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Wenn Hertha BSC an diesem Samstag in Kiel antritt, wird Fabian Reese wieder einmal im Mittelpunkt stehen.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Fabian Reeses neue Rolle: Ein Sinnbild für den Erfolg von Hertha BSC

Noch immer wartet Herthas Kapitän auf sein erstes Saisontor aus dem Spiel heraus. Das heißt allerdings nicht, dass sein Einfluss auf die Mannschaft gering wäre.

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Über mangelnde Aufmerksamkeit an seinem Geburtstag hat sich Fabian Reese zuletzt nicht beklagen können. Im vergangenen Jahr, an seinem 27. Geburtstag, hat er mit Hertha BSC beim 1. FC Magdeburg gespielt. Die Mannschaft siegte 3:1, und Reese feierte an jenem Abend nach viermonatiger Verletzungspause sein Saisondebüt für den Berliner Fußball-Zweitligisten.

„Dass mein Comeback auf meinen Geburtstag fällt und wir 3:1 gewinnen, ist natürlich ein schöner, rundum gelungener Abend“, hat er damals gesagt. „Ich bin sehr glücklich nach etlichen Monaten etwas dunklerer Stimmung.“

An diesem Samstag, an seinem 28. Geburtstag, wird es für Reese erneut recht emotional zugehen. Wieder steht für ihn ein Auswärtsspiel mit Hertha BSC an (13 Uhr, live bei Sky). Dieses Mal in Kiel, der Stadt, in der er geboren und aufgewachsen ist. Und gegen Holstein, den Klub, von dem er vor zweieinhalb Jahren nach Berlin gewechselt ist.

„Kiel ist natürlich für mich immer besonders. Meine ganze Familie lebt da, ich habe dort wunderschöne Jahre gehabt und bin da immer noch verwurzelt“, sagt Reese. „Dass ich auch noch Geburtstag habe, ist natürlich grandios.“

Im Mittelpunkt zu stehen, ist für Fabian Reese weder neu noch ungewohnt und auch nicht auf seine Geburtstage beschränkt. Es resultiert einfach aus einem gewissen Hang zur Exaltiertheit, aus seiner Rolle als Kapitän, der Reese seit Anfang dieser Saison bei den Berlinern ist, und aus seinem sportlichen Wert für die Mannschaft.

Wobei: Bei flüchtigem Hinsehen könnte man im Moment einen anderen Eindruck gewinnen. In der vergangenen Saison war Reese mit elf Treffern noch Herthas bester Torschütze – und das, obwohl er nahezu die komplette Hinrunde gefehlt hatte. Aktuell steht er erst bei zwei Toren, beide zudem per Elfmeter erzielt. Aus dem Spiel hat Reese noch gar nicht getroffen.

306
Sprints hat Reese in dieser Saison schon absolviert – mehr als jeder andere Spieler der Zweiten Liga

Für seinen Trainer Stefan Leitl ändert das „nichts an der Wichtigkeit des Spielers Fabian Reese“. Nur die Rolle, die der Angreifer bei Hertha gerade einnimmt, ist eine andere. In der vergangenen Saison hat Leitl Reese als Mittelstürmer aufgeboten. Dadurch war er näher am Tor, kam er häufiger in Abschlusssituationen – folglich war auch der Ertrag in Form von Toren größer.

Aus Sicht seines Trainers heißt das allerdings nicht, dass Reese nach seiner Rückkehr auf den Flügel weniger wertvoll für sein Team ist. „Ich würde den Impact auf die gleiche Stufe stellen – weil er als Kapitän vorangeht, die Mannschaft emotionalisiert und sehr diszipliniert Fußball spielt“, sagt Leitl. „Ich bin extrem zufrieden mit ihm: wie er spielt, wie er sich einbringt.“

Ich bin extrem zufrieden mit ihm. Er geht als Kapitän voran, emotionalisiert die Mannschaft und spielt sehr diszipliniert Fußball.

Herthas Trainer Stefan Leitl

Zu Beginn der Saison gab es unter den Fans der Berliner viele und zum Teil heftige Diskussionen über die richtige Positionierung Reeses. Als Mittelstürmer sei er verschenkt, lautete die mutmaßliche Mehrheitsmeinung – obwohl Reese in der Vorsaison gerade in dieser Rolle überaus erfolgreich gewesen war.

Nachdem das bisherige 3-5-2-System anfangs der Saison nicht besonders gut funktioniert hatte, stellte Leitl auf ein 4-3-3 um und versetzte Reese wieder auf den Flügel. Das lag weniger daran, dass er vor dem Willen des Volkes einknickte. Herthas Trainer sah sich einfach gezwungen, auf die massiven Verletzungsprobleme zu reagieren.

„Es war in der Situation wichtig, eine Veränderung vorzunehmen“, sagt er im Rückblick. „Aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Position im Sturm für Fabi eine außergewöhnliche ist. Das hat er mehr als eindrucksvoll bewiesen.“

So schnell wie in dieser Saison war Reese noch nie

Verglichen mit der Vorsaison fehlt Reeses Spiel im Moment ein wenig die spektakuläre Note, und irgendwie ist es sogar bezeichnend, dass ihm das spektakulärste Tor, das er je für Hertha erzielt hat, der Weitschusstreffer gegen Preußen Münster, wegen einer minimalen Abseitsstellung aberkannt worden ist. „Er ist trotzdem unser Topscorer“, sagt Leitl.

Die Abgesänge auf Reese jedenfalls gehen komplett an der Realität vorbei, genauso wie Deutungen, dass er nicht fit und spritzig sei. Mit einer Topgeschwindigkeit von 35,26 Kilometern pro Stunde ist er in dieser Saison der elftschnellste Spieler der Zweiten Liga. In keiner seiner beiden ersten Spielzeiten bei Hertha hat Reese die 35-Stundenkilometer-Marke geknackt. Zudem liegt er mit 306 Sprints ligaweit auf Platz eins, genauso mit sechs Vorlagen.

„Natürlich ist der Output an Toren nicht ganz so groß, weil er auch in der Defensive mit gebunden ist“, sagt Stefan Leitl über seinen Kapitän. „Er macht das wirklich hervorragend und stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Das ist genau das, was wir brauchen, um erfolgreich zu sein.“

Im Grunde steht Fabian Reese damit sinnbildlich für das gesamte Team, das auch deshalb im Moment Spiel um Spiel gewinnt, weil es als Team funktioniert. Etwas Besseres lässt sich von einem Kapitän eigentlich gar nicht sagen.

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