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Feuerzeugeklat überdeckt sportliche Probleme: Die Lage ist ernst beim 1. FC Union Berlin
Nach dem Fast-Abbruch gegen Bochum gerät die erschreckend schwache sportliche Leistung in den Hintergrund. Die Vorsaison lehrt, wie gefährlich eine negative Dynamik werden kann.

Stand:
Mit einer guten Portion Zynismus könnte man der Situation sogar etwas Gutes abgewinnen. Nachdem ein Fan des 1. FC Union Berlin den gegnerischen Torwart am Samstagnachmittag mit einem Feuerzeug am Kopf getroffen hat, interessiert sich niemand mehr für die schwache Leistung der Köpenicker Mannschaft beim 1:1 gegen das abgeschlagene Tabellenschlusslicht VfL Bochum.
Die Lage ist ernst bei Union in diesen grauen Tagen zwischen Herbst und Winter. Der Eklat in der Nachspielzeit könnte Folgen haben, Bochum hat Einspruch gegen die Spielwertung angekündigt. Eine Geldstrafe wird folgen, vielleicht eine Niederlage am Grünen Tisch und eine (Teil)-Schließung des Fanblocks.
Mindestens ebenso beunruhigend ist momentan aber die sportliche Entwicklung. Denn das Fehlverhalten eines Einzelnen kann man als Verein nicht verhindern, der Abwärtstrend der Mannschaft liegt dagegen voll im Kompetenzbereich der Verantwortlichen.
Seit acht Pflichtspielen hat Union nun nicht mehr gewonnen, der letzte Erfolg datiert vom 20. Oktober. Durch den starken Saisonstart, der die Berliner zwischenzeitlich auf einen Champions-League-Platz geführt hatte, ist die Situation tabellarisch noch nicht schlimm. Union steht immer noch im Mittelfeld der Tabelle und hat zwölf Punkte Vorsprung auf die direkten Abstiegsplätze.
Die Erfahrungen der vergangenen Saison sollten jedoch Warnung sein, dass sich eine Negativserie manchmal nur schwer aufhalten lässt, wenn sie erst mal eine Eigendynamik entwickelt hat.
Das Spiel gegen Bochum war streckenweise ein spielerischer Offenbarungseid und nicht bundesligareif. Knapp 80 Minuten haben die Berliner in Überzahl gespielt, gegen einen Gegner, der immer noch sieglos und in der Tabelle bereits abgeschlagen ist. Zwar zeigte Union in der ersten Hälfte eine Reaktion auf den Rückstand, nach der Pause wirkten die Angriffsbemühungen aber hilf- und harmlos.
Eine offensive Spielidee ist auch nach 14 Spielen nur mit viel Wohlwollen erkennbar und defensiv steht Union nicht mehr so stabil wie zu Beginn der Saison. Das ist eine gefährliche Mischung – und sollte sich die Negativserie am kommenden Wochenende auch im letzten Spiel des Kalenderjahres bei Werder Bremen fortsetzen, steht den Berlinern eine nicht nur meteorologisch ungemütliche Winterpause bevor.
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