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Zwei Spieler, eine Stelle. Sebastian Grönning (links) und Luca Schuler konkurrieren bei Hertha BSC um den Platz im Sturm.

© imago/Matthias Koch

Job-Sharing im Sturm bei Hertha BSC: Luca Schuler und Sebastian Grönning teilen sich eine Stelle

Weil Dawid Kownacki verletzt fehlt, ist Herthas Trainer Stefan Leitl im Angriff zur Improvisation gezwungen. Schuler und Grönning wechseln sich ab. Bisher funktioniert das.

Stand:

Der Pass kam im richtigen Augenblick. Vor allem aber startete Luca Schuler im richtigen Augenblick. Bei der Ballabgabe befand er sich einen Hauch hinter der Mittellinie, die Fahne des Linienrichters blieb unten.

So mag Schuler das am liebsten: wenn er aus der Tiefe kommen kann, mit Tempo und viel freier Fläche vor sich. So wie in der vergangenen Woche, als Hertha BSC ein internes Testspiel gegen sich selbst bestritt. Zu Beginn der zweiten Hälfte wurde Schuler auf die Reise geschickt. Zwei Gegenspieler versuchten ihn zu stoppen und trotzdem kam er zum Abschluss.

71
Minuten hat Luca Schuler im Schnitt für jedes Tor gebraucht

Luca Schuler bringt als Mittelstürmer Qualitäten mit, die Sebastian Grönning nicht hat. Umgekehrt ist es genauso. Anders als Schuler ist der Däne Grönning ein echter Abschlussstürmer, der sich im Strafraum am wohlsten fühlt. Dort, wo der Raum begrenzt und die Zeit knapp ist.

Immer kam der Eine für den Anderen

Herthas Trainer Stefan Leitl eröffnet das vielfältige Möglichkeiten. Und von denen macht er im Moment auch regen Gebrauch: In den vergangenen fünf Pflichtspielen hat Luca Schuler dreimal von Anfang an gespielt, Sebastian Grönning zweimal – und immer ist der eine im Laufe des Spiels für den jeweils anderen eingewechselt worden.

Dass sich die beiden Angreifer bei Hertha eine Stelle teilen, ist auch der Notsituation geschuldet: Zum einen muss Leitl seit Ende September auf den am Sprunggelenk verletzten Dawid Kownacki verzichten. Der Pole, den der Berliner Fußball-Zweitligist im Sommer von Werder Bremen ausgeliehen hat, ist als klare Nummer eins im Sturm eingeplant.

Dawid Kownacki steht nach überstandener Sprunggelenksverletzung kurz vor der Rückkehr ins Team. Er ist bei Hertha als Stürmer Nummer eins eingeplant.

© imago/Noah Wedel/IMAGO/Noah Wedel

Zum anderen hat auch Luca Schuler lange gefehlt, mehrere Monate insgesamt am Ende der vergangenen und am Anfang der laufenden Saison. „Er ist immer noch dabei, Dinge aufzuholen“, sagt Leitl. Nach den Trainingseinheiten absolviert der 26-Jährige weiterhin Grundlagenläufe, um seine Defizite zu kompensieren. Schuler sei da „wirklich auch sehr, sehr fleißig“.

Die Jungs haben das wirklich fantastisch angenommen und ihre Leistung gebracht.

Herthas Trainer Stefan Leitl über das Wechselspiel von Schuler und Grönning

Sein Fleiß macht sich bezahlt. Trotz der Verletzungspause zu Beginn der Spielzeit hat Schuler bereits drei Tore erzielt – nur eins weniger als in der kompletten Vorsaison, seiner ersten bei Hertha nach seinem Wechsel vom 1. FC Magdeburg nach Berlin. In der vergangenen Spielzeit erzielte er alle 174 Minuten ein Tor, in dieser Saison trifft er alle 71 Minuten.

Sebastian Grönning braucht im Moment exakt doppelt so lange, 142 Minuten pro Treffer nämlich. Aber auch er hat bereits drei Tore erzielt und ist damit gemeinsam mit Schuler Herthas bester Torschütze in dieser Spielzeit. Im Pokal kommt sogar noch ein Treffer dazu.

Dawid Kownacki kehrt in Kürze zurück

Grönnig ist im Sommer ablösefrei vom Drittligisten FC Ingolstadt gekommen. In der Vorbereitung war ihm deutlich anzumerken, dass er sich erst an das gesteigerte Niveau gewöhnen musste. Die Qualität und die Intensität in der Zweiten Liga seien deutlich höher, hat er selbst zugegeben. „Aber ich habe versucht zu lernen, was das Trainerteam von mir sehen will. Ich habe kein Training verpasst.“

Auch deshalb hat ihn Trainer Leitl in der Länderspielpause ein wenig aus der Belastung genommen. Beim internen Testspiel in der vergangenen Woche war Grönning nicht dabei. Die Maßnahme hatte offenbar den erhofften Erfolg. „Er wirkt frisch, er wirkt fit, er ist schmerzfrei“, hat Leitl dieser Tage gesagt. Herthas Trainer hat also wieder die Wahl, wer an diesem Freitag im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig (18.30 Uhr, live bei Sky) im Sturm beginnen darf.

Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab, von den Eindrücken im Training, aber auch davon, wie Leitl den Gegner erwartet. Dass die Braunschweiger als Abstiegskandidat eher tief verteidigen als munter nach vorne spielen werden, könnte für einen echten Strafraumstürmer wie Sebastian Grönning sprechen.

Das Job-Sharing verlangt den beiden Mittelstürmern einiges ab. „Es ist ja nicht ganz so einfach, mal zu spielen und dann die nächste Woche wieder draußen zu sein und von der Bank zu kommen“, sagt Leitl. „Die Jungs haben das wirklich fantastisch angenommen und ihre Leistung gebracht.“

Schon kurzfristig aber könnte die Situation für Luca Schuler und Sebastian Grönning noch etwas unangenehmer werden. Dawid Kownacki, der nach ersten Diagnosen bis zum Ende der Hinrunde ausfallen sollte, ist deutlich schneller wieder fit geworden als ursprünglich befürchtet.

In dieser Woche hat er schon wieder das volle Trainingsprogramm mit der Mannschaft absolviert. Gegen Braunschweig am Freitag ist er aber noch keine Option. „Dieses Wochenende ist zu früh für ihn“, sagt Stefan Leitl. „Ich plane mit Dawid erst fürs nächste Spiel in Kiel.“

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