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Frau der Ringe. Katarina Witt, Chefin der Münchner Bewerbung, präsentiert das offizielle Bid Book vor dem Münchner Rathaus. Doch in Garmisch hält der Protest an.

© dpa

Winterspiele 2018: Kein olympischer Friede in München

Münchens Planer sehen eine Lösung im Streit mit den Gegnern der Spiele 2018. Doch davon kann laut deren Anwalt keine Rede sein - im Gegenteil.

Berlin - Wäre die Bewerbung für Olympische Spiele ein Wettrennen, hätte München die Winterspiele 2018 am Montag verloren. Während die Münchner nämlich noch die Fertigstellung ihres Bewerbungsbuches auf dem Rathausplatz feierten, standen die Konkurrenten aus Annecy bereits vor dem Hauptquartier des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne und ließen sich mit ihrem „Bid Book“ fotografieren. Allerdings hatten die Franzosen einen logistischen Vorteil, sie mussten nur rund 100 Kilometer aus den französischen Alpen zur Nordseite des Genfer Sees hinunterfahren. Selbst die Südkoreaner aus Pyeongchang sind bereits eingetroffen. Die Münchner hingegen machten sich erst auf den Weg in die Schweiz, sie werden am Dienstag ihr Buch übergeben.

Doch weil die Winterspiele 2018 nach anderen Kriterien vergeben werden, machen sich die Münchner Bewerber nach wie vor große Hoffnungen. „Wir haben eine hervorragende Chance zu gewinnen“, sagt Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), „jetzt geht es richtig los, die heiße Phase beginnt.“ Das 400 Seiten umfassende Bewerbungsbuch schreibt das Konzept der Münchner detailliert fest. Das Buch ist auch nach den Protesten der Bauern aus Garmisch-Partenkirchen unverändert geblieben. Zumal sich Staatskanzleichef Siegfried Schneider am Montag zuversichtlich zeigte, dass der Streit mit den Grundstücksbesitzern bald ausgeräumt sein wird. „Wir versuchen, eine Lösung in dieser oder in der nächsten Woche unter Dach und Fach zu bringen“, sagte er. Doch davon kann laut Ludwig Seitz nicht die Rede sein. Im Gegenteil.

„Das ist eine Chimäre, das ist Fake“, echauffiert sich der Rechtsanwalt, der 59 Garmisch-Partenkirchener Grundstückbesitzer vertritt, die von den Münchner Olympiaplanungen unmittelbar oder mittelbar betroffen sind. „Es gibt null Kontakt“, sagt Ludwig Seitz dem Tagesspiegel, „es gab und gibt keine Gespräche, wir lehnen Gespräche auch ab.“ Seine Mandanten seien generell gegen Olympische Spiele, weil das enge Tal in Garmisch-Partenkirchen solch eine Veranstaltung nicht vertrage. „Es geht nicht um irgendwelchen Grundstückspoker“, erklärt Seitz.

Er bestätigt zwar die Darstellung der Bewerbungsgesellschaft, dass nur sechs oder sieben seiner Mandanten Grund im Bereich der drei Sportstätten Kandahar, Hausberg und Gudiberg besitzen. Im Gegensatz zur Bewerbungsgesellschaft, die Umplanungsmöglichkeiten sieht, bezeichnet Anwalt Seitz diese Grundstücke aber als „unverzichtbar“ für die Bewerbung. „Und es gibt mindestens drei weitere, die ebenfalls im Bereich des Sicherheitszauns ihre Grundstücke haben“, sagt Anwalt Seitz. Seine übrigen Mandanten seien von Infrastrukturmaßnahmen wie Straßenbau betroffen. Inzwischen hätten sich ihm vier weitere Grundstücksbesitzer angeschlossen, zudem würden sich weitere 100 Eigentümer solidarisch zeigen, behauptet Ludwig Seitz.

Dass die Münchner Bewerbungsgesellschaft trotzdem das „Bid Book“ unverändert auf den Weg schickt, verwundert den Anwalt der Olympiagegner nicht. „Das habe ich erwartet“, sagt Ludwig Seitz, „das ist die Demonstration der Überheblichkeit und die Fortsetzung der arroganten und die Interessen der Betroffenen hinten anstellenden Verfahrensweise.“

Offenbar ist die Situation verfahrener, als es die Münchner Bewerbungsgesellschaft zugeben will. Zwar betonen deren Verantwortliche stets, eine Verhandlungslösung suchen zu wollen. Doch rechtliche Schritte wie eine Enteignung oder die Berufung auf das öffentliche Interesse aus Sicherheitsgründen scheint immer wahrscheinlicher – falls München am 6. Juli in Durban die Winterspiele 2018 überhaupt bekommt.

Um das zu beurteilen, wird vom 28. Februar bis zum 4. März eine Evaluierungskommission des IOC in München eintreffen. Anwalt Ludwig Seitz kündigt bereits an, bei dieser Gelegenheit ebenfalls mit den IOC-Mitgliedern sprechen zu wollen. Und falls diese ihm keine Gelegenheit dazu geben? Der Anwalt droht: „Wir werden uns schon in geeigneter Weise Gehör verschaffen.“

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