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Hertha BSC spielt 2:2 gegen Ulm: Das Olympiastadion bleibt ein schwieriges Pflaster
Die Berliner gehen gegen den Aufsteiger zweimal in Führung und müssen sich am Ende doch mit einem Unentschieden begnügen.
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Florian Niederlechner war außer sich. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und ging vor Wut in die Knie. Die Gelbe Karte hatte der Mittelstürmer von Hertha BSC schon gesehen. Aber die war das kleinere Übel.
Niederlechner wusste, was kommen würde, nachdem Schiedsrichter Eric Weisbach ein Viereck in die Luft gemalt und ihm erklärt hatte, dass es um einen kleinen Schubser gehe. Einen Schubser, mit dem Michael Cuisance sich vor Herthas vermeintlichem Siegtreffer den entscheidenden Vorteil verschafft hatte.
Tatsächlich nahm Weisbach das Tor fünf Minuten vor dem Ende zurück. Es blieb für Hertha beim 2:2 (1:1) gegen den Aufsteiger SSV Ulm. Das Olympiastadion ist weiterhin kein gutes Pflaster für die Mannschaft von Trainer Cristian Fiél. Von bisher sieben Heimspielen in dieser Saison hat der Berliner Fußball-Zweitligist nur zwei gewonnen. „Mehr wär‘ nicht verdient gewesen“, musste Fiél nach dem Unentschieden gegen den bisherigen Vorletzten aus Ulm zugeben.
Herthas Trainer war war vor dem Spiel gefragt worden, ob er sich noch an das Tor erinnere, das er vor knapp einem Vierteljahrhundert, damals noch als Spieler des 1. FC Union, gegen Ulm im DFB-Pokal erzielt hatte. Fiél musste passen. Beim besten Willen: Er konnte sich nicht erinnern. Die Partie vom Samstag vor 41.758 Zuschauern im Olympiastadion würde er wohl auch am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen.
Marten Winkler muss verletzt den Platz verlassen
Dabei begann die Begegnung für Hertha wie gemalt. Nur fünf Minuten dauerte es, bis die Berliner gegen die immerhin zweitbeste Abwehr der Liga mit 1:0 in Führung gingen. Ibrahim Maza versuchte es mit einem Distanzschuss aus 27 Metern. Der Ball nahm eine etwas unorthodoxe Flugkurve, gewann urplötzlich an Höhe und überraschte Ulms Torhüter Niclas Thiede.
Aber Hertha nutzte diesen Vorteil nicht. „Was mich umtreibt: Wir schaffen es dann nicht, auf dem Gas zu bleiben, geben das Spiel aus der Hand und werden passiv“, klagte Fiél. Und das gegen eine Mannschaft, die im bisherigen Saisonverlauf nicht durch offensive Wucht aufgefallen ist.
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Die Gefahr, die die Gäste ausstrahlten, tendierte lange gegen null. Die Berliner aber machten nicht mehr als notwendig, anstatt entschiedener auf das 2:0 zu spielen. „Man hat leider nicht das Gefühl, dass uns eine frühe Führung beflügelt“, sagte Torhüter Tjark Ernst. „Für die Ambitionen, die wir haben, ist das zu wenig.“
Gegen Ende der ersten Halbzeit kam es für Hertha richtig dicke. Erst musste Marten Winkler verletzt vom Feld. Der Offensivspieler, nach zwei Monaten erstmals wieder in der Startelf, verletzte sich ohne gegnerische Einwirkung am Oberschenkel. Später in der Kabine berichtete er seinem Trainer, dass bei ihm gar nichts mehr gegangen sei. Winkler konnte kaum vom Platz humpeln.
In jener Phase intensivierten die Ulmer zudem ihre Offensivbemühungen. Zehn Minuten vor der Pause musste Tjark Ernst nach einem Fernschuss von Aaron Keller erstmals eingreifen. Aber Hertha verstand die Signale nicht – und kassierte noch vor der Pause nach einem Kuddelmuddel im Strafraum den Ausgleich zum 1:1. Semir Telalovic überwand Ernst aus kurzer Distanz mit einem Schuss ins kurze Eck.
Auch die zweite Hälfte begann mit einem frühen Tor für Hertha; diesmal staubte Derry Scherhant zum 2:1 ab. Doch auch diesmal währte der Vorsprung nicht lange.
Wieder waren die Berliner zu sorglos. Der eingewechselte Maurice Krattenmacher durfte sich nach einer Balleroberung an der Mittellinie nahezu unbedrängt durchs komplette Mittelfeld bewegen. Als Marton Dardai am Strafraum eingreifen wollte, war es zu spät. Der Ulmer traf mit einem Schlenzer zum 2:2. „Das sind Sachen, die einfach nicht passieren dürfen“, sagte Tjark Ernst.
In der letzten halben Stunde mühte sich die Mannschaft zwar erkennbar um den dritten Heimsieg der Saison. „Eine wilde Schlussphase“ erlebte Ulms Trainer Thomas Wörle mit Chancen auf beiden Seiten. Dass der Aufsteiger nicht mit aller Macht das Unentschieden verteidigte, sondern selbst auf Sieg spielte, war fast bezeichnend. Die Ulmer hatten offenbar das Gefühl: Gegen diese Hertha geht heute mehr.
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