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Dirk Zingler ist seit 2004 Präsident des 1. FC Union.

© imago/Matthias Koch

„Jämmerliches Armutszeugnis“: Dirk Zingler bleibt Union-Präsident und teilt aus

Dirk Zingler bleibt bis 2029 an der Spitze des 1. FC Union Berlin. Die Verhältnisse in der Bundesliga der Frauen bringen den Präsidenten in Rage und auch zum Stadionausbau äußert er sich.

Stand:

Köpenick im Frühjahr 2025 ist eine einzige große Baustelle. Am Bahnhof und der Bahntrasse wird gearbeitet, auf der Straße an der Wuhlheide wird gebaut und neben dem Stadion An der Alten Försterei laufen die Vorbereitungen für die Weiterentwicklung des Vereinsgeländes.

Zumindest personell setzt der 1. FC Union Berlin einer sich verändernden Umgebung allerdings etwas entgegen.

Wie der Verein am Montag in einer Medienrunde verkündete, bleibt Dirk Zingler weitere vier Jahre Präsident des Fußball-Bundesligisten. Seine Amtszeit wäre Ende Juni abgelaufen. Bei Union wird der Präsident nicht von der Mitgliederversammlung gewählt, sondern vom Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Thomas Koch bestellt. Zweifel daran, dass Zingler weiter der starke Mann bei Union bleiben würde, hatte es nicht gegeben. Union ohne Zingler ist nach 21 Jahren an der Spitze des Klubs kaum vorstellbar.

Neben Zingler verbleiben auch Dirk Thieme, Oskar Kosche und Lutz Munack im Präsidium, Jörg Hinze zieht sich nach mehr als 18 Jahren aus Altersgründen zurück. Neu sind Katharina Kienemann, Geschäftsführerin der Veranstaltungs GmbH, die Sportchefin der Frauenabteilung Jennifer Zietz und Pressesprecher Christian Arbeit. Damit wird das Präsidium von fünf auf sieben Personen vergrößert, erstmals gehören dem wichtigsten Vereinsgremium zwei Frauen an.

Die nächsten vier Jahre werden richtungsweisend sein für den Klub.

Dirk Zingler

„Die nächsten vier Jahre werden richtungsweisend sein für den Klub“, sagt der alte und neue Präsident, der von einem „Generationenprojekt“ spricht. In die kommende Amtsperiode fallen „mit hoher Wahrscheinlichkeit“, wie Zingler sagt, gleich mehrere wichtige Infrastrukturmaßnahmen. Noch in diesem Jahr soll der Bau eines neuen Trainingszentrums für die Profimannschaften beginnen, für 2026 ist der Start der Stadionerweiterung geplant.

Ob dieser Zeitrahmen eingehalten werden kann, darauf will sich Zingler allerdings nicht festlegen. „Das sind nicht alles Entscheidungen, die wir alleine treffen“, sagt der 60 Jahre alte Unternehmer. In der Landespolitik sei der Wille vorhanden, den Stadionausbau schnell zu ermöglichen, das habe auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner vor einer Woche beim Empfang der Frauenmannschaft im Roten Rathaus bekräftigt.

Aktuell befinde man sich in der Abstimmung mit Bezirk und Land, um die Bauphase bestmöglich vorzubereiten. Dabei gehe es nicht nur um die Baugenehmigung und die Verkehrssituation in Köpenick, sondern auch um Absprachen mit der landeseigenen Betreibergesellschaft des Olympiastadions. Wenn Unions Männermannschaft wie geplant für eine Saison nach Westend ausweicht, müssen dort Termine geblockt werden und es können weniger andere Veranstaltungen stattfinden. „Verbindlichkeit und Verlässlichkeit herzustellen, ist ganz wichtig, und in dieser Phase sind wir gerade“, sagt Zingler.

Wohin die Frauen, die gerade als Meister in die Bundesliga aufgestiegen sind, während der Bauarbeiten im Stadion An der Alten Försterei spielen werden, ist hingegen noch nicht klar. „Daran arbeiten wir gerade, aber der Zustand der Sportstätten in Berlin ist bekannt“, sagt Zingler. Es gebe aktuell kein Stadion, das geeignet ist, deshalb „werden wir den Spielort ertüchtigen“.

Die Bundesliga der Frauen ist ein Reizthema für Zingler. „Wenn ich sehe und höre, dass es selbst in der Bundesliga mit zwölf Mannschaften nur vier oder fünf gibt, die Frauen professionell bezahlen, ist es ein jämmerliches Armutszeugnis“, sagt Unions Präsident.

Auch bei der Präsentation und Vermarktung der Bundesliga sei bei den Frauen noch viel Luft nach oben. „Da werden wir sie ein bisschen vor uns herjagen“, sagt Zingler, und zwar nicht aus „ideologischen Gründen, sondern weil es richtig ist, den Frauenfußball nicht als Behindertensport zu behandeln mit Highlight-Spielen und Extra-Programmen.“ Das sei alles „dummes Zeug“.

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