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Sport: Große Kunst

Mit einem spektakulären Fallrückzieher von Christoph Preuß bezwingt Frankfurt die Bayern 1:0

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Bis zur 78. Minute hatte Ottmar Hitzfeld nach eigenen Worten nie das Gefühl, dass sein FC Bayern ein Gegentor bekommen würde. „Aber man konnte auch nicht davon ausgehen, dass man heute ein Tor des Monats sehen würde.“ Das Traumtor, das zum 1:0-Sieg der Frankfurter Eintracht über den hoch favorisierten FC Bayern München vor 51 500 Zuschauern in der ausverkauften Commerzbank-Arena führte, schoss Christoph Preuß mit einem Fallrückzieher in den Winkel. „Phantastisch gemacht“, sagte Hitzfeld. Nach einer Flanke von Patrick Ochs hatte der Frankfurter Mittelfeldspieler mit seiner akrobatischen Einlage die Abwehr und auch Bayerns Torhüter Oliver Kahn überrumpelt.

Erstmals seit der Rückkehr in die Bundesliga vor anderthalb Jahren hat die Eintracht eine Spitzenmannschaft besiegt. Trainer Funkel hatte aus den Heimdebakeln zuletzt gegen Werder Bremen (2:6), Schalke 04 (1:3) und VfB Stuttgart (0:4) gelernt und seinen Spielern untersagt, zu euphorisch und unkontrolliert nach vorne zu spielen. „Die null hinten musste stehen“, sagte Funkel. Mit einer taktisch und personell defensiv ausgerichteten Formation trat seine Mannschaft den scheinbar übermächtigen Bayern gegenüber. In der Verteidigung wehrten sich die Frankfurter mit der Dreierkette Vasoski, Chris und Kyrgiakos. Chris durfte sogar einen Libero der alten Schule spielen.

Davor hatte eine ebenfalls defensiv eingestellte Fünferreihe nur ein Ziel: Das Spiel der Bayern zu zerstören. „Ich glaube, dass uns das niemand verübeln kann“, sagte Friedhelm Funkel. Techniker wie Meier und Weissenberger blieben diesmal auf der Bank. Mit Disziplin und Leidenschaft ließen die Hessen die Bayern nicht zur Entfaltung kommen. So blieben Chancen weitgehend aus. Die Feldüberlegenheit des Rekordmeisters brachte nichts. „Uns fehlten die Kreativität und die Pässe in die Tiefe“, bemängelte Hitzfeld und sprach von einer bitteren Niederlage.

Alle Statistiken sprachen für die Bayern: Torschüsse 19:9, Ballkontakte 60 Prozent zu 40 Prozent, gewonnene Zweikämpfe 55 Prozent zu 45 Prozent. Aber die Statistik, die letztlich zählt: 0:1 nach Toren. „Wir waren heute stumpf“, klagte der Bayern-Trainer. Es habe sich schon zuletzt gegen Werder angedeutet. „Wir haben nicht das Glück, auch mal ein schlechtes Spiel zu gewinnen. Wir haben heute nicht unsere Leistung gebracht.“

Trotz der Niederlage haben die Münchner im Kampf um einen Champions-League-Platz nicht an Boden verloren. Die Eintracht aber hat sich im Kampf gegen den Abstieg mit diesem wichtigen Sieg, den ihr kaum jemand zugetraut hatte, etwas Luft verschafft. Frankfurt hat den Abstiegsplatz verlassen und nun im dichten Gedränge in der unteren Tabellenhälfte einen Abstand von drei Punkten zum 16. Rang. Hitzfeld sagte deshalb: „Im Abstiegskampf sind drei Punkte gegen Bayern immer besonders wertvoll und zählen mehr.“

Denn so ein Sieg baut einen Abstiegskandidaten mächtig auf. „Wir haben jetzt einen Lauf und würden sofort weitermachen“, sagte Ochs und zählte die Erfolge in den letzten Spielen auf: 3:0 im Pokal in Offenbach, 2:0 gegen Hannover und 2:2 in Nürnberg. „Leider steht uns am nächsten Wochenende die Nationalmannschaft im Weg“, erklärte Ochs, ehe es dann zu Borussia Mönchengladbach geht. Trainer Funkel blickte bereits voraus und sagte: „In Mönchengladbach, gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, sind die drei Punkte noch wichtiger.“

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