von Löws Amtszeit vermittelte. Es gäbe wahrlich schlechtere Zeitpunkte, um das gefühlte Sabbatical in den Ruhestand zu überführen.
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