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Rund 400 Vereine sind im Berliner Fußball-Verband zusammengeschlossen, diese stellen etwa 3500 Teams.

© Imago/Matthias Koch

Intensive Diskussionen bei den Vereinen: Berliner Fußball-Verband erhöht Gebühren

Zum ersten Mal seit 2013 steigen die Beiträge. Dass diese Steigerung fällig wird, ist aber nicht der eigentliche Grund für Differenzen. Vielmehr ist es die Art und Weise, wie die Mehrheit dafür zustande kam.

Von Daniel Goldstein

Stand:

Ein paar Tage ist es nun schon her, dass der Berliner Fußball-Verband (BFV) die Vertreterinnen und Vertreter seiner 400 Mitgliedsvereine zum Außerordentlichen Verbandstag in den Räumlichkeiten der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Schöneberg zusammenrief. Aber auch jetzt noch sorgt diese Veranstaltung für mächtig Gesprächsbedarf.

In der Führung des Verbands werden sie zumindest darauf gehofft haben, dass die mehr als 100 anwesenden Vertretenden der rund 200.000 Mitglieder schon vom Ambiente milde gestimmt werden. Kirchengebäude flößen ja selbst heutzutage immer noch Respekt ein. Einzige Tagesordnungspunkte neben den formalen Geschichten, die immer zu einer solchen Versammlung gehören, waren nämlich die Ordnungsanträge des BFV-Präsidiums über Anpassung der Beiträge, Strafen, Gebühren und Schiedsrichterspesen.

Anpassung der Beiträge ist dabei nur ein anderes Wort für Erhöhung. Und natürlich ist auch den handelnden Personen beim Berliner Fußball-Verband bewusst, dass eine solche Abgabensteigerung immer sehr skeptisch betrachtet, heiß diskutiert, ja, von vornherein erst einmal abgelehnt wird.

Antrag wurde mit knapper Mehrheit beschlossen

Deshalb wurde versucht − so gut es ein altehrwürdiges Verbands-Gremium eben kann − die Mitglieder von Anfang an mitzunehmen. Und um es vorwegzunehmen, die Anpassung wurde mit einer eher knappen Mehrheit beschlossen. Die Diskussionen aber gehen weiter.

Dabei geht es oft eher um den Prozess als um die Steigerung der Abgaben selbst. Wobei auch diese manche Vereine härter trifft als andere, da das neue Modell jetzt eine Erhöhung der Abgaben im vierstelligen Bereich bedeutet. Ein mittelgroßer Fußballverein wird am Ende des Abgaben-Steigerungs-Zyklusses 2029 nach Überschlagsberechnungen wohl rund 10.000 Euro mehr an den Verband abgeben müssen.

10.000
Euro mehr wird ein mittelgroßer Verein im Abgabenzyklus bis 2029 wohl an den Verband bezahlen müssen.

Wie üblich gab es eine stattliche Anzahl an Vereinen, die dagegen gestimmt hat. Die FSV Hansa 07 aus Kreuzberg zum Beispiel oder der BFC Meteor 06 aus dem Wedding. Andere wie der SV Rot-Weiß Viktoria Mitte haben sich enthalten.

Der BFV kann die Bedenken der Mitglieder verstehen. „Einer finanziellen Mehrbelastung zuzustimmen, ist erstmal keine Entscheidung, der man als Vereinsvertreter:in gerne zustimmt”, sagt Sprecher Janosch Franke auf Tagesspiegel-Anfrage.

Schon vor dem Außerordentlichen Verbandstag gab es einige Maßnahmen. Es wurde eine Beitragskommission ins Leben gerufen, die mehrere Monate im Voraus an dem Vorschlag mitarbeitete, der schließlich am 16. November präsentiert wurde. In dieser Kommission saßen Delegierte aus den Regionalkonferenzen sowie BFV-Vertreter. Die Ergebnisse der Kommissionssitzungen wurden per offenen Briefen kommuniziert. Jeder Verein wusste schon vor der Sitzung, was zur Abstimmung stand.

Erste Beitragserhöhung des BFV seit 2013

Als Gründe für die erste Beitragserhöhung seit 2013 gab der Verband höhere Abgaben an den Landessportbund, inflationsbedingte Mehrkosten, notwendige Investitionen in Personal (Haupt- und Ehrenamt) und steigende Bewirtschaftungskosten und Investitionsbedarf an den BFV-Standorten Haus des Fußballs und Sportschule Wannsee an. Was durchaus nachvollziehbar ist.

Beim Moabiter FSV wünscht man sich mehr Förderung des Frauenfußballs.

© Moabiter Frauen Sport Verein 2010

Weniger verständlich allerdings ist, dass Vorschläge zu anderen Ausgestaltungen der Erhöhung nicht wirklich ernst genommen und eingearbeitet wurden. Ein Dringlichkeitsantrag wurde laut BFV „aus formalen Gründen” abgelehnt. Bei zwölf Männern und keiner Frau in der Beitragskommission hätte aber durchaus die Chance bestanden, diesen Antrag vom Fußball und Begegnung e.V. zum Anlass zu nehmen, vielleicht doch noch mal genauer auf die Situation des Frauen- und Mädchenfußballs in der Stadt zu schauen. Am Ende können hier vor allem finanzielle Hilfen zur Förderung beitragen.

Dies kann der BFV „zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bewerten”. Er versichert aber, dass die Förderung von Frauen und Mädchen ein wichtiges Anliegen des Verbands sei und der Vorschlag „für die Bearbeitung in der Fortführung der Beitragskommission aufgenommen” werde.

Auch über Vorschläge zur Förderung der Jugendarbeit durch Entlastung bei den Gebühren soll in der weiterhin bestehenden Beitragskommission diskutiert werden. Ebenso gilt dies für Härtefallregelungen von Vereinen oder Mitgliedern von Vereinen, die die jetzt beschlossene Erhöhung finanziell nicht darstellen können.

Wir können den Verband nicht kaputt sparen.

Burak Isikdaglioglu, zweiter Vorsitzender des Berliner AK

Manche Vereine stellten auf dem Verbandstag fest, dass sie, im Vergleich zu anderen, durchaus geringere Beiträge als andere haben und die nun fällige Erhöhung durchaus umgelegt werden könnte. Pauline Lange, Vorsitzende des Moabiter FSV, eines kleinen Vereins, sagt: „Wir haben dafür gestimmt, da es für uns keine enorme Erhöhung monatlich ist und wir auch Verständnis dafür haben, dass der BFV sich da verändern muss.”

Ähnlich sieht es der Poststadion-Nachbar des MFSV. Burak Isikdaglioglu, zweiter Vorsitzender des Berliner Athletik Klub, fand die Reform so in Ordnung und stimmte dafür. „Wir können den Verband nicht kaputt sparen“, sagt er. „Wenn man Leistungen bekommt und die Gebühr dafür so lange Zeit stabil geblieben ist, dann ist so eine moderate Erhöhung auch zu verkraften.“

Er kann auch dem Gedanken der Verringerung des Verwaltungsaufwands viel abgewinnen. „Ich habe im Jahr 500 Vorgänge zur Bezahlung der Schiedsrichter, die fallen jetzt weg.“ Der BAK hat mit einer Sonderumlage von 19,07 Euro die Erhöhung an die einzelnen Mitglieder weitergegeben.

Es bleibt am Ende dieser fade Beigeschmack, dass der Verband vor allem aufgrund eines höheren Aufwands, alle Mitglieder mitzunehmen, lediglich versuchte, die für die Abstimmung notwendige Mehrheit hinter seinen Vorschlägen zu versammeln. Einfache Mehrheiten zählen in der Demokratie durchaus, im Gegensatz zu einem Fußballspiel aber ist die Art und Weise, wie sie zustande gekommen sind, manchmal entscheidend für kommende Abstimmungen.

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