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Laura Ludwigs langes Ende: Wie die Beachvolleyballerin zu einer Ikone wurde
Zwanzig Jahre lang prägte Ludwig die Beachvolleyball-Szene. Im Köpenick fing alles an, in Rio holte sie Olympisches Gold, in Timmendorf war es vorbei. Doch ganz will sie dem Sport nicht den Rücken kehren.
Stand:
Es war ein langer Abschied. Über fast vier Wochen und drei Turniere. Doch nach 20 Profijahren, unzähligen Rekorden und elf internationalen Medaillen war das nur angemessen. Laura Ludwig, die Ikone des Beachvolleyballs, spielte am Sonntag ihr letztes offizielles Match.
Um 15.43 Uhr fiel der Ball in den Sand, Ludwig verlor das Finale um die deutsche Meisterschaft in Timmendorf mit ihrer Partnerin Louisa Lippmann gegen Cinja Tillmann und Svenja Müller und damit endete ihre Karriere.
Es flossen Tränen, und doch fühlte es sich nicht wie eine Niederlage an. Die immer lachende Laura, die Partyqueen, die oft tänzelnd einen Raum betritt, verabschiedete sich weinend vor einer lautstarken Fankulisse. Überall schwenkten die mehr als 4000 Zuschauenden Plakate für sie und riefen ihren Namen.
„Ein geileres Ende kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn wir verloren haben. Es war noch mal Gänsehaut pur“, sagte Ludwig. „Ich bin so froh, dass wir Timmendorf noch mal gespielt haben, bis zum letzten Ende auskosten und die Atmosphäre genießen durften. Emotionaler geht’s einfach nicht.“
Ich werde alles dafür tun, dass ich weiter eine Rolle im Beachvolleyball spielen und den Sport weitertragen werde.
Laura Ludwig, Beachvolleyballerin
Nach dem Matchball lief ihre langjährige Beachpartnerin Kira Walkenhorst auf sie zu und umarmte sie. Die beiden waren bisher das erfolgreichste deutsche Frauen-Duo im Sand. Auch Walkenhorst beendete in Timmendorf ihre Karriere. „Es war schön, den Abschied gemeinsam zu genießen. Wir waren für den Moment unbesiegbar“, sagte die 38-Jährige. Ludwig hat den Sport geprägt wie keine andere, und obwohl sie auf 20 „perfekte Jahre“ zurückblickt, musste auch sie einige Hindernisse überwinden, und sich immer wieder an die Spitze zurückkämpfen.
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Begonnen hat alles in Berlin-Köpenick. Am 13. Januar 1986 kam Laura Ludwig zur Welt. Schnell entdeckte sie ihre Liebe zum Ball: Bei ihrem Heimatverein Köpenicker SC begann sie in der Halle Volleyball zu spielen. 2004 wurde sie zur Aufsteigerin des Jahres gewählt. Mit 13 hat sie das erste Mal Beachvolleyball im Strandbad gespielt. Der Sport sollte sie von da an nicht wieder loslassen. Trotz eines Schlaganfalls, den sie 2004 erlitt, dachte sie nie daran, aufzugeben.

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Sie kämpfte sich zurück ins Training, und wurde ein Jahr später mit ihrer ersten internationalen Medaille belohnt: Silber bei der Junioren-Europameisterschaft. Und damit sollte ihre sensationelle Medaillensammlung erst beginnen. Insgesamt holte Ludwig sieben deutsche Meistertitel, viermal EM-Gold, die Weltmeisterschaft 2017 und natürlich der Olympiasieg im Jahr zuvor. Damit ist sie die bisher erfolgreichste deutsche Beachvolleyballerin überhaupt.
Mit dem Olympiasieg zur Sportlegende des Jahrzehnts
Rio war dabei die absolute Krönung ihrer Karriere. Mit ihrer damaligen Partnerin Kira Walkenhorst holte als erstes und bislang einziges deutsches Frauen-Duo Olympia-Gold. Auch den WM-Titel im Jahr danach holte sie mit ihrer langjährigen Partnerin. An diese Erfolge konnte Ludwig in den folgenden Jahren nicht mehr anknüpfen, auch wenn sie weiterhin zur Weltspitze gehörte. 2020 wurden Ludwig und Walkenhorst zu den deutschen „Sportlegenden des Jahrzehnts“ gewählt.
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Für Ludwig ging es immer um die Leidenschaft zum Beachvolleyball. Daran hat sich auch nach der Geburt ihrer zwei Söhne nichts geändert. Für viele Fans machte sie das zu einem Vorbild, die zweifache Mutter, die sich wie eine Löwin immer wieder zurückkämpfte, als viele sie schon abgeschrieben hatten. „Ich spiele aber nicht auf der Tour, nur um zu spielen, tausendmal zu trainieren, und dann umsonst weg von meinen Kindern gewesen zu sein“, sagte sie im Tagesspiegel. „Ich hatte ein großes Ziel und das war, Olympia nochmal zu schaffen.“
Und das gelang ihr auch, allerdings musste sie erkennen: „Ich bin einfach langsam alt und muss den jungen Leuten das mal überlassen“, sagte Ludwig nach ihrem frühen Vorrunden-Aus in Paris mit ihrer Partnerin Louisa Lippmann. „Jetzt ist es gerade der richtige Zeitpunkt.“ Ihre internationale Karriere hatte Ludwig bereits vergangene Woche beim Elite16-Turnier in ihrer Wahlheimat Hamburg beendet. Dort musste sie sich ebenfalls gegen Müller/Tillmann geschlagen geben.
„Ein bisschen Erleichterung fühle ich auch“, sagte sie dem NDR nach dem traditionellen Abschlussturnier in Timmendorf. Was jetzt kommt, wisse sie noch nicht. „Ich werde alles dafür tun, dass ich weiter eine Rolle im Beachvolleyball spielen und den Sport weitertragen werde“, hatte die 38-Jährige bereits vor ihrer Abschiedstour gesagt. „Ich möchte gerne meine Erfahrung weitergeben und meine Energie hineinstecken.“ Angst vor Leere habe sie aber nicht.
Eine Lücke im Beachvolleyball wird Ludwig aber schon hinterlassen. Keine andere Beachvolleyballerin hat so viel erreicht und stand so für diesen Sport wie sie. Andere, junge Beachvolleyballerinnen können jetzt auf dem aufbauen, was sie erreicht hat. Und wer weiß, Cinja Tillmann hat sich mit Svenja Müller in den vergangenen Jahren an die Weltspitze herangearbeitet und dabei ebenfalls viele Hindernisse überwunden. An ihr gab es für Ludwig zuletzt kein Vorbeikommen mehr.
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