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STEILPASS Inland: Griesgram über der Grasnarbe Stefan Hermanns über Trainer,

die sich in den Vordergrund drängen

Wer Michael Frontzeck nur aus dem Fernsehen kennt, wird ihn für einen ziemlichen Griesgram halten. In der Öffentlichkeit bedient sich der Trainer von Borussia Mönchengladbach gefühlter 1,7 verschiedener Gesichtsausdrücke, und insofern war es eine Sensation, als Frontzeck vor zwei Wochen, nach dem 4:0 seiner Mannschaft beim 1. FC Köln, auf dem nassen Rasen bäuchlings Richtung Gladbacher Fankurve rutschte. „So etwas habe ich noch nie gemacht“, hat er hinterher über seinen Diver gesagt. Ein wenig schien er von sich selbst erschrocken.

Frontzeck verfolgt die Linie, sich als Trainer nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Eine Linie, die ich sehr sympathisch finde und die im krassen Gegensatz zur Mainzer Schule steht: Nirgendwo feiert der Trainer häufiger mit der Kurve als bei Mainz 05. Jürgen Klopp hat diese Tradition einst begründet, und selbst sein Nachfolger Thomas Tuchel konnte sich den örtlichen Gepflogenheiten nicht lange entziehen. Nach seinem ersten Sieg gegen die Bayern hat Tuchel noch die Einladung ins Sportstudio ausgeschlagen, weil er seinen Spielern nicht die Schau stehlen wollte. Vor einigen Wochen dann hing der Mainzer Trainer mit Megafon am Zaun.

Dieser Ausflug hat Tuchel in der Branche eine Menge Unmut eingebracht. Dabei wollte er nur höflich sein. Das Publikum habe mit einer solchen Vehemenz nach ihm verlangt, entschuldigte sich Tuchel, dass er die Bitte gar nicht habe ausschlagen können.

Wenn man böse wäre, könnte man sagen: In diese Gefahr dürfte Michael Frontzeck so schnell nicht geraten.

Stefan Hermanns schreibt an dieser Stelle über deutschen Fußball. Markus Hesselmann beschäftigt sich in seiner Kolumne mit dem Ausland, Jens Kirschneck mit Frauenfußball.

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