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Küsschen. Angelique Kerber steht bei Olympia im Achtelfinale.

© Imago/HMB-Media

Karriereende ein weiteres Mal verschoben: Angelique Kerber kämpft und kämpft und kämpft

Bei Olympia wächst die deutsche Tennisspielerin noch einmal über sich hinaus und begeistert Fans, Mitspieler und sich selbst. Was ist in Paris noch möglich?

Stand:

Angelique Kerber konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ihre rumänische Gegnerin Jaqueline Cristian hatte im Zweitrundenmatch beim olympischen Tennisturnier gerade einen leichten Ball verschlagen und der Deutschen damit die Chance eröffnet, ihre Einzelkarriere noch ein bisschen zu verlängern. Und diese Chance nutzte Kerber, auch wenn es erst der dritte Matchball war, der ihr den 6:4, 3:6 und 6:4-Erfolg brachte.

Auf Platz 14 war Kerbers Spiel angesetzt, die Stimmung auf dem kleinen Außencourt im Stade Roland Garros tat das keinen Abbruch. Wie schon beim Auftakterfolg gegen Naomi Osaka wurde die Deutsche von vielen Fans frenetisch angefeuert, schwarz-rot-goldene Fahnen wurden geschwenkt und immer wieder erschallten „Angie, Angie“-Rufe.

Von dieser Woge der Zuneigung ließ sich Angelique Kerber tragen, gewann den ersten Satz nach einer ähnlich beeindruckenden Leistung wie im Osaka-Match vor zwei Tagen. Doch dann wurde es hart. Unter der prallen Pariser Mittagssonne wurden Kerbers Schritte kürzer und im gleichen Maße legte die Gegnerin zu. Nach dem verlorenen zweiten Satz sah es so aus, als würden die Zuschauer den letzten Auftritt der Deutschen in einem Einzelmatch erleben.

Vor dem Turnier hatte Kerber ihr Karriereende angekündigt, Olympia sei ihr letzter Tanz. Auch, wenn das so mancher nach ihrem ersten Auftritt nicht so recht glauben wollte. „Die spielt zu gut, um aufzuhören“, hatte Alexander Zverev nach seinem eigenen Auftaktsieg am Sonntag gesagt und erzählt: „Ich habe ihr gestern eine Sprachnachricht geschickt, dass ich glaube, dass sie nie im Leben aufhört. Dazu hat sie nur gelacht.“

Ich habe mein Herz auf dem Platz gelassen.

Angelique Kerber nach ihrem Match bei Eurosport

Vielleicht half ihr auch diese neue Lockerheit im Entscheidungssatz gegen Cristian. Kerber kämpfte wie in besten Tagen, spielte mutig und entschlossen. Zwischendurch blieb sie auch mal nach einem Stopp der Rumänin stehen, sparte Kräfte für die wichtigeren Punkte. 3:1 führte sie in Satz drei, musste wieder den Ausgleich hinnehmen, nur um am Ende wie so oft die besseren Nerven zu haben.

Das Match zeigte noch einmal, warum Kerbers Tennis so mitreißend sein kann. Dieser unbändige Wille trotz schwindender Kräfte das letzte aus sich herauszuholen, zeichnet große Champions aus. Und in ihrer besten Zeit als Profi ist ihr das oft genug gelungen. „Ich bin sehr stolz“, sagte sie später bei Eurosport. „Ich habe mein Herz auf dem Platz gelassen.“

In der dritten Runde geht es gegen Leylah Fernandez aus Kanada

Und dieser Funke sprang auf das Publikum über. Vielleicht trieb die Anfeuerung Kerber noch einmal an ihre Grenze und sogar darüber hinaus. Auf dem eigentlich von ihr ungeliebten Pariser Sandplatz in Roland Garros steht sie nun im Achtelfinale. Erst zum vierten Mal nach ihrem Comeback nach der Geburt ihrer Tochter hat sie zwei Matches am Stück bei einem Turnier gewonnen.

In der nächsten Runde bekommt sie es mit der Kanadierin Leylah Fernandez zu tun, gegen die sie einst bei den US Open ein ähnlich begeisterndes Spiel wie das bei Olympia am Montag gegen Cristian verloren hatte. Das war 2021, inzwischen hat sich im Leben von Angelique Kerber einiges geändert.

Tennis wird bald nur noch eine Nebenrolle für sie spielen, wann genau das ist, ist weiterhin offen. Dieser Abschied bei Olympia sei „etwas Besonderes“ für sie und sie würde jeden Moment genießen. Und noch ist für Angelique Kerber in Paris nicht Schluss. „Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt“, sagte sie mit Blick auf das weitere Turnier. Und konnte sich auch dabei ein Grinsen nicht verkneifen.

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