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Gregor Wittig in seinem zweiten Wohnzimmer.

© promo

Hoppegartens treuester Besucher: Gregor Wittig ist mit den Pferden verwandt

Am Sonntag öffnet Hoppegarten die Tore für 1000 Besucher. Mit dabei ist auch Dauergast Gregor Wittig. Die Geschichte einer Liebe zum Pferdesport.

Das Trommeln der Pferdehufe auf dem Rasen, der Jubel der Zuschauer im Zielbereich und auch der Geruch der Tiere – Gregor Wittig kann es kaum erwarten. „Die letzten Wochen und Monate waren nicht schön“, sagt er.

Doch jetzt soll alles besser werden. Am Sonntag veranstaltet die Rennbahn Hoppegarten ihren dritten Renntag, und das erstmals seit langer Zeit wieder mit Zuschauern. Allerdings wird es noch eine recht exklusive Veranstaltung. Nur rund 1000 Personen dürfen wegen der Maßnahmen zum Infektionsschutz dabei sein. Mittendrin: Gregor Wittig.

„Manche Pferde sind mir einfach sympathisch“

Der Berliner behauptet von sich, seit 60 Jahren dem Pferdesport engstens verbunden zu sein. Das ist erstaunlich, denn wenn man ihn nach seinem Alter fragt, sagt er: „Sechzig.“

Wittig geht es beim Pferdesport weniger ums Wetten („In geselliger Runde setze ich schon mal zehn, fünfzehn Euro auf ein Rennen. Mehr aber nicht“). Er sei vor allem Sportfan. Fast überall auf der Welt hat er sich schon Pferderennen angesehen, zuletzt im Februar in Singapur. „Die Kombination von Mensch und Tier fasziniert mich sehr“, sagt er. „Manchmal macht das Pferd nicht, was der Jockey will. Und manchmal ist es genau andersherum.“

Wenn Wittig über Pferde spricht, dann klingt das so, als machte er keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier. „Manche Pferde sind mir einfach sympathisch“, sagt er. Zu seinen Lieblingspferden zählte der inzwischen nicht mehr aktive Hengst Iquitos. „Auch weil er ein bisschen kleiner war und aus einem kleinen Rennstall kam.“

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Früh schon führten ihn seine Eltern ein in die Welt des Pferdesports. Dabei war es für den Westberliner Wittig zu Mauerzeiten gar nicht so einfach, seiner Leidenschaft nachzugehen. Zumindest nicht in Hoppegarten. „Es gibt ja immer noch Leute, die denken, Hoppegarten liegt in Berlin. Es ist aber Brandenburg“, erklärt Wittig. Und genau das war das Problem.

Für Reisen nach Brandenburg mussten die Westberliner nicht nur einen für Fahrten nach Ostberlin gültigen Passierschein beantragen, sondern das deutlich aufwendigere Verfahren für Reisen in die DDR. „Man musste ja den Grund der Reise angeben. Gängig waren Verwandtenbesuche. Aber leider konnte man Pferde nicht der Verwandtschaft zuordnen“, erzählt Wittig und grinst. So fuhr er von Mahlsdorf nach Hoppegarten, wo er eigentlich nicht mit der S-Bahn hätte fahren dürfen, meistens trotzdem.

Wittig trauert diesen Zeiten nicht hinterher. Wohl aber den Nachwendejahren. „In den Neunzigern, da war noch richtig was los. Da gab es allein in Hoppegarten soviel Renntage wie heute auf allen Rennbahnen in Ostdeutschland zusammen und die Zuschauer kamen in Strömen“, berichtet er.

Auch der Edelfan hofft auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität in Hoppegarten

In diesem Jahr finden gerade einmal sieben Renntage in Hoppegarten statt, und das auch noch unter erschwerten Bedingungen wegen der Coronavirus-Pandemie. „Ich werde natürlich nicht alle meine Bekannten antreffen. Das ist schade.“ Wittig hofft, dass schnell wieder Normalität einkehrt in Hoppegarten.

Das tut auch Gerhard Schöningh, der Eigentümer der Anlage in Hoppegarten. „Zuschauer“, sagt er dem Tagesspiegel, „sind für uns total wichtig.“ 60 Prozent der Gesamteinnahmen seien in der Vergangenheit über die Besucher der Anlage generiert worden, also über die Ausgaben für Tickets, Wetten sowie für den Gastronomiebereich.

Da die ersten beiden Renntage in diesem Jahr aber komplett ohne Zuschauer stattfanden, mussten die Veranstalter die Kosten deutlich senken. Die Preisgelder für die Rennen wurden um 50 Prozent reduziert.

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Die Herkulesaufgabe für Schöningh und seine Mitstreiter bestand darin, die wegfallenden Einnahmen durch die Wetteinsätze der Besucher wieder hereinzuholen. Es ist ja kein Geheimnis: So eine Rennbahn finanziert sich maßgeblich durch die vielen Wettverlierer beim Pferdesport.

Das Glück für Schöningh war, dass die Renntage ins TV und in diverse Medienkanäle via Stream abwanderten, als hierzulande wegen der Coronakrise noch nicht mal Bundesliga-Fußball gespielt wurde. Der Pferdesport profitierte paradoxerweise von der Pandemie. Es wurde – auch bei den besucherlosen Renntagen in Hoppegarten – mehr gewettet als üblich. „Unsere Umsätze lagen deutlich über dem Vorjahr“, bestätigt Schöningh.

Doch er hofft trotz der erstaunlichen Effekte der Krise für seine Bahn, dass bald wieder mehr Zuschauer Hoppegarten besuchen können. Das letzte Rennen dieses Jahr in Hoppegarten findet am 1. November statt. „Ich denke, dass dann vielleicht bis zu 5000 Zuschauer kommen können. Doch das hängt natürlich von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab“, sagt Schöningh. Nach mehr Besuchern sehnt sich auch Dauergast Gregor Wittig. Aber er ist auch schon froh darüber, seine sympathischen Pferdchen überhaupt wieder begrüßen zu können.

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