
© Imago/Oliver Zimmermann
Höchster Sieg seit zweieinhalb Jahren: Der 1. FC Union zwischen Befreiungsschlag und Euphoriebremse
Beim 4:0-Sieg gegen Hoffenheim ist der Knoten im Union-Angriff endlich geplatzt – auch dank des Traumdebüts von Marin Ljubicic. Doch vor zu viel Euphorie ist man in Köpenick gewarnt.
Stand:
Die allererste Aktion ließ noch zu wünschen übrig. Schon ein paar Sekunden nach seiner Einwechslung kam Marin Ljubicic zum ersten Mal als Spieler des 1. FC Union an den Ball, doch den Lauf hatte er schlecht getimt und der versuchte Pass in die Mitte gelang ihm nicht. Die Fahne ging hoch, der Ball versandete im Niemandsland.
Erst ein bisschen später konnte der Kroate zeigen, warum Union geschätzte vier Millionen Euro ausgegeben hatte, um ihn vom österreichischen Bundesligisten LASK nach Berlin zu holen. Diesmal entwich er mit perfektem Timing der Abseitsfalle und schloss frei vor dem Torwart eiskalt zum zwischenzeitlichen 2:0 ab. Mit seinem ersten regelkonformen Ballkontakt in der Bundesliga, keine zwei Minuten nach seiner Einwechslung, hatte Ljubicic gleich sein erstes Tor geschossen.
Du brauchst manchmal so ein Spiel, wo alles in deine Richtung läuft.
Steffen Baumgart, Trainer des 1. FC Union
Ein Traumstart, also, für den 22-jährigen Stürmer aus Split. Und vielleicht auch ein schicksalhafter Moment für einen Union-Angriff, der monatelang unter chronischer Harmlosigkeit litt. Mit seinem Treffer war Ljubicic nicht nur am wichtigen 4:0-Auswärtssieg gegen Hoffenheim beteiligt, sondern vor allem an der besten Leistung seit Langem.
Denn es war ein furioser Nachmittag der ersten Male, wo viele Köpenicker Knoten platzten. Nicht nur Ljubicic, sondern auch dem bisher glücklosen Sommer-Neuzugang Andrej Ilic gelang sein erstes Tor im Union-Dress. Doppelpacker Benedict Hollerbach traf zum ersten Mal auswärts und für Lucas Tousart gab es die erste Torbeteiligung in einem Bundesliga-Spiel für Union.
Zudem war es der erste Auswärtspunkt überhaupt seit Oktober und das erste Mal seit August 2023, dass Union vier Tore in einem Pflichtspiel geschossen hatte. Höher gewannen die Berliner zuletzt beim 6:1 gegen Schalke 04 im August 2022. War das also der Moment? Hat Union nach den Umstellungen im Winter-Transferfenster seinen langen Fluch im Angriff endlich abgeschüttelt?
Zumindest stehen die Zeichen aktuell gut. Schon vergangene Woche gegen Rasenballsport Leipzig war eine deutliche Steigerung in Unions Offensivspiel zu erkennen: Die Mannschaft kreierte viel mehr Abschlüsse als sonst, ohne sich allerdings zu belohnen. Gegen Hoffenheim gelang ihr mit mehr Kaltschnäuzigkeit der nächste Schritt und es blieb der Eindruck einer Mannschaft, die immer mehr mit den Ideen des neuen Trainers zurechtfindet.
Zu früh für Entwarnung
„Ich fand, wir waren die letzten Spiele auch schon dicht dran. Ich habe vorher schon gesagt, dass die Jungs gut arbeiten, dass die Jungs viel wollen“, sagte Trainer Steffen Baumgart nach dem Spiel in Sinsheim. Die Tore hätten vor allem damit zu tun, dass seine Mannschaft immer mehr in die gewünschten Abläufe komme. Auch sein Gegenüber Christian Ilzer geriet ins Schwärmen: „Union hat uns heute vorgezeigt, was es beim Fußballspiel braucht“, sagte der Hoffenheimer Trainer.
Zu früh freuen wird man sich in Köpenick aber nicht, denn da hat man sich in den letzten Wochen schon einmal verbrannt. Bereits nach dem Heimsieg gegen Mainz witterte man einen Wendepunkt im Abstiegskampf. Im nächsten Spiel gegen St. Pauli gab es aber den nächsten herben Rückschlag.
Zehn Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz mögen bequem wirken, doch man hat in den letzten Jahren oft genug erlebt, dass ein solches Polster auch schnell wieder schwinden kann. Zumal Union den Punkt aus dem Skandalspiel gegen Bochum bei der Berufungsverhandlung vor dem DFB-Bundesgericht am 28. Februar noch verlieren könnte.
Auch deswegen trat man in Sinsheim bewusst auf der Euphoriebremse. Man stecke noch im Abstiegskampf, betonte Torschütze Hollerbach. Auch Baumgart war bemüht, die Freude über den verdienten Sieg zu relativieren. „Du brauchst manchmal so ein Spiel, wo alles in deine Richtung läuft. Das nehmen wir gerne mit. Aber am Ende bleibt’s nüchtern“, sagte der Trainer.
Das galt am Ende auch für Marin Ljubicic. Trotz seines Traumstarts steht der Kroate noch am Anfang eines langen Wegs und so warnte Baumgart auch davor, den neuen Stürmer gleich zum lang ersehnten Heilsbringer zu erklären. „Wenn er kein Tor gemacht hätte, wäre die Leistungen nicht ganz so gekrönt worden“, sagte der Union-Trainer. „Er wird noch ein bisschen Zeit brauchen und die werden wir ihm geben.”
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