
© IMAGO/Tilo Wiedensohler
Final Four 2025 findet in Abu Dhabi statt: Die Basketball-Euroleague verkauft ihre Seele
Das Final Four im Mai findet zum ersten Mal nicht in Europa statt. Damit schadet die Euroleague sich selbst, denn ihre größte Stärke ist die Fankultur.

Stand:
Seit Monaten wurde darüber spekuliert, nun ist es offiziell. Die Basketball-Euroleague trägt ihr Final Four Ende Mai zum ersten Mal auf einem anderen Kontinent aus, und zwar in Abu Dhabi.
Ähnlich wie bei den Fußball-Weltmeisterschaften in Katar (2022) und Saudi-Arabien (2034) wird die Entscheidung von Kritik begleitet.
Laut Amnesty International ist die Meinungsfreiheit in den Vereinigten Arabischen Emiraten stark eingeschränkt, Arbeitsmigranten leiden auf den Baustellen wegen extremer Hitze unter teils gesundheitsgefährdenden Bedingungen, es gibt keinen Mindestlohn und Homosexualität wird mit mindestens sechs Monaten Gefängnis bestraft.
Doch auch abseits der Menschenrechte ist die Austragung der wichtigsten Spiele im europäischen Basketball in Abu Dhabi keine gute Idee. Das würde allerdings genauso für ein Final Four in Kapstadt, New York oder Peking gelten. Denn mit dem Schritt in die Ferne verkauft die Euroleague – für angeblich 25 Millionen Euro – ihr Alleinstellungsmerkmal im internationalen Spitzenbasketball und damit ihre Seele.
Im Fußball wird bei ähnlichen Entscheidungen stets von einem Bruch mit Traditionen gesprochen. Das ist in der Euroleague aber nicht das Problem. Der privat organisierte Wettbewerb und ihre Vereine kümmern sich nicht um Sportromantik. Es ist dauernd die Rede von Märkten, Wachstumspotenzialen und der Qualität des Produkts.
Doch genau dieses wird in Abu Dhabi leiden. Während die US-Profiliga NBA ohne Probleme Ligaspiele in London, Paris oder vermutlich bald auch in Berlin austragen kann, ohne dabei an Faszination zu verlieren, wird dies für die Euroleague nicht möglich sein. Denn die einzige Facette des Sports, in der die Euroleague weltweit Spitze ist, ist die Fankultur.
Wenn NBA-Superstar Kevin Durant beeindruckt von der Lautstärke und Pyrotechnik beim griechischen Derby berichtet, liegt das daran, dass es solch eine Stimmung in den USA nicht mal ansatzweise gibt. Die NBA ist Show in Perfektion, die Euroleague Leidenschaft.
Es ist kaum vorstellbar, dass sich solch eine Atmosphäre über Tausende Kilometer transportieren lässt. Die 12.000 Plätze in Abu Dhabi werden zweifellos ausverkauft sein, doch wie viele der Ultras, die bei Panathinaikos Athen, Olympiakos Piräus, Fenerbahçe Istanbul oder den Klubs aus Belgrad für die unvergleichliche Stimmung sorgen, können sich solch eine Reise leisten?
In der Euroleague wird der beste Basketball außerhalb der NBA geboten, wirklich besonders wird der Wettbewerb aber erst durch die Fans.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: