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Eishockey: Fast jedes Spiel ein Volltreffer

Die Eisbären Berlin führen ihre neu gewonnene Offensivstärke auf die gute Stimmung im Team zurück. Mit ihrem neuen Trainer haben die Spieler wieder den Spaßfaktor entdeckt.

Von Katrin Schulze

Die Szene wirkte etwas absurd. Da lobte am Sonntag nach einem einseitigen Eishockeyspiel im Wellblechpalast der Trainer eines haushoch überlegenen Siegers einen völlig überforderten Verlierer. Don Jackson sagte zu Mannheims Trainer Greg Poss: „Ihr seid auf einem guten Weg.“ Vielleicht war es nur Mitleid, das den Eisbären-Trainer zu dieser Aussage bewegte. Denn die Berliner hatten die Mannheimer gerade mit 7:2 gedemütigt, so dass Poss nur ein gezwungenes Lächeln für Jackson übrig hatte. Als wollte er sagen: „Du hast gut reden.“

Und das hat Don Jackson auch. Schließlich zeigte seine Mannschaft gegen den Deutschen Meister wieder mal ein berauschendes Spiel mit vielen Toren. Überhaupt haben die Eisbären in dieser Saison so viele Treffer wie keine andere Mannschaft in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) erzielt: 126 nach 29 Saisonspielen. Das zweitbeste Offensivteam, die Iserlohn Roosters, kann gerade mal 104 Tore aufweisen. Das überrascht insofern, als dass sich die Eisbären, die in ihren Meisterjahren 2005 und 2006 weit weniger torgefährlich waren, personell kaum verändert haben – abgesehen vom Trainerwechsel Jackson für Pierre Pagé.

Wichtigster Faktor für die vielen Torschüsse der Eisbären ist sicherlich die Geschlossenheit. Mit ihrem neuen Trainer haben die Spieler wieder den Spaßfaktor entdeckt, der unter Pagé verloren gegangen war. „Unsere Stärke liegt im mentalen Bereich“, sagt Jackson. Denn solange der Trainer sieht, dass alle „bereit sind, zu kämpfen und alles zu geben“, verzeiht er auch Fehler. Und das verleiht bei den Eisbären gerade den vielen jungen Spielern Selbstbewusstsein, das diese dann in Tore verwandeln. Jacksons Spielsystem erlaubt dem einzelnen Profi viele Freiheiten: Alle Spieler – auch die Verteidiger – können sich kreativ ins Spiel nach vorne einbringen und dadurch Tore schießen. Dass eine offensive Spielweise zwangsläufig viele Gegentore nach sich zieht, schadet im Fall der Eisbären nur selten: Sie gewinnen – wie am Freitag in Iserlohn – dann eben 7:5. Auch Steve Walker glaubt, dass der Zusammenhalt in der Mannschaft ein wichtiger Faktor für die hohe Trefferquote der Eisbären ist. „Wir haben zusammen viel Spaß“, sagt der Kapitän. Dabei spielt Walker selbst eine tragende Rolle in der Mannschaft: Er führt mit 52 Punkten überlegen die Scorerliste in der DEL an. Zwar findet Walker, dass es keine Rolle spiele, wer die Tore für das Team macht, doch seine Mannschaftskollegen schätzen die Führungsqualitäten Walkers anders ein. So sagt Verteidiger Deron Quint: „Er spielt in dieser Saison fantastisch, damit zieht er uns alle mit.“

Aber nicht nur der verantwortungsbewusste Kapitän reißt sein Team mit. Einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an der Torfreude dürften auch die Fans der Eisbären haben. Ihre höchsten Saisonerfolge feierten die Berliner nämlich alle im Sportforum Hohenschönhausen. Und das vor allem gegen Mitfavoriten um die Meisterschaft – 8:3 gegen Frankfurt, 10:3 gegen Ingolstadt, 7:2 gegen die Mannheimer Adler. „Bei so einer Stimmung ist man einfach motiviert“, sagt Walker.

Der Tabellenführer aus Berlin scheint nach gut der Hälfte der Saison – um mit Trainer Don Jackson zu sprechen – auf einem guten Weg zum dritten Meistertitel zu sein. Einen anderen Titel können die Eisbären übrigens schon im Februar gewinnen: den Pokal. Dazu allerdings müssen sie heute im Halbfinale erst einmal die Augsburger Panther (19.30 Uhr, Sportforum) schlagen.

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