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Fehlstart im Rollstuhlbasketball: Deutsche Frauen unterliegen den USA deutlich
Bei den Paralympics verlieren die deutschen Frauen im Rollstuhlbasketball ihr Eröffnungsspiel. Aus dem Team heißt es, sie seien zu nervös und chaotisch gewesen.
Stand:
Die deutschen Frauen im Rollstuhlbasketball sind mit einer deutlichen Niederlage in die Paralympics gestartet. Im ersten Gruppenspiel verlor das Team von Trainer Dirk Passiwan am Freitag gegen die USA mit 44:73.
Bereits zur Halbzeit lag die deutsche Mannschaft in der Bercy Arena in Paris mit über zwanzig Punkten zurück, eine Aufholjagd blieb aus.
Die Nervosität war den Spielerinnen von Beginn an anzumerken. Gleich zwei Wurfversuche von Kapitänin Mareike Miller verfehlten ihr Ziel, bevor die Amerikanerinnen in Führung gingen und das Spiel dominierten.
„Es war chaotisch“, gab Miller nach dem Spiel zu. Besonders bei den Wurfentscheidungen vor dem Korb fehlte dem Team das nötige Selbstbewusstsein, während die Amerikanerinnen ihre gewohnte Wurfsicherheit unter Beweis stellten.
Nach einem „defensiv guten Start“, wie Trainer Passiwan erklärte, liefen die Deutschen schnell einer immer größer werdenden Führung hinterher. Am Ende des ersten Viertels waren es noch sechs Punkte, am Ende des zweiten Satzes schon 21.
„Im zweiten Viertel haben wir dann aber zu viele einfache Punkte bekommen, die wir eigentlich nicht hergeben dürfen“, sagt Passiwan. Auch die immer wiederkehrenden „Defense, Defense“-Rufe der deutschen Bank halfen nichts.
Nervosität und Kommunikationsprobleme
Auf den Rängen zogen die La-Ola-Wellen, angepeitscht von der französischen Stadionsprecherin, mal langsam, mal schnell durch das Stadion. Während sich in der zweiten Halbzeit auf dem Spielfeld das gleiche Geschehen wie im ersten Viertel abzeichnete: Defensiv zeigten die Deutschen viele Fehler, offensiv wollte der Ball nicht in den Korb.
Am Ende waren es fast dreißig Punkte Rückstand – eine klare Niederlage zum Start gegen die USA. Das Spiel der Deutschen war geprägt von hektischen Ballverlusten, falschen Wurfentscheidungen und einer unzureichenden Raumdeckung in der immer voller und lauter werdenden Bercy Arena.
„Die Stimmung war überwältigend“, sagte Spielerin Lisa Bergenthal. Die lauten Rufe von der Tribüne hätten jedoch die Kommunikation auf dem Feld erschwert: „Das merken wir jetzt schon an unseren Stimmen.“ Für das Team sei es eine ungewohnte Situation gewesen. Hinter einem Korb bildete sich ein französisches Flaggenmeer.
„Vermutlich waren viele Französinnen und Franzosen bereits wegen des Frankreich-Spiels der Männer hier und haben uns direkt mit angefeuert“, so Bergenthal. Nur vereinzelnd fanden sich deutsche oder amerikanische Flaggen.
Letztes Paralympics-Duell vor drei Jahren
Die Niederlage weckt Erinnerungen an das Duell mit den USA bei den Paralympics vor drei Jahren in Tokio, als die Amerikanerinnen das Spiel um Platz drei mit 64:52 gewannen. Damals, so Miller, sei das deutsche Team weniger nervös gewesen und besser eingespielt. Seitdem habe sich der Kader enorm verändert, andere Spielerinnen müssen jetzt Verantwortung übernehmen: „Das muss sich im Turnierverlauf noch entwickeln, damit wir unsere Chancen besser nutzen und jeder seine Bestleistung abrufen kann“, sagte die Kapitänin.
Viermal vierter Platz
Für die deutsche Mannschaft, die sich erst in letzter Minute durch einen 58:25-Sieg gegen Frankreich beim Qualifikationsturnier in Osaka im April für die Paralympics qualifiziert hatte, ist die Auftaktniederlage jedoch noch nicht bedrohlich. In den Gruppenspielen geht es lediglich darum, die Ausgangslage für das Viertelfinale zu bestimmen. Ein Ausscheiden in der Vorrunde ist nicht möglich.
Natürlich fahren wir zu den Paralympics, um am Ende mit einer Medaille nach Hause zu kommen.
Kapitänin Mareike Miller
In den kommenden Partien trifft die deutsche Auswahl noch auf Japan und den Titelverteidiger Niederlande. „Das Spiel gegen Japan müssen wir auf jeden Fall gewinnen, um dann eine gute Ausgangslage zu haben“, sagt Passiwan. Dass Deutschland mit den USA und den Niederlanden gleich zwei Favoriten in der Gruppe hat, sieht der Trainer positiv: „Dann begegnen wir ihnen nicht im Viertelfinale.“
Nachdem es bei den Europameisterschaften 2021 und 2023, der WM 2023 und den letzten Paralympics in Tokio gleich viermal nacheinander nur für Platz vier gereicht hat, strebt die deutsche Frauen-Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft diesmal eine Rückkehr aufs Podium an.
Die Spielerinnen wollen an die Erfolge von 2012, als sie Gold gewannen, und 2016, als sie Silber holten, anknüpfen. „Natürlich fahren wir zu den Paralympics, um am Ende mit einer Medaille nach Hause zu kommen“, sagt Kapitänin Miller.
Einen Tag zuvor war auch die Männer-Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft mit einer hohen Niederlage ins Turnier gestartet. Gegen den Top-Favoriten aus Großbritannien verlor das Team von Trainer Michael Engel mit 55:76. In den kommenden Spielen trifft das Team auf Gastgeber Frankreich und Kanada.
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