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Chef und Vertreter. Marcus Sorg (links) wird Joachim Löw gegen Weißrussland und Estland verteten.

© AFP

Der Bundestrainer liegt verletzt im Krankenhaus: Joachim Löw fällt für die Länderspiele aus

Bundestrainer Joachim Löw hat sich beim Sport verletzt. Bei den Länderspielen gegen Weißrussland und Estland wird er von seinem Assistenten Marcus Sorg ersetzt.

Joachim Löw hat sich in den vergangenen Jahren erkennbar verändert. Vor allem optisch. Das Haupthaar ist zwar immer noch vornehmlich schwarz, und der Schnitt (Modell Beatles 1964) seit Jahren weitgehend unverändert. Unterhalb der Frisur aber ist vieles anders, seitdem der Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft seine Vorliebe für den Kraftsport entdeckt hat. Löw, bald 60 Jahre alt, hält sich gern in Fitnessstudios auf – und genau das scheint ihm jetzt zum Verhängnis geworden zu sein.

Der Bundestrainer liegt derzeit in seiner Heimatstadt Freiburg im Krankenhaus, weil er infolge eines Sportunfalls unter Durchblutungsstörungen leidet. Wie die „Bild“ berichtet, ist ihm eine Hantel auf den Brustkorb gefallen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) teilte in einer Presseerklärung mit, dass bei dem Unfall „eine Arterie gequetscht“ worden sei, was einen stationären Aufenthalt in der Klinik erfordere. Die Behandlung verlaufe gut. Eine Operation ist wohl nicht notwendig, allerdings benötigt Löw nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus noch ein wenig Ruhe. „Ich fühle mich schon wieder ganz gut, muss mich aber in den nächsten vier Wochen noch ein bisschen schonen“, sagt er.

Das heißt: Für die beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele der Nationalmannschaft steht der Bundestrainer nicht zur Verfügung. Löws Assistent Markus Sorg wird vertretungsweise einspringen. Die Nationalspieler treffen sich am Sonntag in Venlo in den Niederlanden. Auf der Anlage des dortigen Erstligisten VVV werden sie sich auf die Spiele gegen Weißrussland in Borissow (Samstag, 8. Juni) und gegen Estland in Mainz (Dienstag, 11. Juni) vorbereiten; außerdem ist eine öffentliche Trainingseinheit am Mittwoch in Aachen geplant.

„Ich bin in ständigem Austausch mit meinem Trainerteam, und wir werden auch rund um die beiden Länderspiele in engem telefonischen Kontakt bleiben“, teilte Joachim Löw mit. Angesichts der beiden Gegner – Weißrussland ist die Nummer 81 der Weltrangliste, Estland die Nummer 96 – wäre es vermutlich kein Problem, dem Busfahrer die Verantwortung für diese beiden Spiele zu überantworten.

Auch Marcus Sorg wird wissen, was zu tun ist – obwohl er in seiner Zeit als Co-Trainer der Nationalmannschaft den Eindruck gemacht hat, dass ihm die Rolle als zweiter Mann eher liegt. Als Rampensau, die sich mit aller Macht in die Öffentlichkeit drängt, ist Sorg jedenfalls noch nicht aufgefallen, seitdem er 2016 zu Löws Trainerteam gestoßen ist. Anfangs war er lediglich zweiter Assistent neben Thomas Schneider, der allerdings nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft in Russland mit dem unerwarteten Vorrundenaus zum Scout degradiert worden ist.

Sorg durfte bleiben. Seine Kompetenz in allen fußballerischen Dingen wird sehr geschätzt, und auch sein Standing in der Nationalmannschaft gilt als deutlich besser als das seines früheren Kollegen Schneider. Das kann auch an seiner Vergangenheit liegen. Abgesehen von einem lediglich halbjährigem und nicht besonders erfolgreichem Intermezzo als Cheftrainer des SC Freiburg in der Bundesliga, hat der 53-Jährige vornehmlich im Nachwuchs gearbeitet: in Freiburg, bei Bayern München und schließlich beim DFB als Coach der U-19-Nationalmannschaft. Sorg, der als Spieler nicht über die Zweite Liga hinausgekommen ist, kennt dadurch viele aktuelle Nationalspieler, weil er sie auf ihrem Weg zum Profi schon in ihrer Jugendzeit begleitet hat.

Als er sich die Aufgaben bei der Nationalmannschaft noch mit Thomas Schneider teilen musste, war der frühere Stürmer Sorg vor allem für die Arbeit mit den Offensivspielern zuständig. Zudem war er derjenige, der in der ersten Halbzeit oben auf der Tribüne saß, um von dort einen besseren Überblick über das taktische Geschehen zu bekommen. „Wer schon mal während eines Spiels unten am Rasen saß, weiß, dass das Sichtfeld stark eingeschränkt ist“, hat Sorg einmal erzählt. „Wenn ich in der zweiten Halbzeit wieder unten bin, merke ich: Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.“ Dass er jetzt zweimal mit den billigen Plätzen wird vorlieb nehmen müssen, dürfte er ausnahmsweise verkraften.

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