
© dpa/Roland Weihrauch
Gegen die Dynamik des Misserfolgs: Hertha BSC hatte bei Cristian Fiél keine andere Wahl mehr
Die Berliner trennen sich von Trainer Fiél. Das war angesichts der Negativserie unausweichlich, denn Hertha muss aufpassen, nicht noch ernsthaft in Abstiegsgefahr zu geraten.

Stand:
Cristian Fiél hat seine berufliche Situation am Samstagabend durchaus realistisch eingeschätzt. Wenn man wie er mit Hertha BSC von den ersten fünf Spielen der Rückrunde vier verloren hat, dann, so Fiél, habe man als Trainer nicht mehr viele Argumente auf seiner Seite.
Zuletzt waren es im Grunde nur noch zwei Argumente, die für seine Weiterbeschäftigung gesprochen haben: Zum einen, dass Hertha sich einen Trainerwechsel eigentlich nicht leisten kann. Und zum anderen, dass es jetzt eh schon egal ist, weil sich das Thema Aufstieg ohnehin erledigt hat.
Aber selbst das stimmt inzwischen nicht mehr. Durch die jüngste Niederlagenserie ist Hertha der Abstiegszone so gefährlich nahegekommen, dass man selbst den schlimmsten aller Fälle nicht mehr ausschließen kann.
Die Wiederkehr des ewig Gleichen
Insofern ist die Trennung von Fiél nicht nur verständlich, sondern angesichts der bedenklichen Schieflage der Mannschaft sogar geboten gewesen. Der Verein ist längst von einer Dynamik des Misserfolgs ergriffen worden. Das oft bemühte Momentum macht nicht nur einen großen Bogen um Hertha BSC; es dreht dem Berliner Fußball-Zweitligisten sogar eine lange Nase und verhöhnt Hertha auf offener Bühne.
Zuletzt war das am Samstagabend beim Auswärtsspiel in Düsseldorf zu sehen, als lange Zeit nicht der angebliche Aufstiegsanwärter Fortuna das Geschehen bestimmte, sondern die kriselnde Hertha. Trotzdem ging auch dieses Spiel wieder verloren, weil die Düsseldorfer mit einem Doppelschlag innerhalb von nur drei Minuten aus dem 0:1 ein 2:1 machten.
Wer Hertha in dieser Saison ein bisschen intensiver verfolgt, dem musste das seltsam vertraut vorkommen. Die Mannschaft weiß zumindest phasenweise zu überzeugen, und in diesen Phasen ist auch die Idee des Trainers zu erkennen. Der Ertrag ihrer Bemühungen aber ist durchgehend viel zu dünn ausgefallen.
Trotz eines immer noch teuren Kaders, trotz einiger überdurchschnittlich begabter Individualisten in diesem Kader (Michael Cuisance, Ibrahim Maza und jetzt auch wieder Fabian Reese) ist Hertha in dieser Spielzeit nicht einmal in die Nähe der Aufstiegsränge gekommen. Dabei wäre eine Rückkehr in die Erste Liga für die Zukunft des finanziell angeschlagenen Vereins essenziell wichtig.
Dass Hertha nicht nur nicht um den Aufstieg mitspielt, sondern inzwischen ernsthaft aufpassen muss, nicht noch in akute Abstiegsgefahr zu geraten, das fällt natürlich auch auf den Trainer zurück. Und die Hoffnung, dass es schon irgendwann wieder besser werden wird, hat sich Hertha nun tatsächlich nicht mehr leisten können.
Auch die Vereinsführung hat inzwischen erkannt, wie bedenklich die Lage ist. Dafür spricht unter anderem die Tatsache, dass Hertha offenbar der Versuchung widerstanden hat, den Cheftrainerposten erst einmal mit einem kostengünstigen Kandidaten aus dem eigenen Nachwuchs zu besetzen. Wäre dies so, hätte sie die Personalie gleich mit der Nachricht von Fiéls Entlassung verkünden können.
Bisher steht der Nachfolger noch nicht fest, aber es ist kein Geheimnis mehr, wer Herthas Wunschkandidat ist. Die Berliner bemühen sich um Stefan Leitl, der nicht nur die Liga kennt, sondern bei Ingolstadt und Greuther Fürth auch nachgewiesen hat, dass er taumelnde Mannschaften stabilisieren und wieder nach oben führen kann.
Mit Greuther Fürth hat Leitl sogar gezeigt, dass er aufsteigen kann. Aber das steht für Hertha BSC im Moment tatsächlich erst an zweiter Stelle.
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