
© picture alliance / Foto Huebner
Geht der Sommerschlussverkauf weiter?: Hertha BSC steht vor nervenaufreibender Woche
Zum Ende der Transferphase kommt bei Hertha BSC plötzlich doch nochmal Fahrt rein. Verliert Hertha nach dem Abgang von Haris Tabakovic noch weitere Leistungsträger?
Stand:
Als Marc-Oliver Kempf vor dem Spiel gegen Jahn Regensburg auf seine aktuelle Lage bei Hertha BSC angesprochen wurde, war weit und breit keine Spur von Wechselgedanken zu erkennen: „Es macht mir gerade unheimlich viel Spaß, auf dem Platz zu stehen. Auch weil ich mich mit der Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen, voll identifizieren kann.“ Einmal mehr ein kleines Treuebekenntnis des 29-Jährigen.
Und so sorgte das Gerücht, dass direkt nach dem ersten Heimsieg am Samstag auf einmal die Runde machte, für großes Erstaunen. Wie verschiedene italienische Medien am Samstagabend berichteten, soll Kempf vor einem Wechsel zum Serie-A-Club Como 1907 stehen. Der Verteidiger werde bereits am Montag seinen Medizincheck absolvieren, berichtete auch Transferexperte Gianluca Di Marzio. Der Transfer vom Zweitligisten aus Berlin zum Team von Trainer Cesc Fàbregas sei unter Dach und Fach.
Kempf-Wechsel würde tiefes Loch reißen
Für die Hertha wäre es nach dem Wechsel von Haris Tabakovic der zweite plötzliche Abgang eines Stammspielers. Und ein Abgang, der vor allem aufgrund der Plötzlichkeit ein schmerzhafter wäre. Denn Marc-Oliver Kempf gehörte zu den Gewinnern der Saisonvorbereitung und ist eine Säule im Berliner Spiel. Der unumstrittene Stammspieler ist vor allem mit seiner Kopfballstärke und Schnelligkeit essenziell für den Fußball, den Herthas Trainer Cristian Fiél spielen lassen will.
Einen adäquaten Ersatz für Kempf, der im Januar 2022 nach Berlin kam, zu finden, wäre eine Mammutaufgabe für den Berliner Zweitligisten. Vor allem in der Kürze der Zeit. Doch Hertha ist eigentlich unter Zugzwang, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden.
Mit Marton Dardai, der der logische Ersatz aus der eigenen Reihe wäre, würde sich Hertha womöglich defensiv anfälliger machen. Der junge Ungar weist nach wie vor Defizite im Zweikampf auf, ist deutlich langsamer als Kempf und kann vor allem in der Luft nicht die Hoheit erreichen, wie es sein – noch aktueller – Innenverteidigerkollege tut. Eine enorme Schwächung für die ohnehin bei Standards anfälligen Berliner.
Verliert Hertha weitere Schlüsselspieler?
Angesichts dessen würde der plötzliche Wechsel von Kempf womöglich schwerer wiegen als der Tabakovic-Abgang. Hertha hat mit Luca Schuler und Florian Niederlechner bereits Ersatz gefunden, auch wenn die beiden gegen Regensburg noch keine besonders starke Bewerbung abgeben konnten. Das bestätigte auch Benny Weber nach dem Heimsieg und verriet: „Der Transfer von Luca Schuler war ein Vorgriff auf das Szenario, dass Haris Tabakovic uns doch noch verlässt. Wir suchen also nicht zwingend.“
„Wir suchen nicht zwingend.“
Hertha-Geschäftsführer Benny Weber auf die Frage, ob Hertha nach dem Tabakovic-Abgang nochmal auf dem Transfermarkt aktiv wird.
Ohnehin ist es, bis auf den möglichen Last-Minute-Transfers eines neuen Innenverteidigers, nicht allzu wahrscheinlich, dass Hertha in der letzten Woche der Transferphase nochmal aktiv wird. Zu knapp die Kasse und zu breit der Kader. Eher das Thema Abgänge könnte in der kommenden Woche nervenaufreibend für die Hertha-Fans werden.
Zumindest bei Ibrahim Maza, der in den ersten Saisonwoche der zentrale Spieler für die besonderen Momente war, gab es nach dem Regensburg-Spiel ein bisschen Entwarnung. Interesse von anderen Clubs gibt es genug, konkrete Angebote laut Weber aber bislang nicht. Hertha will sogar mit dem Zehner verlängern - inklusive Gehaltserhöhung. „Mal schauen, ich bin in Gesprächen mit Hertha“, sagte der 18-Jährige bei „Sky“ mit einem Lächeln.
Und dann ist da noch Fabian Reese: Auch mit ihm wurde vor geraumer Zeit verlängert. Herthas verletzter Schlüsselspieler wird seit Wochen aber immer wieder mit einem Wechsel in die Bundesliga in Verbindung gebracht. Allen voran der SC Freiburg soll starkes Interesse haben.
Sollte es Hertha schaffen, Reese und Maza zu halten und auf dem Transfermarkt noch einen Ersatz für Kempf zu finden, ist der Kader nach wie vor für die Mission Aufstieg gebaut. Gelingt das nicht, könnte eben jenes Ziel schnell schwer zu erreichen sein. So oder so: Hertha BSC steht eine spannende Woche bevor.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: