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Haris Tabakovic (r.) hat zu Saisonbeginn noch drei Pflichtspiele für Hertha BSC bestritten.

© IMAGO/mix1

Hertha BSC und die Lücke im Sturm: Die Sehnsucht nach Haris Tabakovic bleibt wohl unerfüllt

Der Weggang von Angreifer Tabakovic nach Hoffenheim hat bei Hertha BSC eine große Lücke hinterlassen. Die Suche nach einem adäquaten Ersatz bleibt für den Berliner Fußball-Zweitligisten schwierig.

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Dass im Fußball alles mit allem zusammenhängt, oder zumindest vieles mit vielem, das gilt inzwischen als weitgehend unbestrittene Tatsache. Wenn in Karlsruhe also der Flügelschlag eines Schmetterlings einen Sack Reis ins Wanken bringt, dann werden die Schockwellen vermutlich selbst im fernen Berlin zu spüren sein.

Insofern betrifft es auch Hertha BSC, dass Budu Zivzivadze, der Stürmer des Zweitligakonkurrenten Karlsruher SC, offenbar vor einem Wechsel zum 1. FC Heidenheim steht. Das kann ein Vorteil für die Berliner sein, weil ein Konkurrent um den Aufstieg damit vermutlich nachhaltig geschwächt wird. Es kann aber auch ein Nachteil sein, weil der KSC einen Ersatz für den Georgier suchen müsste und damit womöglich in Konkurrenz zu Hertha träte.

Vorteil oder Nachteil? „Wir tun gut daran, auf uns zu schauen“, antwortet Benjamin Weber, Herthas Sportdirektor. Es gehört nicht zu seinen Aufgaben, mögliche personelle Veränderungen bei anderen Vereinen zu kommentieren. Aber: „Man sieht natürlich schon, dass dieser Typ Stürmer aktuell gefragt ist.“

Ein Mittelstürmer, der sich am liebsten im Strafraum tummelt; der wuchtig und durchsetzungsstark ist; eine stattliche Anzahl an Toren und damit mutmaßlich auch sportlichen Erfolg garantiert. Ein Mittelstürmer also, wie ihn Hertha noch bis in den August gehabt hat, ehe Haris Tabakovic zur TSG Hoffenheim in die Erste Liga gewechselt ist. Die Lücke, die der Bosnier damals bei Hertha hinterlassen hat, ist nie richtig geschlossen worden.

Eine Verstärkung für den Sturm genießt daher bei den Berlinern dem Vernehmen nach hohe Priorität. Das Problem: „Wir sind nicht die Einzigen, die sich in diesem Bereich umschauen“, sagt Sportdirektor Weber.

Wir sind nicht die Einzigen, die sich in diesem Bereich umschauen.

Herthas Sportdirektor Benjamin Weber über die Suche nach einem Mittelstürmer

Im Zweifel wird es daher auch weiterhin das vorhandene Personal richten müssen. Vier Kandidaten – Luca Schuler, Florian Niederlechner, Smail Prevljak und Derry Scherhant – kommen laut Weber als Mittelstürmer in Frage. Aber keiner der vier verfügt über das Profil und die Statur von Haris Tabakovic, der in der vergangenen Saison mit 22 Treffern Torschützenkönig der Zweiten Liga war. „Den ersetzt du nicht so einfach“, sagt Herthas Sportdirektor.

Der Plan war, dass Luca Schuler die Rolle des Stoßstürmers übernimmt. Der 25-Jährige war im Frühjahr bereits prophylaktisch für den Fall verpflichtet worden, dass Tabakovic Hertha verlassen könnte. Deshalb haben die Berliner nach dessen Weggang kurz vor Transferschluss auch auf einen weiteren Zukauf verzichtet.

Schuler, ablösefrei vom 1. FC Magdeburg gekommen, hat in 13 Einsätzen drei Tore erzielt. Doch nachdem er für Trainer Cristian Fiél zunächst erste Wahl im Sturm gewesen war, hat er seinen Stammplatz im Laufe der Hinrunde an den Routinier Niederlechner verloren. Nur sechs Mal stand Schuler in der Startelf.

Weber vertraut dem Kader

Haris Tabakovic ist es in Hoffenheim kaum besser ergangen. Auf zehn Einsätze hat er es in der Bundesliga gebracht, nur zweimal durfte er von Anfang an ran. Dabei gelang ihm ein Treffer für die TSG, die nun mit der Verpflichtung des Nigerianers Gift Orban noch einmal für die Offensive nachgelegt hat. Für Tabakovic dürfte es damit künftig noch schwieriger werden.

Viele Fans von Hertha BSC hegen daher schon länger die Hoffnung, dass der 30-Jährige nach Berlin zurückkommt, möglicherweise auf Leihbasis. Diese Hoffnung aber bleibt wohl unerfüllt. „Das ist eher schwierig“, sagt Weber.

Herthas Tabellensituation mit Platz zwölf nach der Vorrunde schreit zwar nach personellen Verstärkungen, dazu aber fehlen dem Klub vermutlich die finanziellen Mittel. Große Veränderungen im Kader sind im Januar daher nicht zu erwarten.

„Bei uns geht der Blick immer auch Richtung Budget und wirtschaftliche Möglichkeiten“, sagt Weber. „Wir gucken uns grundsätzlich zwar um, wissen aber auch, dass wir einen guten Kader haben. Das Vertrauen in die Gruppe ist da.“

Vielleicht ändert sich die Situation noch, wenn es Hertha gelingt, Spieler von der Gehaltsliste zu bekommen, die zuletzt keine Rolle mehr spielten. Andreas Bouchalakis, Smail Prevljak, Palko Dardai und Bilal Hussein wollen und/oder dürfen den Verein verlassen. Es gebe viel Bewegung im Hintergrund, erklärt Weber dazu, bisher aber nichts Konkretes.

Konkret war wohl das Interesse des belgischen Erstligisten Beerschot VA an Bilal Hussein. Doch auch das dürfte sich inzwischen zerschlagen haben. Der schwedische Mittelfeldspieler hat sich im Training am Sprunggelenk verletzt und ist Anfang Dezember operiert worden. „Das wird sicherlich noch ein bisschen dauern“, sagt Benjamin Weber. „Deshalb ist das eher kein Thema für den Winter.“

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