
Sport: Kein Alkohol...
... ist auch eine Lösung: Vor dem Hamburger Derby soll es diesmal friedlich bleiben
Die Freunde des Feuerwerks waren gut informiert. Im Stadion am Volkspark wurde in dieser Woche ein neuer Rasen verlegt; viele Arbeiter, viel Gewusel, wenig Kontrolle. Beste Bedingungen also, um unbeobachtet ins Zuhause des Hamburger SV zu schlüpfen und etwas Verbotenes zu deponieren: am Donnerstagnachmittag fand die Hamburger Polizei drei Pakete mit Rauchbomben, fein säuberlich unter den Sitzen versteckt. Und zwar dort, wo beim Derby am Sonntag die Fans des FC St. Pauli ihren Klub unterstützen werden.
80 Beamte waren am Donnerstag in der Arena im Einsatz, das Stadion wurde gesperrt, Restaurant, Shop und Museum mussten ihre Pforten schließen. Wer die Rauchbomben ins Stadion brachte und welchem Zweck sie dienten, ließ die Polizei unbeantwortet. Sie wollte auch den Verdacht nicht stützen, dass sich Fans von St. Pauli Zugang zur Arena verschafft und ihre Räucherware versteckt hätten.
Beim Hinspiel am Millerntor im September hatten HSV-Fans Rauchbomben gezündet und das Stadion zu Spielbeginn in blauen Nebel gehüllt. Am Freitag durchsuchte ein Aufgebot der Polizei abermals das Stadion. Am Sonntagmorgen sollen sogar Sprengstoffhunde eingesetzt werden. Die Sorgen des HSV galten am Freitag allerdings weder dem Gegner noch möglichen Rauchbomben. Wegen des Dauerregens in Hamburg verzögerte sich das Ausrollen des frischen Rasens.
Das Hamburger Derby am Sonntag ist als Risikospiel eingestuft. Beim Aufeinandertreffen zwischen St. Pauli und dem Hamburger SV in der Hinrunde hatten stundenlang Hubschrauber über Hamburg gekreist; es hatte vor und nach dem Spiel immer wieder kleinere Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen sowie zwischen den Anhängern und der Polizei gegeben; Wasserwerfer wurden eingesetzt, Fans und Polizisten wurden verletzt. Trotz dieser Erfahrungen gilt der Hamburger Polizei der Sonntag als geeignetster Spieltermin, auch weil durch die anderen Derbys am Freitag und Samstag bundesweit schon viele Hundertschaften gebunden sind. Das sagte Heino Vahldieck (CDU), der für die Polizei zuständige Hamburger Innensenator.
Sein Dank für die Terminierung ging an die Deutsche Fußball-Liga. Vahldieck traf sich am Mittwoch mit Fanvertretern beider Klubs. „Die Unterstützung soll leidenschaftlich, aber gewaltfrei sein“, sagte er. Dem Vernehmen nach sollen 1800 Polizisten aus dem ganzen Norden für ein friedliches Spiel sorgen. Der Konsum von Alkohol wird verboten sein, die Fangruppen werden strikt getrennt und jede einzeln in ihre Blöcke geleitet, sie sollen sogar von unterschiedlichen S-Bahnhöfen aus in die Arena begleitet werden.
Die Klubs haben wie beim Hinspiel in vielen gemeinsamen Aktionen für ein gewaltfreies Derby geworben. Am Freitag gab es eine gemeinsame Pressekonferenz mit den Trainern Armin Veh und Holger Stanislawski sowie den Spielern Fabian Boll und Mladen Petric. „Es sollte diesmal keine dritte Halbzeit geben“, sagte St.-Paulis Mittelfeldspieler Boll, der ja immer noch hauptberuflich bei der Hamburger Kripo arbeitet. Beim Hinspiel trafen sich die Randalierer vor und nach der Partie auf der nahen Reeperbahn. Auf dem großen Gelände am Volkspark dürfte es leichter sein, die Fangruppen zu trennen.