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Herthas „unwürdige Leistung“ in Regensburg: Für Trainer Cristian Fiél wird es ungemütlich
Die Blamage in Regensburg wirft bei Hertha grundsätzliche Fragen auf. Der Trainer zählt sein Team an – und steht selbst immer mehr unter Druck.
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Über taktische Details oder spielerische Ansätze wollte Hertha-Trainer Cristian Fiél nach dem blamablen Auftritt seines Teams bei Schlusslicht Regensburg gar nicht erst reden. „Es muss uns bewusst sein, welches Emblem wir auf der Brust tragen. Die Leistung war unwürdig heute“, sagte der 44-Jährige nach dem 0:2 am Samstag.
„Ich glaube, heute brauche ich gar nicht auf inhaltliche Dinge einzugehen“, stellte der Trainer klar. Fußball sei in allererster Linie Herz, Leidenschaft, Wille und Gier. „Die haben wir heute alle vermissen lassen.“
Die Berliner waren fast über die gesamte Spieldauer unterlegen. Gegen einen Gegner, der vor dem Spiel abgeschlagen am Tabellenende stand und am vergangenen Wochenende 1:5 bei Mit-Aufsteiger Ulm untergegangen war.
„Ich war erschrocken von unserer Gegenwehr, ehrlich gesagt“, meinte Torwart Marius Gersbeck nach dem Spiel beim TV-Sender Sky. „Das war einfach zu wenig und deswegen haben wir es auch nicht verdient, hier heute etwas mitzunehmen.“
Mit dem Aufstieg werden die Berliner nach der neunten Saisonniederlage nichts mehr zu tun haben. Hertha dümpelt im unteren Mittelfeld der Tabelle umher. Viel zu wenig für die Erwartungen in Berlin. Viel zu wenig, wenn man auf die Qualität im Kader schaut.
„Es geht um unsere Leistung, und die war heute nicht vorhanden von der ersten bis zur letzten Minute“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber bei Sky. „Wir haben keine Intensität auf den Platz bekommen. Wir haben keine Zweikämpfe gewonnen und uns den Schneid abkaufen lassen.“
Fiél ist in der Berliner Öffentlichkeit längst nicht mehr unumstritten. Hertha sollte er mit dominantem Ballbesitzfußball mindestens in Richtung Bundesliga führen. Stattdessen steht er kurz vorm Scheitern.
Bei den Fans droht, die Stimmung zu kippen
Gersbeck, den der Trainer zur neuen Nummer eins machte, war es zu verdanken, dass die Berliner nicht schon früher in Rückstand gerieten. Nach der Pause musste Fiél Fabian Reese bringen, der nach seiner langen Verletzungspause langsam ans Team herangeführt werden soll.
Der 27-Jährige war ein Aktivposten und leitete mit einer Flanke eine gute Gelegenheit für die Berliner ein. Alleine kann er die Misere aber auch nicht beenden – erst recht nicht in seiner aktuellen Verfassung.
Ob Fiél akut um seinen Job bangen muss, wird auch davon abhängen, was sich die Berliner von einem Trainerwechsel erhoffen können. Große Sprünge nach oben werden kaum noch drin sein. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge ist nach wie vor komfortabel.
Allerdings scheint dem Berliner Anhang, der in den letzten Jahren auch bei sportlichen Misserfolgen immer hinter dem Team stand, langsam die Geduld auszugehen. In Regensburg wurde die Unterstützung zeitweise eingestellt. Am Ende gab es deutliche Unmutsbekundungen.
„Die Pfiffe haben wir uns heute leider verdient“, sagte Gersbeck der ARD. Der Auftritt der Hertha sei erschreckend gewesen und „tut natürlich richtig weh.“ Am kommenden Samstag empfangen die Berliner den 1. FC Kaiserslautern im Olympiastadion. (dpa)
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