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Danilho Doekhi erzielt das Siegtor zum 2:1, ausnahmsweise sogar mit dem Fuß.

© Imago/Contrast

Große Emotionen beim 2:1 gegen Bielefeld: Union bleibt eine der besten Rugby-Mannschaften im deutschen Fußball

In einem Kampfspiel von fast epischen Dimensionen zeigen die Köpenicker einmal mehr, dass sie dann am stärksten sind, wenn sie sich mit großer Leidenschaft in einen Gegner verbeißen.

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Wie Rugby-Spieler warfen sie sich zum Ende des Spiels noch in die Zweikämpfe hinein. Es wurde gerungen und gerempelt, mit mehr Bodychecks als Fußballkunst. Wenn ein Zweikampf gewonnen wurde, dann meistens mit dem Oberkörper.

Das passte zum Spiel. Denn von der ersten bis zur 120. Minute war es ein hart erkämpftes 2:1 nach Verlängerung, mit dem sich der 1. FC Union am Mittwoch gegen den Zweitligisten Arminia Bielfeld ins Achtelfinale des DFB-Pokals arbeitete. Es war ein Spiel, in dem die Berliner leiden mussten, um sich am Ende doch wieder als eine der besten Rugby-Mannschaften im deutschen Profifußball zu erweisen.

Das war nicht zuletzt an der Torschützenliste zu erkennen. Im Rugby sind die Rollen eben anders verteilt als im Fußball. Die Defensivspezialisten spielen vorne. Um das Punkteerzielen kümmert sich die hintere Linie.

So auch bei Union, wo die zwei Innenverteidiger Leopold Querfeld und Danilho Doekhi die Treffer erzielten. Damit setzte sich der Trend der letzten Wochen fort. Vier von Unions letzten fünf Pflichtspieltoren wurden von gelernten Abwehrspielern erzielt. Das letzte Stürmer-Tor liegt mittlerweile mehr als einen Monat zurück.

„Ich glaube, dass wir einerseits in der Verteidigung die Qualität haben, Tore zu schießen. Das macht den Gegnern auch Kopfschmerzen“, sagte Querfeld mit einem großen Grinsen nach dem Spiel. „Ich muss aber heute wieder ein riesiges Kompliment an unserer Vorwärtsreihe aussprechen. Sie haben sich zwar wieder nicht mit Toren belohnt, aber wie sie arbeiten, das ist einfach enorm wichtig für unser Spiel.“

Ein „typischer Pokalfight“, der selten schön anzusehen war

Da lag er auch nicht falsch. Gerade in der ersten Hälfte zeigten die Stürmer ihre Qualitäten, mit Ilyas Ansah in der Rolle des Bulldozers und Andrej Ilic als selbstloser Bodyguard des Balls. Auch der 18 Jahre alte Debütant Dmytro Bogdanov zeigte sich nach seiner Einwechslung kampfeslustig. Doch dieser Union-Angriff ist nicht für Spiele gedacht, in denen die Berliner in der Favoritenrolle sind.

Bielefelds Trainer Mitch Kniat beschrieb das Spiel als „einen typischen Pokalfight“. Ein Spiel, das selten schön anzusehen war und zuweilen mit einer gewissen Unsportlichkeit flirtete. Die Berliner waren von den ständigen Krämpfen ihrer Gäste genervt. Die Bielefelder empörten sich, weil Union immer wieder trotzig weiterspielte, wenn einer ihrer Spieler am Boden lag. Gegen Ende musste Arminia in Unterzahl spielen, weil Marvin Mehlem sich verletzt hatte und Kniat nicht mehr wechseln durfte.

Vielleicht bin ich auch ein Stürmer.

Danilo Doekhi zu seinen vielen Toren in den letzten Wochen.

Den 22.012 Zuschauern in der Alten Försterei war das völlig egal. Für die beiden Fanblöcke war das eher eine Gelegenheit, die kleinen Hässlichkeiten des Pokalfußballs in vollen Zügen zu genießen. Freunde waren die Anhänger von Union und Arminia ja nie, und weil sich die Anhänger zwei Stunden lang fröhlich beschimpften, wurde die Alte Försterei zum Hexenkessel.

Entsprechend getragen von der Emotion war am Ende auch das Spiel. Als Union kurz vor dem ersten Tor einen Freistoß erhielt, versuchte der Gästeblock, den Schützen Christopher Trimmel abzulenken. Das provozierte eine Reaktion von der Waldseite, die Querfeld zu beflügeln schien, als er hoch in der Luft schwebte und zum 1:0 einköpfte. Kurze Zeit später stimmte die Waldseite eine eher einschläfernde Melodie an. In der Folge nickte die Union-Abwehr kurz weg und kassierte den Ausgleich.

Die endgültige Explosion kam dann kurz nach 23 Uhr als Doekhi, der schon in der Nachspielzeit der 90 Minuten das Siegtor auf dem Kopf hatte, den Ball unter die Latte hämmerte. Für den Abwehrchef war es sein drittes Tor in zwei Wochen. „Vielleicht bin ich auch ein Stürmer“, sagte er später mit einem Augenzwinkern.

Man könnte es natürlich auch als Problem sehen, wenn die Stürmer nicht treffen, die Spielweise konfus wirkt und die Mannschaft sich nur gerade so gegen einen unterklassigen Gegner durchsetzt. „So ein Pokalspiel schreibt schon eine ganz andere Geschichte“, sagte Querfeld. „Da trifft man vielleicht schon mal Entscheidung anders, als man sie vielleicht sonst treffen würde.“

Das Wichtigste war jedoch, dass Union allen Widrigkeiten trotzte und am Sonntag bei der Auslosung der Achtelfinals im Topf sein wird. Am Ende kann Rugby eben auch Spaß machen.

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