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Die Kleinen laufen den Großen davon. Selten zwar, aber zumindest Marokko schaffte es bei dieser WM ins Viertelfinale.

© IMAGO/Javier Garcia/Shutterstock

Langeweile bei der Fußball-WM?: Marokko erfüllt die Sehnsucht vieler Sportfans

Die Grundidee des sportlichen Wettstreits ist es, den oder die Besten zu finden. Wichtig ist es aber genauso, dass immer neue Herausforderer hinzukommen.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Die üblichen Verdächtigen haben bei dieser Weltmeisterschaft das Viertelfinale erreicht. Fünf europäische Topteams, dazu die südamerikanischen Schwergewichte Brasilien und Argentinien, von denen die Argentinier sogar ins Halbfinale vorgedrungen sind.

Und dann wäre da noch die eine große Überraschung, mit der vor dieser WM nicht unbedingt zu rechnen war – in diesem Falle Marokko.

Wer erinnert sich nicht an Costa Rica 2014 oder an Kamerun 1990? Und natürlich an Nordkorea 1966. Gemeinsam haben diese Außenseiter, dass sie zwar die Herzen gewannen, aber es dann doch nicht ins Halbfinale schafften. Und so wirkt der Hype um die Kleinen letztlich ein bisschen wie Folklore, um so ein Turnier eben als großes Weltevent zu inszenieren.

Nun soll es bekanntlich schon bei der kommenden WM 2026 noch viel mehr Kleine geben, erstmals wird die Endrunde dann mit 48 Mannschaften ausgetragen. Das kann interessant werden und unterhaltsam. Dass am Ende die Topteams trotzdem wieder den Titelträger unter sich ausmachen, darf dennoch als sehr wahrscheinlich gelten.

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Fußball-Weltmeister gab es bisher erst bei insgesamt 21 WM-Endrunden

Die Kritik an der Aufblähung von WM-Endrunden kommt häufig von denen, die sowieso immer dabei sind. Argumentiert wird damit, dass der sportliche Wert sinken würde, weil die Leistungsunterschiede bei mehr Teilnehmern deutlicher ausfallen. Wahrscheinlich hätten die Großen nichts dagegen, wenn sie für die K.o.-Runden gleich mal gesetzt wären, aber so weit wird es hoffentlich nicht kommen.

Denn Teams wie aktuell Marokko erfüllen auch eine Sehnsucht vieler Sportfans, die Sehnsucht danach, dass vielleicht doch nicht immer alles so verläuft, wie es vorher eigentlich schon klar war. Dass irgendwann doch einmal eine Nation den Fußball-Weltmeister stellt, die keiner vor einer Endrunde auf dem Zettel hatte.

Die Grundidee des sportlichen Wettstreits ist es, den oder die Besten zu finden und das auch messen zu können. Wichtig ist es aber genauso, dass es dafür möglichst viele Anwärter gibt und immer neue Herausforderer hinzukommen. Die Außenseiter mögen dabei eine bestimmte Rolle erfüllen – sicher ist: Ohne sie wäre jede große Sportveranstaltung ein gutes Stück langweiliger.

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