zum Hauptinhalt
Ausnahmen gibt es nur für die Weihnachtsgans - Björn Jopek vom Drittligisten Viktoria Berlin ernährt sich seit zweieinhalb Jahren vegan.

© imago images/pmk, Baumgart

Fit wie nie: Warum sich zwei Fußball-Profis von Turbine Potsdam und Viktoria Berlin vegan ernähren

Anna Gerhardt und Björn Jopek ernähren sich seit zweieinhalb Jahren vegan und haben beide bislang nur Positives zu berichten.

Turbine Potsdam und Viktoria Berlin stehen am Wochenende vor sehr unterschiedlichen Aufgaben. Turbine will im Heimspiel gegen den Tabellenführer Wolfsburg am Sonntag (16 Uhr/Magentasport) wichtige Punkte für eine mögliche Champions-League- Qualifikation holen, Drittligist Viktoria bei Viktoria Köln an diesem Freitag (19 Uhr/Magentasport) den ersten Sieg seit Ende Oktober schaffen.

Doch in einem sehr speziellen Punkt haben eine Turbine-Spielerin und ein Profi von Viktoria 1889 einige Gemeinsamkeiten. Anna Gerhardt und Björn Jopek ernähren sich beide seit zweieinhalb Jahren vegan. Und beide bereuen die Entscheidung nicht. „Körperlich habe ich mich schon lange nicht mehr so lange so gut gefühlt“, sagt Jopek. Gerhardt merke vor allem bei der Erholung einen Unterschied: „Ich regeneriere schneller und fühle mich generell ein bisschen fitter.“ Das sieht man auch auf dem Platz.

Beide gehören zu den Dauerläufern ihrer Teams und sind auf dem Weg, in dieser Saison die meisten Minuten ihrer Karriere zu spielen. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Anna Gerhardt und Björn Jopek: Beide wurden von anderen Profifußballern entscheidend darin bestärkt, sich vegan zu ernähren. Die 23 Jahre alte Gerhardt von ihrem Bruder Yannick, der beim VfL Wolfsburg spielt, Jopek von seinem besten Freund Dennis Mast, mittlerweile bei Chemie Leipzig unter Vertrag.

Durch Medikamente und eine Unverträglichkeit für tierisches Eiweiß zog sich Jopek in seiner letzten Station beim Drittligisten Halleschen FC eine Darmentzündung zu. Experten legten ihm ebenfalls eine vegane Ernährung nahe. „Anfangs war es eher aus gesundheitlichen Gründen, inzwischen aber auch aus ethischen, um Tiere zu schützen und der Umwelt etwas Gutes zu tun“, sagt Gerhardt. Jopek geht es genauso. Außerdem hatten beide nur wenige Probleme damit, ihre Ernährung umzustellen.

Die vegane Ernährung ist im Profisport angekommen

„Ich habe das mit dem Wechsel verbunden. Als ich hier nach Potsdam kam, habe ich mir vorgenommen, etwas Neues auszuprobieren“, so Gerhardt. Nur auf Käse oder Eier zu verzichten, war anfangs allerdings nicht ganz einfach. Das Einkaufen verändere sich völlig, weiß auch Jopek: „Du kennst auf einmal Supermarktecken, die kanntest du vorher nicht.“ Beide nehmen außerdem Nahrungsergänzungsmittel zu sich, sogenannte Supplements, da Nährstoffe wie Vitamin B12 oder Vitamin D bei einer veganen Ernährung nur schwer ausreichend aufgenommen werden.

Gerhardt und Jopek sind zwar die einzigen Veganer in ihren Mannschaften, doch mittlerweile gibt es in fast allen Profiteams Spieler:innen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren. Das Thema Ernährung ist inzwischen voll und ganz im Profisport angekommen. „Als ich jung war, haben die Alten gerne auch Mal ein Bierchen getrunken. So etwas ist ja heute eine Seltenheit“, sagt Jopek. „Man merkt, dass es heute bei den jungen Spielern schon ein ganz anderes Bewusstsein in puncto Essen gibt.“

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Wenn Viktorias Athletiktrainer Roman Steinweg einen Ernährungsplan für die Mannschaft erstellt, gebe es immer auch eine vegane Option. Auf Schweinefleisch sollen die Spieler möglichst verzichten. „Ich glaube, dass Ernährung immer wichtiger wird im Fußball. Ich glaube aber ebenso, dass es nicht den perfekten Weg gibt. Für mich ist es jetzt vegan, aber vielleicht ist das in drei Jahren wieder anders“, so Jopek. Auch jetzt ernähre er sich nur zu 95 Prozent vegan.

„Weihnachten werde ich wieder eine Ausnahme machen. Zur Gans meiner Schwiegermutter kann ich nicht Nein sagen.“ Überhaupt will er seine Ernährung nicht an die große Glocke hängen. „Ich bin Sportler und es ist nicht meine Aufgabe, irgendjemanden zu beeinflussen“, betont der 28-Jährige. Auch er habe früher „schlechte Witze“ gemacht und wisse deshalb Vorurteile einzuordnen. Trotzdem hofft er auf gegenseitiges Verständnis. „Wenn jemand anders gerne Fleisch isst, dann soll er es machen. Ich verurteile niemanden, das ist mir völlig Wurst.“

Luca Füllgraf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false