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Groß, breit, schnell. Arpad Sterbik, hier mit Ciudad Real in der Champions League gegen den THW Kiel, ist kaum zu überwinden. Foto: dpa

© picture-alliance/ dpa

Handball-WM: Der schnelle Bär

Deutschlands Handballer treffen am Montag auf Spaniens Weltklasse-Torwart Sterbik.

Allein diese Statur. Steht man direkt vor Arpad Sterbik, wird es ziemlich dunkel, und es stellt sich die Frage: Wer hat hier gerade das Licht ausgemacht? Zwei Meter groß ist der spanische Nationaltorhüter, „und genauso breit“, ergänzt Carsten Lichtlein, der dritte deutsche Torwart. „Einen Wahnsinnskörper hat der“, sagt Lichtleins Keeper-Kollege Johannes Bitter. Sterbik stellt sich der deutschen Nationalmannschaft heute bei der Handball-WM in Schweden in den Weg: Sollten die Angreifer um Kapitän Pascal Hens ein Mittel gegen den Torhüter von Ciudad Real finden, wäre dies gegen Spanien (18.15 Uhr, live im ZDF) schon sehr viel wert. Ein Sieg wäre nicht nur der Türöffner für die Hauptrunde, sondern auch ein großer Schritt in Richtung Halbfinale. Denn das deutsche Team gewann am Sonntag auch sein zweites Gruppenspiel, gegen Bahrain überlegen mit 38:18 (20:9). Lars Kaufmann (9) und Christian Sprenger (7) warfen die meisten deutschen Tore.

So viele Gegentore wird der „Serbische Bär“ nicht zulassen; diesen Beinamen besaß Sterbik, bevor der gebürtige Jugoslawe 2008 hispanisiert wurde. Der Verbandswechsel war ein logischer Schritt, schließlich ist der 31-Jährige seit 2004 beim spanischen Topklub Ciudad Real unter Vertrag. Er personifiziert den Aufstieg der zentralspanischen Mannschaft zu einem der besten Klubs der Welt und gehört zu den bestbezahlten Profis: Schon vor drei Jahren kassierte er weit über 300 000 Euro netto Jahresgehalt, plus Auto, plus Haus. Als er kürzlich bis 2017 verlängerte, dürfte dieses Gehalt noch erhöht worden sein.

Die deutschen Torleute Bitter und Silvio Heinevetter knüpfen mit ihren Leistungen an die große Torhüter-Tradition mit Namen wie Wieland Schmidt, Manfred Hofmann, Andreas Thiel oder Henning Fritz an. Doch momentan gelten der Franzose Thierry Omeyer, auf den die Deutschen am Mittwoch treffen, und eben Sterbik als die besten Vertreter ihrer Zunft. Sterbiks Stil ist einzigartig: Es sieht so aus, als bewege er sich auf nur einem Quadratmeter. Aber der Welthandballer von 2005 verfügt über ein sensationelles Stellungsspiel. Und wenn er bei den Würfen aus der sogenannten Nahwurfzone, vom Kreis und von außen, katzengleich aus dem Tor herausspringt, deckt er mit seinem massigen Körper das Tor weitgehend ab. Von Sterbik ist bekannt, dass er sich wie auch die deutschen Torhüter intensiv mit Videostudium auf die Wurfmuster der Angreifer vorbereitet. Das gehört zum Geschäft. Auf der anderen Seite stellt Bundestrainer Heiner Brand seine Schützen nicht speziell auf diesen außergewöhnlichen Tormann ein, obwohl nur Kapitän Hens und Linksaußen Dominik Klein dem Torwart in den letzten Jahren auf Klubebene begegnet sind. Das wäre kontraproduktiv, sagt der 58-Jährige: „Die Torhüter spielen mit den Schützen ihr eigenes Spielchen. Wenn man sich als Schütze zu sehr damit beschäftigt, dann kann das schnell ins Gegenteil umschlagen.“ Seine Spieler teilen die Meinung des Bundestrainers. „Wichtiger ist, die Abwehr zu überwinden, wer dann im Tor steht, ist mir egal. Wo ich den Ball hinwerfe, entscheide ich erst im letzten Moment“, sagt Linkshänder Holger Glandorf. „Wenn man über den Torhüter nachdenkt, hat man schon verloren“, sagt Regisseur Michael Haaß.

Selbst beim Siebenmeter gibt es kein Konzept, um Sterbik zu überwinden. Der erste deutsche Schütze für Strafwürfe, Michael Kraus, hat noch nie gegen Sterbik gespielt, aber auch er setzt sich nicht intensiv mit ihm auseinander. „Ich mache das abhängig von der Situation. Ich schaue, wie er sich bewegt, und irgendwann wird er auch ein Bein anheben.“

Erik Eggers [Kristianstad]

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