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Er bekommt ein neues Trikot. Athletic Bilbao stellte sich beim Wechsel von Javi Martinez lange quer. Jetzt ist der Transfer endlich über die Bühne.Foto: dpa

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Sport: Heimlich nachts weggeschlichen

Der Wechsel von Bilbaos Javi Martinez zum FC Bayern ist perfekt. Am Dienstag war der Nationalspieler bereits zum Medizincheck da, am Mittwoch bestätigten die Münchner den Deal.

Um 10 Uhr morgens mit der Arbeit anzufangen, sollte eigentlich kein Problem sein. Vor allem nicht, wenn man Millionen dafür bekommt und auch noch Fußball spielen darf. Javi Martinez erschien am Mittwoch dennoch nicht zur Arbeit. Der 23-Jährige schwänzte das Training bei seinem Noch-Arbeitgeber Athletic Bilbao – er musste sich von seinem nächtlichen Kurztrip erholen, seinem Kurztrip nach München.

Der Rekord-Transfer der Bundesliga ist endlich perfekt. Am Mittwochabend bestätigte Bayern-Sprecher Markus Hörwick den Wechsel. Der spanische Fußballverband RFEF sowie der spanische Ligaverband LFP hatten den Nationalspieler, der in Bilbao eigentlich bis 2015 spielen sollte, freigegeben. Dann unterzeichnete Martinez den Fünfjahresvertrag.

In den frühen Morgenstunden war Martinez am Dienstag mit dem Privatjet eingeflogen und fuhr direkt zu Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. In der Praxis des Mannschaftsarztes von Bayern München wurde der spanische Nationalspieler durchgecheckt, fast vier Stunden lang.

Für die Bayern ist Martinez nicht nur der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte, die vorausgegangenen Verhandlungen waren so aufreibend wie wohl nie zuvor. Präsident Uli Hoeneß verzweifelte fast, unzählige Male hatte er versucht, mit seinem Bilbao-Kollegen Josu Urrutia Kontakt aufzunehmen – und regte sich über dessen Sturheit auf. Der Klub aus dem Baskenland hatte vor allem Sonderwünsche bei der Bezahlung, zuletzt schaltete Bayern München wegen steuerlicher und rechtlicher Fragen sogar die Vereinsanwälte ein. „Dies war ohne Frage ein komplizierter Transfer“, sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge im Vereinssender „FCB.tv“. Am Ende zahlt München die geforderten 40 Millionen Euro. Martinez soll dafür angeblich auf rund zwei Millionen Euro Gehalt pro Jahr verzichten.

„Ich bin sehr glücklich und freue mich darauf, bei einem Klub mit einer derartigen Historie zu spielen“, sagte der Spanier gegenüber „FCB.tv“. Bayern München sei eines der besten Teams der Welt. „Und natürlich will ich hier Titel gewinnen.“ Dafür wurde er ja auch geholt, die Erwartungen an ihn sind hoch. Doch was genau wird Martinez bei den Bayern ändern? Vor allem wird er das Mittelfeld durcheinander mischen – und mit seiner Klasse den Druck auf die etablierten Spieler erhöhen.

Im ersten Ligamatch gegen Fürth spielten noch Toni Kroos und Luiz Gustavo vor der Abwehrreihe. Bastian Schweinsteiger kam erst spät in die Partie – ist aber auch noch nicht wieder zu hundert Prozent fit. Ein gesunder Schweinsteiger ist auf der Sechserposition so gut wie gesetzt. Dass er mit Manuel Neuer und Philipp Lahm zu den Führungsspielern zähle, haben die Vereinsoberen kürzlich erst wieder betont. Das Geld für Martinez will auch auf keinen Fall auf der Bank angelegt sein. Damit steht also die Doppelsechs – und Bayern bekommt ein Luxusproblem im defensiven Mittelfeld. Neben Kroos und Gustavo steht auch Anatoli Timoschtschuk bereit. Insgesamt fünf Spieler für nur zwei Positionen.

Für das offensive Mittelfeld könnte der Martinez-Transfer ebenfalls Auswirkungen haben: nämlich dann, wenn Kroos auf die Position hinter die Spitzen rückt und Thomas Müller verdrängt. Und dann gibt es ja auch noch Neuzugang Xherdan Shaqiri, der bereits im Pokalspiel gegen Regensburg Werbung für sich machte.

Einen ersten Vorgeschmack auf das neue Mittelfeld könnte das Heimspiel am Sonntag gegen Stuttgart geben. Möglich, dass Martinez dann schon auf dem Platz steht, bereits heute soll er in München vorgestellt werden. Vorher bekommt er aber erst mal Ärger mit dem alten Arbeitgeber: Die Reise nach Süddeutschland hatte der Verein „zu keinem Zeitpunkt autorisiert“, schreibt Bilbao auf seiner Homepage – und forderte von Martinez eine letzte Erklärung. Den Transfer verhinderte die Empörung über den nächtlichen Ausflug aber nicht mehr.

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