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Im Hertha-Block brannte es.

© dpa/Swen Pförtner

Update

Hertha BSC gewinnt 2:1 beim VfL Wolfsburg: Ein versöhnlicher Abschied aus der Bundesliga

Die Berliner verabschieden sich mit einem Sieg aus der Fußball-Bundesliga. Der VfL Wolfsburg hingegen verspielt dadurch die Chance auf eine Teilnahme am Europapokal.

Wie es für Pal Dardai in der neuen Saison bei Hertha BSC weitergehen wird, das ist noch nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich bleibt er Trainer des künftigen Fußball-Zweitligisten. Aber auch eine andere Funktion, zum Beispiel in der Nachwuchsarbeit des Klubs, ist denkbar. Dass Dardai vielseitig einsetzbar ist, das bewies er auch am Samstagnachmittag in Wolfsburg.

Gerade zehn Minuten waren gegen den heimischen VfL gespielt, als Herthas Trainer – mit ausdrücklicher Genehmigung des Schiedsrichters – den Platz betrat und sich Richtung der eigenen Fans begab. Dardai war die personifizierte Krisenreaktionskraft, weil es in Herthas Kurve brannte, knallte und krachte.

Ein Teil des Berliner Anhangs hatte offenbar nicht mehr allzu viel Lust auf das abschließende Kapitel einer Saison, die ohnehin längst verdorben war. Dass Hertha zum siebten Mal in die Zweite Liga absteigt, das stand schon vor dem finalen Spiel beim VfL Wolfsburg fest. Sportlich von Belang war die Begegnung nur noch für die Heimmannschaft, die ihren frühen 1:0-Vorsprung und durch die 1:2 (0:1)-Niederlage am Ende auch alle Chancen auf den Europapokal verspielte. „Für uns lag eigentlich alles auf dem Präsentierteller“, sagte Wolfsburgs Trainer Niko Kovac.

Für Hertha hingegen ging die Spielzeit versöhnlich zu Ende. „Wir wollten mit einem guten Gefühl in den Urlaub gehen“, sagte Herthas Torhüter Tjark Ernst nach seinem Bundesligadebüt. „Das ist uns geglückt.“ Der 20-Jährige hatte mit starken Paraden einen nicht unwesentlichen Anteil daran.

Überragendes Debüt von Tjark Ernst

Herthas Fans stand der Sinn anfangs nicht unbedingt nach Versöhnung. Passend zum Anpfiff versuchten sie zwei riesige Banner zu enthüllen – was nicht so richtig glückte. Die Mängelliste „Millionen kassiert, unseren Verein blamiert – Söldner auf dem Feld (…) Verpisst euch“ war schlicht zu lang für die Breite der Berliner Kurve.

Beim letzten Bundesligaspiel der Berliner für mindestes ein Jahr fehlten auch Dodi Lukebakio, Stevan Jovetic (beide nicht im Kader) und Oliver Christensen (Bank). Neben Ernst feierte auch Innenverteidiger Pascal Klemens sein Bundesligadebüt. Zudem saßen sechs Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bei Hertha auf der Bank.

Ernst ging schon in der zweiten Minute energisch zur Sache, als er nach der ersten Wolfsburger Ecke per Faustabwehr klärte. Wenige Sekunden später aber war er machtlos, als Jakub Kaminski nach einem Doppelpass frei vor ihm auftauchte und das 1:0 für den VfL erzielte.

Die Gäste hatten fast im Gegenzug die große Chance zum Ausgleich. Doch Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels bekam nach dem Abschluss von Florian Niederlechner gerade noch die Finger an den Ball. Es war die einzige gute Gelegenheit für Hertha in der ersten Halbzeit.

Maza jetzt Herthas jüngster Bundesliga-Torschütze

Meistens spielte sich das Geschehen in der Hälfte der Berliner statt. Und mit etwas mehr Entschlossenheit hätten die Wolfsburger zur Pause weit höher führen können. Ernst verhinderte gegen Jonas Wind und Patrick Wimmer weitere Treffer, hatte zudem Glück, dass Marco Richter bei einem Schuss von Josuha Guilavogui auf der Linie rettete.

Dardai war nicht zufrieden, was er seine Mannschaft in der Pause auch spüren ließ. „Ein Tick zu laut“ sei er gewesen, aber: „Es hat sich wahrscheinlich gelohnt.“ Dardai brachte Derry Scherhant und Ibrahim Maza, zwei weitere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, später feierte auch Tony Rölke sein Bundesligadebüt.

Vor allem Ibrahim Maza dürfte dieser sommerliche Nachmittag im Mai wohl für immer unvergesslich bleiben. Zehn Minuten nach seiner zweiten Einwechslung überhaupt erzielte der 17-Jährige aus kurzer Distanz das 1:1. Kein Torschütze in der Bundesligageschichte von Hertha BSC, die jetzt erst einmal unterbrochen ist, war jünger als Maza.

Die knapp 3000 Berliner Fans erwachten mit dem Ausgleich aus ihrer vornehmen Zurückhaltung und feierten die Energieleistung ihres Teams. Die Spieler wiederum hatten – nach all den unzureichenden Leistungen in dieser Spielzeit – nun Lust auf mehr. Marco Richter brachte Hertha gut 20 Minuten vor dem Ende mit einem Schlenzer sogar 2:1 in Führung.

Die Mannschaft brachte diesen Vorsprung mit großem Eifer und dank eines überragenden Tjark Ernst im Tor über die Zeit. „Wie wir uns reingeschmissen haben: Fantastisch!“, sagte Herthas Torhüter.

Als es scheinbar nicht mehr wichtig war, gelang der Mannschaft doch noch der zweite Auswärtssieg der Saison. Und so verließ Hertha bei aller Trauer über den Abstieg Wolfsburg mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. „Einsatz, Disziplin, Laufbereitschaft, Jugendspieler: Das ist für uns ein schöner Tag“, sagte Pal Dardai.

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