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Nico Sturm äußert sich kritisch über die Maße der olympischen Eisfläche.

© Imago/Kevin Ng

Kleine Eisfläche, Chaos im Stadtverkehr: Große Aufregung um olympisches Eishockeyturnier

Die NHL-Profis sind zum ersten Mal seit 2014 wieder bei den Olympischen Spielen dabei. Allerdings sorgt man sich in Nordamerika um das Wohl seiner Stars.

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Eigentlich soll das olympische Eishockeyturnier in Mailand für große Wiedersehensfreude stehen. Zum ersten Mal seit 2014 in Sotschi sind die Profis der National Hockey League (NHL) wieder mit dabei. Insofern können alle Nationen ihre derzeit besten Formationen aufstellen.

Doch rund acht Wochen, bevor die Spiele am 6. Februar im Stadion San Siro eröffnet werden, gibt es großen Unmut über die Arena Santa Giulia, den olympischen Prestigebau in der Stadt. Zum einen, weil die Bauarbeiten laut Zeitplan erst am 2. Februar abgeschlossen sein werden. Drei Tage später beginnt das Turnier der Frauen, die Männer starten am 11. Februar.

Für weitaus größere Irritationen sorgen jedoch die Maße der Eisfläche. Sie werden 60 mal 26 Meter betragen. Damit ist die Fläche über einen Meter kürzer und nur wenige Zentimeter breiter als das in der NHL vorgeschriebene Format. Und das ist in einem Abkommen zwischen der NHL, der Spielergewerkschaft NHLPA, dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dem Weltverband IIHF festgelegt.

Nico Sturm, der in der NHL für die Minnesota Wild spielt, zeigte stellvertretend für einige Profis wenig Verständnis dafür: „Ich bin ein bisschen verblüfft darüber, wie man das gehandhabt hat. Entweder man macht es olympisch oder NHL‑Maße. Jetzt ist es keines von beiden“, sagt er. Der zweimalige Stanley-Cup-Sieger glaubt, dass Spieler, die auf mehr Fläche angewiesen sind, Schwierigkeiten haben werden, während physischere Spieler profitieren.

DEB-Bundestrainer versteht die Aufregung nicht

Während die IIHF die Maße abgenommen hat und in einer Erklärung davon spricht, dass diese „weder die Sicherheit noch die Qualität des Spiels beeinträchtigen“, warnt der stellvertretende NHL-Commissioner Bill Daly vor Konsequenzen. „Wenn die Spieler das Eis für unsicher halten, werden wir natürlich nicht spielen. So einfach ist das“, sagt er.

Der deutsche Bundestrainer Harold Kreis zeigt sich unaufgeregt angesichts dieses Wirbels. „Ich nehme das zur Kenntnis, aber es berührt mich nicht“, sagte er bei einer Medienrunde am Mittwoch. „Wir nehmen die Größe an, wie sie ist. Vielleicht nehmen die etwas früher Kontakt mit der Bande auf, aber sie passen sich schnell an.“

Wir schicken im Grunde genommen alle dorthin, um es für die NHL-Athleten akzeptabel zu machen.

Bill Daly, stellvertretender NHL-Commissioner

Für die aufgeregten Lautsprecher der NHL ist die Eisgröße aber längst nicht die einzige Sorge. Wenn bis zu drei Spiele pro Tag stattfinden, droht die Eisqualität zu leiden. „Das müssen wir im Auge behalten“, sagte Daly. „Wir haben unsere Eisexperten und Techniker sowie externe Anbieter zur Verfügung gestellt. Wir schicken im Grunde alle dorthin, um es für die NHL-Athleten akzeptabel zu machen.“

Christian Künast, Vorstand Sport des Deutschen Eishockey-Bundes, hatte bei der WM in diesem Jahr die Qualität des Eises heftig kritisiert. Er geht aber nicht davon aus, dass das Eis in Mailand Probleme bereiten wird. „Es ist viel mehr Zeit für die Vorbereitung als bei einer WM.“ Dass mehrere Spiele an einem Tag stattfinden, ist zudem nichts Neues, sondern typisch für ein olympisches Turnier.

„Es wird nicht alles perfekt sein“

Anders als im NHL-Ligabetrieb, wo es die Profis gewohnt sind, dass sie in luxuriösen Hotels untergebracht sind und die gesamte Logistik auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, wird es im olympischen Umfeld zudem die eine oder andere Unwägbarkeit geben.

Als sich im Sommer mehr als drei Dutzend Spieler zum kanadischen Olympia‑Orientierungscamp versammelt hatten, sollen sie laut dem Nachrichtenportal „The Athletic“ eher unangenehme Botschaften übermittelt bekommen haben.

„Wenn ihr nach Italien kommt, vertraut mir: Es wird nicht alles perfekt sein“, soll Jennifer Heil, Chefin de Mission, während des Begrüßungsmeetings gesagt haben. „Es wird nicht alles richtig laufen.“ Man warnte die Spieler vor langen Busfahrten im Berufsverkehr und Sicherheitskontrollen bei Fahrten zu und von den Wettkampfstätten.

Bei aller Kritik soll aber nicht zu kurz kommen, dass es auch in der NHL große Vorfreude gibt, dass die Liga bei Olympia endlich wieder vertreten ist. Oliver Ekman‑Larsson, der 2014 mit dem schwedischen Team Silber gewann, sagt etwa: „Für mich war das Set-up völlig ausreichend. Ich war einfach super aufgeregt wegen meiner ersten Olympia‑Teilnahme.“ In Mailand werden nach zwölf Jahren Pause viele Profis ihre Olympia-Premiere feiern.

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