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Bei der Fußball-WM 2011 eröffneten Deutschlands Fußballerinnen vor 74.000 Menschen im Olympiastadion das Turnier.

© IMAGO/Funke Foto Services

Fußball-EM der Frauen: Warum Berlin kein Austragungsort beim Heim-Turnier ist

Die Hauptstadt wird bei der EM 2029 nur zuschauen. Während die Alte Försterei nicht infrage kommt, wäre das Olympiastadion passend – doch Berlin scheut die finanziellen Risiken.

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Deutschland wird 2029 die Fußball-Europameisterschaft der Frauen ausrichten und Berlin ist nicht dabei. Die Hauptstadt verpasst damit die Gelegenheit, Gastgeber eines Turniers zu sein, das perfekt in eine Sportmetropole gepasst hätte, die Berlin gerne sein möchte. Doch woran ist die Bewerbung gescheitert?

Der Grund soll in den Anforderungen der Uefa liegen: Austragungsstädte müssen weitreichende finanzielle und vertragliche Garantien übernehmen, etwa zu Sicherheitskosten, Infrastruktur und möglichen Ausfallrisiken. „Berlin ist nicht bereit, diese Risiken einzugehen“, hatte Sabine Beikler, Sprecherin der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, im Juni gesagt.

Damit wurde Berlin vom DFB nach Empfehlung eines Expertengremiums aus dem Bewerberkreis gestrichen, bevor die heiße Phase überhaupt begonnen hatte.

Statt im Stadion An der Alten Försterei oder dem Olympiastadion wird 2029 nun in Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Köln, Leipzig, München und Wolfsburg gespielt. Offiziell nennt die Senatsverwaltung also vor allem das Risikothema. In der Praxis spielt aber auch das Stadion selbst eine Rolle.

Zu groß oder zu teuer?

Häufig wird das Argument angebracht, das Olympiastadion sei mit seinen knapp 74.000 Plätzen zu groß und der Betrieb für einzelne EM-Spiele zu kostspielig. Der Blick nach England und zur EM 2022 zeigt aber, dass große Arenen erfolgreich genutzt werden können: Old Trafford war zum Eröffnungsspiel voll, Wembley zum Finale ebenfalls – jeweils für nur ein Spiel. Bei der WM 2011 in Deutschland war das Eröffnungsspiel – und damit das einzige in Berlin – ebenfalls bis auf den letzten Platz gefüllt.

Ein grundsätzliches Hindernis wäre die Größe also nicht. Zumal mit Dortmund und München zwei Arenen mit ähnlicher Kapazität (66.000 und 70.000 Plätze) zu den Ausrichterstädten zählen.

Warum die Alte Försterei keine Alternative ist

Eine andere Möglichkeit wäre das Stadion An der Alten Försterei gewesen, wo der 1. FC Union seit diesem Jahr in der Bundesliga der Frauen spielt und den Frauen- und Mädchenfußball in Berlin auf ein neues Level gehoben hat. Das Stadion in Köpenick erfüllt aktuell aber nicht die Uefa-Vorgaben für EM-Endrunden.

Es fehlt an der notwendigen Kapazität und an bestimmten infrastrukturellen Standards, die für internationale Turniere gefordert werden – etwa in den Bereichen Medienarbeitsplätze, Hospitality, Flutlicht und Sicherheit.

Das Stadion soll zwar ab dem kommenden Jahr entsprechend umgebaut und 2028 fertiggestellt werden. Verzögerungen sind bei Stadionprojekten jedoch nicht ungewöhnlich – auch frühere Bauphasen in Köpenick dauerten länger als geplant. Für ein internationales Turnier, das langfristige Planungssicherheit verlangt, war die Situation daher nicht geeignet.

Interne Kritik an Iris Spranger

Letztlich bleibt der Eindruck, dass die Bewerbung nicht an der fehlenden Infrastruktur scheiterte, sondern daran, dass die Stadt die finanziellen Bedingungen nicht akzeptieren wollte. Bei einer Olympiabewerbung scheint man bereit zu sein, das Risiko einzugehen, bei einer Fußball-EM der Frauen aber nicht.

Das sorgt auch intern für Kritik: Der Berliner SPD-Spitzenkandidat Steffen Krach sprach gar von einem politischen Versagen und kritisierte damit vor allem die eigene Senatorin für Inneres und Sport, Iris Spranger.

In einer Zeit, in der der Frauenfußball wächst und große Stadien füllt, überlässt Berlin anderen Städten das Spielfeld. Die Hauptstadt wird daher trotz ihres Anspruchs als Sportmetropole 2029 nur zuschauen.

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