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Frank Lüdecke in seinem Kabarett-Theater „Die Stachelschweine“.

© IMAGO/Joerg Krauthoefer

Frank Lüdecke über den Ernst im Fußball: „Scheitern kann sehr komisch sein“

Eine Kombination aus Sport und Satire. An den EM-Spieltagen lädt Tagesspiegel-Kolumnist Frank Lüdecke in sein Kabarett-Theater ein. Über die Angst um Deutschlands Ausscheiden und den Ernst im Fußball spricht er im Interview.

Stand:

Die Vorfreude auf die Fußball-EM steigt. Nur noch zwei Wochen, bis sich die Fanmeile auf der Straße des 17. Juni wieder füllt, es in den Sportsbars enger wird und die Großleinwand wieder im Biergarten platziert wird.

In Berlin wird es nun auch eine etwas andere Art geben, die Fußballspiele live zu verfolgen. Mit weniger Hymnen und Fußballgesang, dafür mit einer ordentlichen Portion satirischem Ernst, wie Frank Lüdecke, künstlerischer Leiter der „Stachelschweine“, es beschreibt. Das Besondere bei der EM-Veranstaltung „Pfostenbruch“: der Original-Kommentar des Spiels fällt weg. Stattdessen treten Prominente aus Politik, Kultur oder Wirtschaft in einem Kommentatoren-Wettbewerb gegeneinander an, das Ganze an allen 22 Spieltagen der Europameisterschaft.

Herr Lüdecke, bei Ihrer EM-Reihe „Pfostenbruch“ kombinieren Sie Fußball mit Satire und Humor. Mussten Sie als leidender Herthaner früh lernen, Fußball mit mehr Humor zu nehmen?
Als Hertha-Fan bleiben einem ja nicht viele Optionen. Entweder man bringt Humor mit oder man geht in die Depression. Optimistisch bin ich natürlich trotzdem, aber eine gewisse ironische Distanz kann einen als Hertha-Fan durch schwere Zeiten tragen.

Ein wenig Humor, um sportliche Niederlagen besser zu verarbeiten – das ist Teil Ihrer wöchentlichen Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“?
Genau. Ich denke, aus diesem Grund läuft die Kolumne auch schon so lange. Für Menschen, die wie ich mit dem Klub mitfiebern, ist sie eine Art psychologische Betreuung. Sie begleitet uns auf unserem Leidensweg. Ähnlich ist es auch im Kabarett.

Wie meinen Sie das?
Na ja, auch politische oder gesellschaftliche Entwicklungen können wie der Sport zum Verzweifeln sein. Im Kabarett nutzen wir Pointen und verwobene Gedankengänge, um Zuschauern neue Perspektiven zu eröffnen. Man kreiert eine Art Ventil für das Publikum. Das Gleiche wollen wir auch bei der EM machen.

Denken Sie denn, dass Fußball zu ernst genommen wird?
Für viele Menschen ist Fußball das Wichtigste auf der Welt – zu diesen Menschen zähle ich nicht.

Und trotzdem schreiben Sie eine wöchentliche Fußball-Kolumne ...
Wenn ich eine Zeitung aufschlage, blättere ich immer als erstes zum Sport. Ich weiß zwar, dass es kein Weltuntergang ist, wenn Hertha BSC verliert ... Emotional sieht das aber anders aus.

Und wenn Deutschland frühzeitig aus der EM ausscheidet ...
... würde mich das als Fan sehr ärgern. Als Kabarettist gäbe das wahrscheinlich Steilvorlagen zum Verwandeln. Scheitern kann sehr komisch sein.

Beim „Pfostenbruch“ kombinieren Sie Ihre beiden Leidenschaften Fußball und Komik. Ist diese Kombination neu?
Gerade bei Großereignissen versuchen sich die öffentlich-rechtlichen Sender schon länger daran, merke ich. Das auf einer Bühne zu machen und daraus einen ganzen Abend zu gestalten, ist neu.

Wer ist die Zielgruppe für die Veranstaltung?
Wir hoffen, auch mal diejenigen zu erreichen, die keine Hardcore-Fußballfans sind.

Denken Sie, „Pfostenbruch“ könnte auch jüngere Menschen erreichen?
Auf jeden Fall, schließlich ist Fußball ein generationsübergreifender Sport. Gäste und Comedians, wie Christian Schulte-Loh oder Omid Djalili haben ein sehr junges Publikum. Auch die Schauspieler bei uns im Theater sind größtenteils jünger.

Apropos Schauspieler – wie sieht es bei denen aus? Das normale Bühnenprogramm findet zur EM-Zeit ja nicht statt.
Richtig, unser normales Spielprogramm zeigen wir nur an den Tagen, an denen die EM Pause macht. Aber unsere Schauspieler werden auch an den Spieltagen auftauchen. Mehr verraten wir noch nicht. Außer: Es wird sehr unterhaltsam – egal, wie Deutschland spielt.

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