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Radsport: "Ich habe keine Angst"

Radprofi Tobias Erler über seinen Wechsel in den Iran.

Herr Erler, haben Sie einen Moment Zeit?


Ich fahre gerade Langlauf-Ski im Bayerischen Wald. Aber wir können ruhig dabei reden.

Ab dem kommenden Monat werden Sie sich in einem völlig anderen Umfeld bewegen: Sie fahren als Radprofi für den iranischen Rennstall Petrochemical Tabriz. Wie kam es dazu?

Ich bin 2006 für ein taiwanesisches Team gefahren, was übrigens im Gegensatz zum Iran damals niemanden interessiert hat. Der Kontakt zu zwei Teamkollegen und einem Masseur aus dem Iran ist nie abgerissen, wir sind befreundet.

Die politische Lage ist, vorsichtig ausgedrückt, unruhig. Kennen Sie die Reisewarnungen des Außenministeriums?

Nein. Ich habe überhaupt keine Angst. Die hat meine Freundin aber umso mehr.

Kein Wunder. Im Fernsehen sieht man ständig Proteste, gegen die gewaltsam vorgegangen wird.

Ich fahre ja nicht dahin, um zu demonstrieren. Sicher weiß ich, was da los ist. Und dass man als Deutscher ein Visum bekommt, es aber als hier lebender Iraner sehr schwierig ist. Für mich geht es nicht um Politik. Im Iran gibt es nicht nur Schlechtes, sondern auch viel Gutes. Ich werde mich im Januar mit der Kultur des Landes auseinandersetzen und habe mir auch schon einen persischen Sprachführer gekauft. Im Februar geht es dann im Süden des Landes ins Trainingslager.

Am 11. Februar ist Revolutionstag.

Das weiß ich, und auch, dass es wohl Unruhen geben wird. Aber wir fahren nur noch die Landesrundfahrt und sonst in anderen Ländern. Ich fühle mich sicher mit dem Team und mit meinen Freunden.

Was haben die Ihnen über das Land erzählt?

Vor allem von der Gastfreundschaft. ,Wenn du in den Iran gehst, brauchst du kein Geld mitzunehmen’, hat einer gesagt.

Sie hatten als Profi eigentlich schon aufgehört und haben Ihr Lehramtsstudium beendet. Ihr Referendariat haben Sie jetzt für den Iran verschoben.

Ich bin als Amateur eine sehr gute Saison gefahren, obwohl ich gleichzeitig so viel für das Studium tun musste. Das war für den Kopf sehr anstrengend, ich suche auch etwas Ausgleich.

Sie atmen jetzt etwas leichter. Sind Sie immer noch in der Loipe?

Ich bin jetzt stehen geblieben, in der Sonne im Schnee. Das wird ein großer Gegensatz: Im Iran erwarten mich 25 Grad, bestes Radsportwetter also.

Interview: Mathias Klappenbach.

Tobias Erler, 30, fuhr 2006 für das Giant Asia Racing Team und siegte bei der Korea- Rundfahrt. Für die deutsche Mannschaft 3C-Gruppe gewann er „Rund um den Sachsenring“.

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