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Bitterer K.o. in Europa. Gegen Kopenhagen sah eigentlich alles schon nach einem Elfmeterschießen aus.

© Imago/Eibner

Heidenheims wundersame Europareise: Kleiner Verein, großer Respekt

Heidenheim verabschiedet sich dramatisch aus der Conference League – und in der Bundesliga droht der Abstieg. In Panik bricht deswegen im Verein aber niemand aus.

Jörg Leopold
Ein Kommentar von Jörg Leopold

Stand:

Alle, die es mit dem 1. FC Heidenheim halten, dürften am Donnerstag emotional hin- und hergerissen gewesen sein. Da stemmte sich eine Mannschaft mit all ihrer derzeit nicht besonders furchterregenden Macht gegen das Ausscheiden in der Conference League, kassierte kurz vor einem möglichen Elfmeterschießen dann aber den K.o. „Natürlich hätte dieser Spielfilm ein anderes Ende haben können, da hat nicht viel gefehlt“, konstatierte ein frustrierter Trainer Frank Schmidt.

Die Frage, die schon kurz nach dem Schlussakkord der wundersamen Heidenheimer Europareise die Runde machte, war die nach den Folgen der 1:3-Niederlage gegen den FC Kopenhagen. Kann sich die Mannschaft jetzt endlich voll auf den Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga konzentrieren und dafür dringend benötigte Kräfte für die direkten Duelle mit Kiel, Bochum oder Hoffenheim sparen? Auch dazu hatte Schmidt eine klare Meinung: „Bloß, weil wir jetzt ausgeschieden sind, gewinnst du die Spiele auch nicht.“

Heidenheim hat in der Liga fünfmal in Folge verloren, insgesamt gab es seit Ende September hier gerade mal einen Sieg. Mit dieser Bilanz steigt man normalerweise ab und greift üblicherweise panisch zum letzten Strohhalm – dem Trainerwechsel. Genau das aber wird beim FCH nicht passieren. Weil auch ein Abstieg in die Zweite Liga für Heidenheim kein Drama wäre.

Dass dieser Klub mit den besten deutschen Mannschaften in einer Liga spielt und es sogar bis in den Europapokal geschafft hat, ist und bleibt eine unglaubliche Geschichte. Und all das ist unzertrennlich mit dem Namen Frank Schmidt verbunden, der den Verein zu Oberliga-Zeiten 2007 übernommen hat und ihn bis in die Bundesliga und zu internationalen Weihen geführt hat.

Nun könnte eben jene Teilnahme an der Conference League mit dafür entscheidend sein, dass der 1. FC Heidenheim einen Schritt zurück macht. Aber ganz offensichtlich ist man in Heidenheim in der Lage, seine Möglichkeiten realistisch einzuschätzen.

Am Sonntag trifft das Team auf RB Leipzig, einen Verein, der ganz andere Ansprüche hat, in Europa aber bereits ausgeschieden ist. Schmidt konnte sich eine kleine Spitze dann auch nicht verkneifen: „Heidenheim spielt europäisch unter der Woche und Leipzig bereitet sich normal auf das Bundesliga-Spiel vor“, sagte er.

Zumindest in dieser Hinsicht herrscht nun bald wieder Chancengleichheit. Und wer weiß, ob dieser 1. FC Heidenheim mit dem vollen Fokus auf die Bundesliga nicht doch wieder zu einem Wunder fähig ist.

Wenn es dann aber nicht für den Klassenerhalt reicht, geht deswegen die Sonne über der Ostalb trotzdem weiter auf – und Frank Schmidt wird in der nächsten Saison mit seinen Jungs dann statt Europa wieder die Zweite Liga aufmischen.

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