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Today I feel Fifa President. Gianni Infantino ist wie erwartet im Amt bestätigt worden.

© AFP/WILLIAM WEST

Moral spielt keine Rolle: Gianni Infantino beherrscht die Spielregeln der Fifa

Per Akklamation ist Gianni Infantino als Präsident des Weltfußballverbandes Fifa bestätigt worden – weil er wie kein Zweiter versteht, wie das System funktioniert.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Es ist noch nicht lange her, da war Sepp Blatter das personifizierte Böse im internationalen Fußball: das Gesicht zur Turbokapitalisierung des Sports, die Verkörperung aller Fehlentwicklungen, der Großmeister der Hinterzimmerpolitik.

Inzwischen hat sich Blatter neu erfunden: als kritischer Geist. Und es ist ihm erstaunlich leicht und geschmeidig gelungen.

Blatter musste einfach nur als Präsident des Weltfußballverbandes Fifa abgelöst werden. Denn beim nächsten Präsidenten wird es garantiert noch viel schlimmer.

Dieses eherne Gesetz wird auch durch Gianni Infantino wieder aufs Trefflichste bestätigt. Infantino, die neue dunkle Macht des Weltfußballs, lässt seinen Vorgänger und Schweizer Landsmann Blatter inzwischen wie eine Lichtgestalt erscheinen.

Der aktuelle Fifa-Präsident beherrscht die Regeln der internationalen Sportverbände noch besser, als es der in dieser Hinsicht bereits überaus geschickte Blatter getan hat.

Insofern kann er sich – wie am Donnerstag in Kigali geschehen – per Akklamation im Amt bestätigen lassen. Dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nicht mitgeklatscht hat: geschenkt.

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Infantino ist ein Kind des Systems und sein Überleben in diesem System daher nur folgerichtig. In der Fifa sind alle Mitgliedsländer gleich wichtig: die Vanuatu Football Federation mit 6400 Mitgliedern genauso wie der DFB mit seinen 7,1 Millionen Mitgliedern. Und Gianni Infantino hatte schon immer ein großes Herz für die Kleinen.

Im Fifa-System spielt Moral keine Rolle. Deshalb ist es irrelevant, dass Infantino in Hinterzimmern kungelt; dass er sich – wie bei seiner Eröffnungspressekonferenz in Katar – wie ein Idiot gebärdet („Today I feel gay“); dass er den Fußball an offenbar zwielichtige Investoren verscherbeln will; dass er das Premiumprodukt WM durch eine Aufblähung belanglos werden lässt.

Es geht darum, dass er einer Mehrheit der Fifa-Mitglieder wirtschaftlichen Wohlstand versprechen kann. Solange er dieses Versprechen hält, muss Gianni Infantino nicht ernsthaft um seine Macht fürchten.

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