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Sami Khedira wollte weitermachen, doch der Bundestrainer setzt erst einmal nicht mehr auf ihn.

© AFP

Fußball-Nationalmannschaft: Für Sami Khedira reicht es nicht mehr

Bundestrainer Joachim Löw hat Sami Khedira nicht mehr ins Nationalteam berufen – dafür nominierte der Bundestrainer drei Neulinge.

Von Katrin Schulze

Sami Khedira war immer noch voll motiviert. Er wollte alles geben für diese Mannschaft. Aber er schien irgendwie schon die ganze Zeit geahnt zu haben, was Bundestrainer Joachim Löw jetzt am Mittwoch bei seiner so lange herbeigsehnten Analyse des einmalig frühen Ausscheidens bei einer WM verkündet hat: Der defensive Mittelfeldspieler von Juventus Turin wird zunächst nicht mehr zur Nationalmannschaft gehören.

„Sollte ich nominiert werden, weil der Bundestrainer der Meinung ist, dass ich dem DFB helfen könnte, dann ist das für mich immer zugleich Ehre und Verpflichtung. Dann werde ich auch weiterhin mit Stolz, Freude und Willen zur Nationalmannschaft reisen, um alles zu tun, um meinen Teil zum sportlichen Erfolg Deutschlands beizutragen“, teilte Khedira schon vor einiger Zeit über die sozialen Netzwerke mit. „Wenn es aktuell Bessere gibt, dann werde ich das akzeptieren, dafür habe ich Verständnis.“

Und tatsächlich gibt es aus Sicht des Bundestrainers Bessere. „Ich habe ihm gesagt, dass ich jetzt Raum und Platz schaffen möchte auf dieser Position“, sagte Löw. Das ist eine typisch Löwsche Formulierung für: Es reicht – erst einmal – nicht mehr. Der 31 Jahre alte Weltmeister Khedira, der in Russland in einer schwachen deutschen Mannschaft einer der Schwächsten war, personifiziert nun also den sportlichen Umbruch, der eher ein Revolutiönchen ist.

Denn insgesamt hat Löw immer noch 17 Spieler aus dem WM-Kader ins Aufgebot für die kommenden Aufgaben gegen Weltmeister Frankreich am 6. September und drei Tage später gegen Peru berufen. Neben Khedira fehlen Torhüter Kevin Trapp, der verletzte Marvin Plattenhardt von Hertha BSC und der Neu-Schalker Sebastian Rudy. Außerdem nominierte der Bundestrainer in Leroy Sané, Jonathan Tah und Nils Petersen die drei Spieler, die er kurz vor der WM noch gestrichen hatte. Und selbst hatten ja nur die WM-Spieler Mario Gomez und, ungleich öffentlichkeitswirksamer, Mesut Özil nach den peinlichen Auftritten in Russland ihren Rücktritt erklärt.

Altes Personal, neuer Stil

Wo ist er nun, der sportliche Neuanfang? Personell findet er mit drei Neulingen statt. Thilo Kehrer, der gerade erst von Schalke zu Paris St. Germain gewechselt ist, der Hoffenheimer Nico Schulz und Leverkusens Talent Kai Havertz dürfen erstmals mit zur Nationalmannschaft. Trotzdem will der Bundestrainer weniger die Spieler als vielmehr den Spielstil verändern. „Mein allergrößter Fehler war, dass ich geglaubt habe, dass wir mit unserem dominanten Stil durch die Vorrunde kommen“, sagte Löw bei seiner Analyse am Mittwoch in München. „Wenn wir dieses Spiel spielen, müssen alle Rahmenbedingungen stimmen, damit wir dieses hohe Risiko auch tolerieren können. Künftig will Löw wieder sicherheitsbewussteren Fußball spielen lassen – so wie ihn viele andere Teams bei der WM zeigten.

Wie der Bundestrainer und Nationalmanager Oliver Bierhoff die Gier und die Motivation, die besonders den Weltmeistern von 2014 abhanden gekommen waren, wieder wecken wollen, darauf gaben beide keine konkreten Antworten. Auch auf die Frage, ob es zuletzt eine Grüppchenbildung innerhalb der Mannschaft gab, wollten sich die Verantwortlichen nicht weiter einlassen. Bierhoff deutete allerdings zumindest an, dass es einen allzu laxen Umgang nicht mehr geben wird. „Ich werde in Zukunft wieder mehr einfordern“, sagte er. „Wir werden wieder verstärkt klare Vorgaben machen. Und wir wollen wieder näher an die Spieler rankommen. Wir werden die Kommunikation intensivieren.“

Womöglich waren eben doch nicht alle Spieler so greifbar, umgänglich und ehrgeizig, wie es sich Trainer und Manager gewünscht hätten. Insofern könnten sie Sami Khedira noch vermissen. Denn in Sachen Einstellung ist er immer noch vorbildlich. Sollte er nicht nominiert werden, sagte Sami Khedira, „wäre es für mich nur noch mehr Ansporn, weiter an mir zu arbeiten. Das bin ich meinem Sport, dem DFB, den Personen, die mich unterstützt haben und an mich glauben, und nicht zuletzt mir selbst schuldig.“

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