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Die italienische Mannschaft um Kapitän Chiellini feiert den Einzug ins Achtelfinale

© AFP

Aus für Belgiens „goldene Generation": Italien steht verdient im Halbfinale

Im vielleicht besten Spiel des bisherigen EM-Turniers setzen die Italiener sich mit viel Kampf und zwei tollen Toren 2:1 gegen Belgien durch.

Ein bisschen fühlte es sich an wie im heißen Sommer 2006. Und es klang es auch so. Italiens Fußball-Nationalmannschaft spielte bei einem Turnier auf deutschem Boden, und von den Rängen erklang Seven Nation Army“ von den White Stripes. Allerdings kam es aus der belgischen Kurve. Was die Anhänger der Italiener mit Pfiffen begleiteten.

Dieser Song ist ihrer, gewissermaßen die Erkennungsmelodie des Sommers 2006, in dem die Squadra Azzurra in Deutschland Weltmeister wurde. 15 Jahre später könnte sich die Geschichte wiederholen. Nur noch zwei Siege sind die Italiener von ihrem zweiten EM-Titel entfernt, nachdem sie am Freitag in München ihr Viertelfinale gegen Belgien in einem atemberaubenden Spiel mit 2:1 (2:1) für sich entschieden.

Bei den Belgiern hingegen könnte die Ära einer goldenen Generation endgültig zu Ende gegangen sein. Dabei war Kevin de Bruyne nach seiner Sprunggelenksverletzung rechtzeitig wieder fit geworden. Eden Hazard hingegen fehlte im Kader des Weltranglistenersten und wurde durch den erst 19 Jahre alten Jeremy Doku ersetzt.

Beide Mannschaften starten offensiv

An de Bruyne lief das Spiel in den ersten Minuten erst einmal vorbei. Denn der Plan war, jeden Ball so schnell wie möglich auf Romelu Lukaku, die Menschmaschine im belgischen Angriff, zu spielen. Gleich in der ersten Minute scheiterte der Stürmer an Gianluigi Donnarumma im italienischen Tor. In der zweiten Minute verpasste er einen langen Ball in die Spitze nur knapp, in der vierten stand er Zentimeter im Abseits.

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Es war ein echtes Schauspiel, wie sich Lukaku und Italiens Kapitän Giorgio Chiellini im Kampf um den Ball beharkten, wie sie an sich zerrten und miteinander rangen. Aber das mit dem Spektakel galt auch für das Spiel an sich, das in dieser Konstellation ein würdiges Finale der EM hätte sein können. Es war intensiv, rasend schnell und gönnte sich keine Pause

Den etwas energetischeren Eindruck machten zunächst die Belgier, die Italiens Trainer Roberto Mancini als „die vielleicht derzeit beste Mannschaft Europas“ bezeichnet hatte. Aber die Italiener kommen, wenn überhaupt, nur knapp dahinter. Nachdem sie den ersten Angriffsschwung unbeschadet überstanden hatten, lenkte Verteidiger Leonardo Bonucci den Ball nach einem Freistoß zum 1:0 ins Tor. Aus den Stadionboxen ertönte „Seven Nation Army“, aber der Treffer wurde wegen einer Abseitsposition wieder zurückgenommen.

Marco Veratti tröstet den ausgeschiedenen Kevin de Bruyne.
Marco Veratti tröstet den ausgeschiedenen Kevin de Bruyne.

© Pool via REUTERS

Und so folgte die zweite Drangphase der Belgier. De Bruyne entlockte Donnarumma mit einem Schuss aus 18 Metern eine Weltklasseparade; kurz darauf hielt Italiens Torhüter auch Lukakus tückischen Versuch. Erneut kamen die Italiener unbeschadet davon, und erneut schlugen sie eiskalt zu. Diesmal zählte das 1:0. Nachdem Marco Verratti am belgischen Strafraum den Ball erobert hatte, überwand Nicolo Barella Torhüter Thibaut Courtois.

Lukaku verpasst den Ausgleich

Roberto Martinez, Belgiens Nationaltrainer, hat 2013 mit dem großen Außenseiter Wigan Athletic im FA-Cup-Finale Mancini und Manchester City besiegt. In München begegneten sich die beiden Trainer mit ihren Mannschaften auf Augenhöhe. Aber das Spiel schien schon kurz vor der Pause endgültig auf die Seite der Italiener zu kippen, als Lorenzo Insigne den Ball in den Winkel schlenzte. Der lange Courtois streckte sich vergebens.

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Eine 2:0-Führung für Italien. In der Regel ist die Angelegenheit damit erledigt. Aber es dauerte nur eine Minute, da war das Spiel wieder offen. Doku, der neue Mann in der Offensive der Belgier, kam im italienischen Strafraum zu Fall, Schiedsrichter Slavko Vincic entschied auf Elfmeter. Nachdem die italienische Bank die Szene noch einmal begutachtet hatte, sprangen alle verfügbaren Kräfte auf. Sie wedelten mit ihren Zeigefingern durch die Luft und riefen: "No! No! No!" Aber die zweifelhafte Entscheidung hatte Bestand, Lukaku verkürzte mit seinem vierten EM-Tor auf 1:2.

Der Stürmer von Inter Mailand hätte nach einer Stunde auch noch sein fünftes Tor machen können. Ach, was: machen müssen. Nach einer Hereingabe von de Bruyne hatte er am zweiten Pfosten das 2:2 auf dem Fuß, traf aber den Oberschenkel von Linksverteidiger Leonardo Spinazzola.

Es blieb ein aufregendes Spiel, weil sich Italien nicht hinten reinstellte, sondern ebenfalls nach vorne spielte und die Entscheidung suchte. Chancen gab es auf beiden Seiten. Das Endspiel der Europameisterschaft wird sich auf jeden Fall anstrengen müssen, um das Niveau dieses Viertelfinales zu erreichen.

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