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Sport: Großes Finale

Nach einem 3:3 in 120 Minuten gewinnt Liverpool 3:2 im Elfmeterschießen gegen den AC Mailand

Finalspiele in der Champions League galten einst als langweilige Angelegenheit. Manchmal fiel in 90 Minuten kein Tor, oft war ein Treffer das Höchste der Gefühle. Seit dem 25. Mai 2005 ist das anders: Im Finale der Champions League zwischen dem AC Mailand und dem FC Liverpool begeisterten beide Teams die 68 000 Fans im Atatürk-Stadion zu Istanbul mit sechs Treffern in 120 Minuten. Dann erst entschied Liverpool durch ein 3:2 im Elfmeterschießen das Finale. „Ein verrücktes Spiel“, sagte Franz Beckenbauer, der im Stadion weilte. Mailand schien nach 3:0-Halbzeitführung gewonnen zu haben, doch Liverpool glich innerhalb von sechs Minuten aus.

Heftiger Wind und kühle Temperaturen machten das Atatürk-Stadion, das rund 20 Kilometer vor Istanbul liegt, gestern Abend zu einem unwirtlichen Ort. Vor allem für jene Fans des FC Liverpool, die sich bereits vor dem Spiel ihrer Oberbekleidung entledigt hatten. Doch es sollte ihnen schnell noch kälter werden. Nicht einmal eine Minute war gespielt, da lag ihr Klub nach Paolo Maldinis Treffer mit 0:1 zurück.

Es war der denkbar schlechteste Beginn für Liverpools Trainer Rafael Benitez, der auf den deutschen Mittelfeldspieler Dietmar Hamann verzichtet hatte und dafür den offensiveren Harry Kewell aufgeboten hatte. Doch Offensive war nach dem frühen Gegentreffer ohnehin angesagt. Es folgten zwei wütende Gegenangriffe Liverpools, dann bekam der AC Mailand das Spiel in den Griff.

Mailands Trainer Carlo Ancelotti hatte angekündigt, dass sein Klub in diesem Finale nicht wie beim Sieg 2003 nach Elfmeterschießen über Juventus Turin nur verteidigen würde. „Das wird diesmal anders“, hatte er gesagt. Seine Mannschaft hielt Wort. Doch sein Team hatte zunächst auch Glück. In der 39. Minute wollte Liverpools Luis Garcia den Ball im Strafraum an einem auf dem Boden liegenden Mailänder Verteidiger vorbeispielen, doch dieser stoppte den Ball mit der Hand. Doch Schiedsrichter Mejuto Gonzalez aus Spanien pfiff nicht Elfmeter, und so konnte im Gegenzug Mailands Angreifer Hernan Crespo nach einem schönen Querpass von Andrej Schewtschenko das 2:0 erzielen. Statt des Ausgleichs fiel Mailands nächster Treffer. Es schien eine Vorentscheidung zu sein, erst recht, als Hernan Crespo einen Traumpass von Kaka über 40 Meter mit einem Heber zum 3:0 abschloss.

In der zweiten Halbzeit kam Dietmar Hamann für Liverpool, das unplötzlich das Spiel wendete: Erst köpfte Steven Gerrard das 1:3, dann weckte Smicer mit seinem Anschlusstreffer aus 20 Metern die Hoffnung auch des letzten Pessimisten Liverpools. Nach einem Foul an Gerrard lief Liverpools Xabi Alonso zum Elfmeter an – und traf erst im Nachschuss zum 3:3. Die Aufholjagd war beendet, das Spiel, das zur Halbzeit entschieden schien, war wieder offen. Fortan bestimmte Liverpool das Spiel, doch bis zum Elfmeterschießen hatten sich beide Teams mit Toren offenbar verausgabt. Die Verlängerung bestimmte zwar Mailand, doch erst kurz vor dem Schlusspfiff schoss Schewtschenko freistehend zwei Meter vor dem Tor Keeper Dudek an. Der tschechische Torwart sollte der Held des Elfmeterschießens werden. Nach Fehlschüssen von Serginho und Pirlo hielt er auch noch Schewtschenkos schwach geschossenen Elfmeter.

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