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Sport: Freiheit mit Einschränkungen

Die Haftverschonung von Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer empört den Anwalt eines seiner mutmaßlichen Hintermänner

Berlin - Als der prominente Häftling die Justizvollzugsanstalt Moabit verließ, waren keine Fernsehkameras und keine Fotografen vor Ort. Robert Hoyzer, der Skandal-Schiedsrichter und die zentrale Figur im Wettskandal, ist seit gestern um 12.30 Uhr wieder frei. Der 25-Jährige erhielt auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftverschonung. Er muss sich aber dreimal pro Woche bei der Polizei melden, zudem wurde sein Reisepass einbehalten. Eine Kaution wurde nicht verlangt. Der Haftbefehl bleibt bestehen.

Allerdings kam Hoyzer nur aufgrund einer Gegenleistung vorläufig frei. „Herr Hoyzer hat weitere ausführliche und nachvollziehbare Angaben gemacht zu den Spielen, die er gepfiffen hat“, sagte Michael Grunwald, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin, gestern Nachmittag bei einer improvisierten Pressekonferenz. „Aufgrund dieser Angaben ist die Staatsanwaltschaft der Meinung gewesen, dass jetzt weniger einschneidende Maßnahmen gerechtfertigt sind.“ Eine Richterin hatte dem Antrag auf Haftverschonung stattgegeben. Hoyzer hatte unter anderem gestern noch ausgesagt. Ob er dabei weitere Personen – Schiedsrichter, Spieler oder Hintermänner – genannt hat, ist nicht bekannt. Robert Hoyzer hatte bis dahin zwar auch schon ausgesagt, allerdings waren diese Informationen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft und der zuständigen Haftrichterin nicht so umfangreich und lückenlos, wie das notwendig gewesen wäre, um ihn früher aus der Untersuchungshaft zu entlassen.

Hoyzers Anwalt Thomas Hermes begrüßte die Haftverschonung. Allerdings komme diese Entscheidung mit zweiwöchiger Verspätung. „Mein Mandant hat immer die Wahrheit gesagt, weil Lügen keinen Sinn gemacht hätte“, sagte Hermes. Allerdings hatte die Staatsanwaltschaft dem Schiedsrichter auch keine Falschaussagen vorgeworfen, sondern den Umstand, dass er nicht frühzeitig umfassend ausgesagt habe. „Herr Hoyzer hat durch seine weitere Aussage offensichtlich bei Staatsanwaltschaft und Gericht die Zweifel beseitigen können, die an der Vollständigkeit seiner Aussage aufgekommen waren“, sagte Hermes. Die Haftverschonung sei allerdings „keine Belohnung“. Es habe auch keinen Handel mit der Staatsanwaltschaft gegeben.

Bei Robert Unger stieß die Haftverschonung von Hoyzer auf Unverständnis. Unger ist Anwalt von Filip S., einem der mutmaßlichen Hintermänner von Hoyzer. Er ist wie zwei seiner Brüder seit Wochen in Untersuchungshaft. „Das ist eine absolute Fehlbewertung“, sagte Unger dem Tagesspiegel. Aufgrund der Unterlagen, die er gesichtet habe, stehe fest, „dass nur Hoyzer Spiele manipuliert hat und somit die Hauptfigur ist“. Dass der Schiedsrichter nun entlassen worden sei, „aber mein Mandant nicht, finde ich sehr bedenklich. Dass Straftaten vorliegen sollen, wird ausschließlich von Herrn Hoyzer behauptet.“ Dabei hätte bei seinem Mandanten kein Hinweis auf Fluchtgefahr vorgelegen. „Hier wird meiner Ansicht nach ein Vorurteil bedient: Weil die Brüder Kroaten sind, glaubt man wohl, dass sie sich im Ausland niederlassen könnten“, sagte Unger, der Beschwerde gegen die Haftfortdauer eingelegt hat. Die drei Kroaten haben sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

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