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Hertha BSC schlägt Dresden 2:0: Feuer auf den Rängen, klare Verhältnisse auf dem Rasen
Die Fans von Dynamo Dresden und Hertha BSC sorgen für prächtige Stimmung im Olympiastadion. Auf dem Feld sind die Berliner hingegen zu stark für den Aufsteiger.
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Das Tor von Hertha BSC war in den vergangenen Wochen gut gesichert. Am Samstagmittag, im Heimspiel gegen Dynamo Dresden, galt das sogar für dessen Rückseite. Eine knappe halbe Stunde vor dem Anpfiff zog, begleitet von Pfiffen der Hertha-Fans, eine Hundertschaft der Polizei vor der Ostkurve auf und postierte sich hinter dem Spielfeld auf der gesamten Breite von Eckfahne zu Eckfahne.
Es war – vor allem wegen der Umstände – ein besonderes Spiel im mit 70.914 Zuschauern ausverkauften Berliner Olympiastadion. Auf den Rängen ging es hoch her. Die Fans des Berliner Fußball-Zweitligisten auf der einen Seite und die rund 18.000 Gäste aus Sachsen auf der anderen Seite bildeten einen außergewöhnlichen Rahmen. Die Stimmung war herausragend gut. „Das war eine tolle Fußballatmosphäre, so wie wir uns das vorgestellt haben“, sagte Herthas Sportdirektor Benjamin Weber.
Das Spiel selbst und auch das Ergebnis entsprachen eher dem, was man erwarten konnte. Die Berliner, zuletzt deutlich im Aufwind, wurden ihrer Favoritenrolle gegen den Aufsteiger und Drittletzten der Liga vollauf gerecht. Am Ende fuhr Hertha einen nahezu ungefährdeten 2:0 (2:0)-Erfolg ein. Es war für die Berliner der dritte Heimsieg innerhalb von acht Tagen. „Gute Woche“, sagte Weber.
Auch im Wettstreit der beiden Fanlager sahen die Berliner sich am Ende als Sieger. „Ich glaube nicht, dass die Dresdner das Stadion eingenommen haben“, sagte Herthas Innenverteidiger Toni Leistner, selbst gebürtiger Dresdener und ehemaliger Dynamo-Spieler. „Man hat schon gehört, dass die Hertha-Fans in der Überzahl waren.“
Herthas Trainer Stefan Leitl hatte sein Team nach dem Erfolg gegen Elversberg im Pokal auf drei Positionen verändert. Leistner, Paul Seguin und Luca Schuler rückten neu in die Startelf. Erstmals überhaupt bildeten Seguin und Diego Demme die Doppelsechs im defensiven Mittelfeld.
Ich glaube nicht, dass sie das Stadion eingenommen haben. Man hat schon gehört, dass die Hertha-Fans in der Überzahl waren.
Herthas Innenverteidiger Toni Leistner
Dass die Berliner forsch begannen, lag auch an Demme. Er bereitete in der Anfangsphase die erste große Gelegenheit für sein Team vor. Demme spielte einen perfekten Pass in die Spitze, Schuler behauptete sich gegen zwei Gegenspieler, scheiterte aber unbedrängt an Dynamos Torhüter Lennart Grill.

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„Ich fand uns in den ersten 20 Minuten unfassbar gut, unfassbar strukturiert“, sagte Leitl. Diese Überlegenheit schlug sich nach knapp einer Viertelstunde auch im Ergebnis nieder. Michael Cuisance zog von der rechten Seite in den Dresdner Strafraum, spielte einen Doppelpass mit Linus Gechter und vollendete mit einem präzisen Schlenzer zum 1:0. Schon beim Pokalerfolg unter der Woche gegen Elversberg hatte Cuisance den ersten Treffer für sein Team erzielt.
Linus Gechter, der die Vorlage gegeben hatte, musste nach etwas mehr als einer halben Stunde verletzungsbedingt den Platz verlassen. In dieser Phase büßten die Berliner auch die Kontrolle über das Geschehen auf dem Feld ein. Dynamo hatte mehr Ballbesitz und durch Christoph Daferner eine gute Chance auf den Ausgleich. Sein Schuss aber wurde von Leistner geblockt.
Hertha überstand die Druckphase der Gäste unbeschadet und ging sogar mit einer beruhigenden 2:0-Führung in die Halbzeit. Mit Ablauf der regulären Spielzeit checkte Claudio Kammerknecht Herthas Linksverteidiger Michal Karbownik am Strafraumeck zu Boden, Schiedsrichter Bastian Dankert verhängte einen Elfmeter – eine aus Berliner Sicht eher glückliche Entscheidung. Herthas Kapitän Fabian Reese verwandelte sicher.
Die Fans der Dresdner sangen und hüpften auch in der zweiten Hälfte zu beiden Seiten des Marathontores. Ihrer Mannschaft aber fehlten die Mittel, um Hertha noch einmal ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Nur nach einer Ecke wurde es für Tjark Ernst im Berliner Tor richtig gefährlich. „Ein sehr erwachsener Auftritt“, sagte Toni Leistner über das Spiel des eigenen Teams. „Hut ab vor der Mannschaftsleistung.“
Überhaupt wird Hertha den eigenen Ansprüchen immer mehr gerecht. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Reese. Dank nun vier Siegen aus den jüngsten fünf Ligaspielen, davon drei ohne Gegentreffer, geraten für Leitls Mannschaft sogar die Aufstiegsplätze langsam ins Blickfeld.
Nach drei Heimsiegen in einer Woche könne man „schon sagen, dass das ein kleiner Wendepunkt war“, sagte Leistner. Der schwache Saisonstart bleibt zwar für Hertha eine Hypothek, aber das Team hat gerade angesichts der anfänglichen Schwierigkeiten zuletzt eine bemerkenswerte Stabilität aufs Feld gebracht. Die Fans in der Ostkurve drückten es nach dem Schlusspfiff so aus: „Der BSC ist wieder da!“
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