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Sport: Ja, er lebt noch

Traditionsteams messen sich beim Hallenfußball

Berlin - Steffen Baumgart tritt mit einer ganz breiten Brust beim Fußballturnier der Traditionsmannschaften an. Als er auf der offiziellen Pressekonferenz irrtümlich als Titelverteidiger vorgestellt wurde, sagte Baumgart nur: „Ganz egal, ich verteidige alles.“ Der ehemalige Bundesligaspieler geht heute bei der zweiten Auflage des Turniers für den 1. FC Union Berlin (ab 14.30 Uhr/live bei Sport1) an den Start. Seine Entschlossenheit wird vonnöten sein, schließlich erwartet die Unioner mit dem Derby gegen die Traditionsmannschaft von Hertha und dem Aufeinandertreffen mit der Vertretung von Galatasaray Istanbul in der Gruppe eine echte Härteprobe.

Nicht nur die Teilnahme des türkischen Teams lockt viele Fans in die Max-Schmeling-Halle. Das Turnier, bei dem auch der 1. FC Köln, Bayer Leverkusen und Werder Bremen mitspielen, wird mit 8000 Zuschauern ausverkauft sein. 500 Tickets sind noch an der Abendkasse erhältlich. „Der Hallenfußball lebt“, freut sich Bernd Schultz, der Präsident des Berliner Fußball-Verbandes, über den regen Zuspruch. Ein Satz, der vor gut einer Dekade, in der Max-Schmeling-Halle so nicht hätte fallen können.

Als sich hier unter anderem die Profis von Hertha BSC im Jahr 2000 letztmals zum Qualifikationsturnier für den DFB-Hallenpokal einfanden, war die Halle mit knapp 3000 Besuchern nur zur Hälfte gefüllt. War der Hallenpokal in den Neunzigerjahren noch ein echtes Prestigeobjekt, das dem Sieger eine Viertelmillion Euro sicherte, so starb der Hallenfußball um die Jahrtausendwende einen schleichenden Tod. „Es fehlte damals das richtige Marketing“, meint Heinz Warneke. Er darf sich ein Urteil erlauben, schließlich organisierte Warneke 1971 das erste Hallenturnier in der Deutschlandhalle und führte es bis 1997 fort.

Anfangs gab es neben des Widerstands des DFB, der hohe Auflagen zur Bedingung machte, auch technische Probleme. „In der Nacht zum zweiten Turniertag 1971 mussten wir die Tore vergrößern. Anfangs hatten wir Handballtore und es fiel einfach kein Treffer“, erinnert sich Warneke. Doch allen Anfangsschwierigkeiten zum Trotz entwickelte sich das Turnier zu einem echten Erfolg mit internationalen Topvereinen und bis zu 12 000 Zuschauern.

Der Pionier des Hallenfußballs lobt das heutige Turnier. „Die Initiative ist sehr gut. Es gibt ein echtes Wiedersehen von bekannten Stars“, sagt Warneke. Das Ensemble der Altkicker auf dem Kunstrasen der Max-Schmeling-Halle vereinigt die Erfahrung von mehr als 10 000 Bundesligaspielen. Mit Uli Borowka und Günter Hermann (Werder) oder Carsten Ramelow (Bayer) sind einige ehemalige Nationalspieler dabei. Die Berliner können sich zudem auf Unions Manager Christian Beeck, Herthas früheren Trainer Falko Götz (für Bayer) oder Hertha-Urgestein Andreas Schmidt freuen.

Letzterer fiebert dem Auftritt unterm Hallendach entgegen: „Das wird wie ein Klassentreffen.“

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