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Robin Knoche brachte Union gegen Ajax per Elfmeter in Führung.

© Imago/O.Behrendt

Historische Europapokalnacht: Beim 1. FC Union hat der Wahnsinn Methode

Gegen Ajax Amsterdam haben die Berliner das Spielglück auf ihrer Seite. Doch der Erfolg basiert nicht nur auf Zufall, sondern auf einem perfekt ausgeführten Plan.

Julian Graeber
Ein Kommentar von Julian Graeber

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Urs Fischer lief von einer Fernsehkamera zur nächsten und kam schließlich bei der Pressekonferenz an, doch in Worte fassen konnte er den nächsten historischen Abend für den 1. FC Union Berlin noch nicht. „Der Wahnsinn geht weiter“, sagte der Trainer nach dem Einzug ins Achtelfinale der Europa League immer noch ein bisschen ungläubig. „Es ist wirklich wahnsinnig.“

Betrachtet man den 3:1-Sieg am Donnerstag im Rückspiel gegen das große Ajax Amsterdam isoliert, müsste man Fischer zustimmen. Dass Union in diesem Spiel drei Tore erzielt und den niederländischen Rekordmeister besiegt hat, lässt sich schwer rational erklären. Es war jede Menge Effizienz dabei, großer Wille – und viel Glück.

Die üblichen Statistiken kapitulieren vor den Berlinern. Ob es klassische Kategorien wie Ballbesitz, Torschüsse und Passgenauigkeit oder neuere wie Expected Goals sind – Union rangiert auch in der Liga fast überall sehr weit unten. Über einen Zeitraum von 32 Pflichtspielen in dieser Saison, bei nur sechs Niederlagen, kann das aber nicht nur Glück sein.

Es ist wirklich wahnsinnig.

Urs Fischer, Trainer von Union Berlin

Den Faktor Zufall sollte man im Fußball nicht unterschätzen, doch als Erklärung für den Erfolg des 1. FC Union taugt er nicht. Denn der Wahnsinn, um Fischer zu zitieren, hat in Köpenick Methode. Es gibt in den großen europäischen Ligen momentan vermutlich keine Mannschaft, die so konstant über ihren Möglichkeiten spielt.

Dahinter stecken viele fast ausnahmslos richtige Entscheidungen. Manager Oliver Ruhnert und Fischer gelingt es seit Jahren in schier unglaublicher Regelmäßigkeit, die Mannschaft mit cleveren Transfers zu verbessern. Gegen Ajax zeigte sich das vor allem anhand der Winterzugänge Josip Juranovic, Aissa Laidouni und Jerome Roussillon, die Union spielerisch auf ein neues Level heben.

Die größte Qualität der Berliner ist aber das Kollektiv. Die Mannschaft hat das Spielsystem und die Philosophie von Fischer derart verinnerlicht, dass ihre Stärken akzentuiert werden und die Schwächen nahezu unsichtbar. Beim Gegner geschieht gegen Union meist genau das Gegenteil.

Das macht Spiele mit Beteiligung der Berliner nicht sonderlich schön anzuschauen, doch das stört weder Fischer noch die Fans. Die freuen sich auf das Spitzenspiel der Bundesliga am Sonntag in München und weitere historische Europapokalabende. Der Wahnsinn geht weiter.

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