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Alexander Zverev muss nach seinem Wutausbruch beim Tennisturnier in Acapulco seine Sachen packen.

© Romero/REUTERS

Zverev nach Schlägerattacke in Acapulco: „Ich bin nur von mir selbst enttäuscht“

Nach seinem Ausraster gegen einen Schiedsrichter wird Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev in Acapulco disqualifiziert – wenig später bereut er sein Verhalten.

Alessandro Germani konnte nur noch die Füße wegziehen und in Deckung gehen. Denn unter ihm ließ Alexander Zverev seiner Wut freien Lauf. Dreimal drosch der deutsche Tennis-Olympiasieger mit dem Racket gegen den Schiedsrichterstuhl, auf dem der bedauernswerte Unparteiische vor Schreck zusammenzuckte. Nach ein paar wüsten Beschimpfungen von Zverev in seine Richtung ergriff Germani die Flucht, ehe ein weiterer Schlag seinen Arbeitsplatz traf.

Es waren erschreckende Szenen, die sich am Mittwochmorgen deutscher Zeit beim Tennisturnier in Acapulco zutrugen. Zverev hatte gerade mit seinem Partner Marcelo Melo aus Brasilien ein Doppel gegen die britisch-finnische Paarung Lloyd Glasspool und Harri Heliovaara im Match-Tiebreak mit 2:6, 6:4, 6:10 verloren, als sich der Frust des Deutschen auf heftigste Weise entlud.

Vorausgegangen war eine Entscheidung von Germani gegen Zverev und Melo im Tiebreak, die der 24 Jahre alte Hamburger bereits mit üblen Tiraden bedacht hatte. Dabei hatte er den Schiedsrichter unter anderem als „Idioten“ bezeichnet, nach dem Match verweigerte Zverev dann den obligatorischen Handschlag und verlor völlig die Nerven.

„Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr ich mein Verhalten während und nach dem gestrigen Doppel bereue. Ich bin nur von mir selbst enttäuscht“, schrieb er später bei Instagram und erklärte, dass er sich beim Stuhlschiedsrichter „privat“ entschuldigt hätte.

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Die Aktion hatte unmittelbare Konsequenzen, denn die ATP entschied kurz darauf, Zverev wegen „unsportlichen Verhaltens“ vom weiteren Turnier auszuschließen – und zwar auch im Einzel.

Dort hatte der Weltranglistendritte tags zuvor in einem Marathonmatch erst kurz vor fünf Uhr Ortszeit gegen den US-Amerikaner Jenson Brooksby gewonnen. Noch nie war bei einem Tennisturnier ein Spiel derart spät zu Ende gegangen. Bei Instagram schrieb Zverev danach noch, dass es für ihn eine Ehre sei, Teil der Tennisgeschichte geworden zu sein.

Zverev als Heißsporn auf dem Tennisplatz bekannt

Was dann folgte, war nicht mehr sehr ruhmreich. Dabei hatte Zverev zumindest in Deutschland in den vergangenen Monaten viel Kredit gewonnen. Mit seinem Olympiasieg und den dabei gezeigten Emotionen konnte er sein Image deutlich aufpolieren. Im November wurde er gar zum Sportler des Jahres gewählt und hatte für die neue Saison Großes vor.

Doch der Start ins Jahr 2022 verlief nicht nach Wunsch, bei den Australian Open kam das frühe Aus, auch beim zweitklassig besetzten Turnier in Montpellier reichte es kürzlich nicht zum Finalsieg. Und nun der neue Tiefpunkt in Acapulco, wo er als Titelverteidiger im Einzel am Start war.

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Den ganzen Respekt, den sich der Deutsche zuletzt erarbeiten konnte, hat er mit seinem Ausraster sofort wieder verspielt. Dabei kommt er nicht aus völlig heiterem Himmel, denn Zverev ist durchaus als Heißsporn auf dem Tennisplatz bekannt. 2019 zertrümmerte er bei den Australian Open seinen Schläger während eines Seitenwechsels auf beinahe schon groteske Weise und ein Jahr zuvor hatte er in Wimbledon einen Linienrichter beleidigt.

Damals schon galt Zverev als arrogant, ein Vorwurf, der ihn bis heute begleitet. Aus seiner Sicht ist er nur ehrlich und spricht Dinge direkt an – verhält sich dabei aber oft wenig diplomatisch. Zverev kann schnell genervt sein und zeigt das dann auch. War dies anfangs noch seinem jugendlichen Temperament zuzuschreiben, sollte er inzwischen alt und vor allem erfahren genug sein, sich in kritischen Situationen besser kontrollieren zu können.

„Ich werde die kommenden Tage nutzen, um über meine Taten nachzudenken“

Dass im Zusammenhang mit dem Ausraster in Acapulco nun auch wieder die angeblichen Gewaltausbrüche gegen seine Ex-Freundin Olga Scharipowa thematisiert werden, kann Zverev dabei überhaupt nicht gebrauchen. Die unbewiesenen Anschuldigungen begleiten ihn nun schon seit längerem, die ATP ermittelt in dem Fall weiterhin, auch wenn Zverev immer wieder seine Unschuld beteuert hat und sich als das eigentliche Opfer sieht. „Es ist für mich sehr schwer, meinen Namen reinzuwaschen“, hatte er sich unlängst beklagt.

Nun hat sein Renommee weiter gelitten – diesmal komplett selbst verschuldet. Viel hätte nicht gefehlt und Zverev hätte den Schiedsrichter sogar mit dem Schläger am Fuß getroffen. Angesichts dessen kann er fast noch froh sein, nur für dieses Turnier aus dem Verkehr gezogen worden zu sein.

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Er wolle nun die Lehren aus dem Vorfall ziehen. „Ich werde die kommenden Tage nutzen, um über meine Taten nachzudenken und wie ich sicherstellen kann, dass so etwas nicht wieder vorkommt“, schrieb Zverev bei Instagram. Zumal in dieser Hinsicht noch nicht das letzte Wort gesprochen sein muss.

Als Nick Kyrgios 2019 in Cincinnati wegen einer verweigerten Toilettenpause in Richtung Schiedsrichter gespuckt, sich mit dem Publikum angelegt und auch noch zwei Schläger zertrümmert hatte, belegte ihn die ATP mit einer Geldstrafe von 113.000 US-Dollar und einer Sperre, die zur Bewährung ausgesprochen wurde.

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