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Fußballkultur unter Berliner Schülern: Will niemand mehr Hertha-Fan sein?
Unsere Schülerpraktikanten Vincent und Nicolaus haben sich gefragt, warum sie in ihren Klassen immer nur von Dortmund, Bayern oder Madrid sprechen und warum so selten Union und Hertha dabei sind.
- Vincent Seitz
- Nicolaus Lehmkühler
Stand:
Wir haben in der neunten Klassenstufe unserer Schule, einem Gymnasium in Wilmersdorf, eine kleine Umfrage gestartet, bei der es darum ging, welchen Fußballverein die Mitschüler*innen unterstützen. Wir haben mit unseren 40 Mitschülern und Mitschülerinnen darüber gesprochen, 16 von ihnen sind Fußballfans. Und was uns geantwortet haben, hat uns überrascht. Natürlich haben gibt es sie, die Fans der beiden Bundesligisten aus Berlin. Es sind aber nicht viele, besonders im Vergleich zu Vereinen wie Bayern München, zu denen fast die Hälfte unserer Mitschüler*Innen halten. Aber woran kann das liegen? An zu wenig Erfolg? Aber den hat ja zumindest in den letzten Monaten und Jahren Union.
Die Berliner Vereine haben das Nachsehen
Nur jeweils drei Schülerinnen und Schülern von den von uns 40 Befragten sind Fans von Hertha und Union. Zu Borussia Dortmund halten dagegen immerhin vier, die Bayern sind in unseren beiden Klassen mit insgesamt sechs Fans der klare Tabellenführer.
Dass so wenige unserer Mitschüler*innen Union-Fans sind, könnte daran liegen, dass Union bis vor ein paar Jahren noch nicht so präsent war. Die Eisernen spielen nämlich erst seit 2019 in der höchsten Spielklasse des deutschen Fußballs. Bis dahin galt Hertha noch als bester und vor allem bekanntester Verein in der Hauptstadt. Meistens wechselt man nicht Mannschaft, von der man Fan ist. Darum hat Union in den letzten Jahren zwar viele Sympathisanten gewonnen, aber keine echten Fans.
Auch wenn die Hertha schon länger als Union in der ersten in der ersten Bundesliga spielt, ist die alte Dame in den letzten Jahren nie so wirklich erfolgreich gewesen. Das letzte Mal, dass Hertha am Ende einer Saison die Top vier belegte, ist fast 15 Jahre her. In den Jahren danach sind die Herthaner nie konstant in der obersten Liga geblieben. Deswegen gibt es vor allem unter jüngeren wenige Hertha Fans.
Fußball – ein Sport der Idole und Helden
Häufig bilden sich Fanzugehörigkeiten schon im Kindesalter. In der frühen Kindheit machen Kinder Idole für sich aus. Große Klubs bieten solche Vorbilder, wie z.B. Arjen Robben, der 2013 im Champions League-Finale den Siegtreffer erzielte. Dies löst in Kindern Begeisterung aus. Einer meinte zum Beispiel, dass er Manchester United Fan sei, weil er die Spieler des Vereins gerne mag. Auch die Öffentlichkeit übt Einfluss auf Kinder aus. Zum Beispiel hat die Feier am Marienplatz in München, die immer stattfindet, wenn Bayern einen Titel gewinnt, große Medienaufmerksamkeit.
Häufig wird die Fananhängerschaft auch durch Elternteile weitergegeben. In einem Fall war der Vater begeisterter Dortmund-Fan, wodurch der Sohn schon als kleines Kind beeinflusst wurde. So erzählt einer der Neuntklässler, ihm wäre das Dortmund-Fan sein in die Wiege gelegt worden. Dabei geht es nicht darum, ob der Verein in der Stadt ist, in der man geboren wurde.
Mit dem Geld kommen die Fans?!
Wir haben außerdem herausgefunden, dass Fans im heutigen kommerzialisierten Fußball auch Einfluss auf die Finanzen der Vereine haben. So nimmt z.B. der FC Bayern München mehr als das zehnfache an Merchandising ein wie Hertha. (In der Saison 2021/22 nahmen die Münchner dadurch 93 Millionen Euro ein. Hertha währenddessen nur acht Millionen). Außerdem sind bei Heimspielen von Hertha durchschnittlich ca. 50.000 von 75.000 möglichen Plätzen belegt, bei Bayern hingegen ist das Stadion, in dem auch 75.000 Menschen Platz finden, fast immer ausverkauft. Das hat nicht nur Einfluss auf die Stimmung im Stadion, sondern macht sich auch bei den Ticketeinnahmen bemerkbar. Dadurch haben große Klubs wie Bayern und Dortmund immense finanzielle Vorteile gegenüber Klubs mit einer geringeren Fan-Anhängerschaft.
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